Im Februar zeigen Bloggerinen zum #modejahr2016 Job-Outfits aus dem wahren Leben. Ich schreibe diesen Artikel am 27. Februar und bisher ist nicht ein Hosenanzug in der Galerie. Da stellt sich mir die Frage: Ist der Hosenanzug für Frauen ein Auslaufmodell?
Mein Eindruck ist schon seit einigen Jahren, dass die klassische Business-Garderobe immer lockerer wird. Früher war ein männlicher Angestellter im Büro ohne Krawatte undenkbar, heute gehen sogar Unternehmensberater ohne Krawatte zum Kunden.
Frauen trugen bis vor ein paar Jahren im Büro zu offiziellen Anlässen Kostüme oder Hosenanzüge (mit Blusen, nicht T-Shirts!) und heute gilt eine Kombination schon als förmlich. Unter dem Blazer sieht Blusenshirts oder T-Shirts – kaum mehr eine Bluse im Hemdenschnitt. Eine schicke Bluse ersetzt den Blazer. Selbst Bankmitarbeiterinnen sind in der Filiale inzwischen informeller gekleidet. Man sieht Stiefel mit Wintersohle, Cordröcke, Rollkragenpullover, im Sommer T-Shirts – noch in den 2000ern undenkbar. Dunkle Jeans ersetzen immer mehr Tuchhosen. Einen wirklich schicken Hosenanzug zu finden, ist aktuell die größte Herausforderung beim Einkauf von Damenoberbekleidung.
Haben Kleider Anzüge verdrängt?
Kleider sind wieder sehr modern, d.h. es gibt sie überhaupt zu kaufen. Vor ein paar Jahren war es fast unmöglich, schöne Kleider zu finden. Frauen sind in Kleidern auch zu geschäftlichen Terminen oft schöner angezogen als im Hosenanzug, weil ein Kleid ein feminines Kleidungsstück ist, das die Vorzüge einer Frau betont. Ich liebe mein neues Winterkleid – siehe Selfie von Freitag.
Hosenanzüge sind für Männer gemacht
Das Problem bei den meisten Hosenanzügen ist, dass sie bei Frauen mit androgyner Figur klasse aussehen und bei Frauen mit weiblichen Rundungen nicht. Wenn ich Busen, Taille, Hüften und Po habe, sehe ich in einem kurzen Blazer – so ich ihn denn überhaupt geschlossen bekomme – sehr rund aus und Po und Hüften stehen im Fokus. Möchte ich das? Nein. In einem langen Blazer verschwindet dann schnell alles so, dass die Vorzüge gleich mit unter gehen. Wenn ich alternativ ein Kostüm wähle, ist ein Rock erheblich figurfreundlicher dazu. Das könnt Ihr beispielsweise bei Miss Kittenheel immer wieder sehen.
Gilt nicht für alle
Natürlich ist die Auswahl der in der Collage gezeigten Looks nicht repräsentativ. Es ist keine Vorstandsvorsitzende unter den Teilnehmerinnen, keine Versicherungsmaklerin, keine Chefsekretärin einer Bank. Aber es sind alles Frauen, die Jobs haben, mit denen sie sich oder ihre Familie ernähren. Jobs aus dem wahren Leben und die Looks dazu. Zu genau diesen Jobs aus der wahren Welt wären Modestrecken in Zeitschriften viel spannender zu sehen, als der immer wieder neue Business-Look mit High Heels und mehr oder minder förmlicher Garderobe.
Ein Look für viele Fälle
Ansonsten ist mir einfach wichtig, dass ich meine Kleidung für möglichst verschiedene Anlässe tragen kann, damit ich nicht so viele Sachen brauche. Den Look aus dem Header trage ich am Strand und werde ihn im Sommer auch in Seminaren als Trainerin tragen. Nur mit anderen Schuhen …
Ich bin für mehr Realität in Modezeitschriften. Wer noch?