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Wie möchtest du bestattet werden?

Der Beitrag stellt keine Rechtsberatung dar!

Über Beerdigungen und den Appell, sich darum zu kümmern, was im Krankheits-Todesfall mit dir passieren soll, habe ich schon öfter gebloggt, zum Beispiel 2023 beim Lesetipp Nach mir nicht die Sintflut. Gerade hat mich wieder überrascht, wie wenig sich einige Menschen bereit sind, sich damit zu befassen.

Ich bin der festen Überzeugung, dass man es den Hinterbliebenen leichter macht, Entscheidungen zu treffen und eine Bestattung zu organisieren, wenn man die Wünsche der verstorbenen Person kennt und in der emotionalen Ausnahmesituation nicht auch noch überlegen muss, was der Mensch gewollt hätte.

In der Folge finde ich es höchst egoistisch, sich dem Thema zu Lebzeiten zu entziehen. Klar kannst du sagen: mein Tod, meine Sache. Ist es nun mal aber eben leider nicht, denn in den meisten Fällen gibt es eine Leiche, die nicht von alleine verschwindet.

Dir ist egal, was mit deinen sterblichen Überresten passiert?

Auch das ist kommunizierbar. Dann können die Hinterbliebenen nach eigenen Bedürfnissen entscheiden. Dass sie im Schockmoment deines Todes sich dann nicht noch den Kopf darüber zu zerbrechen brauchen, was du wohl gewollt hättest, entlastet sie.

Dir ist das nicht so ganz egal?

Dann hast du vielleicht zu einem Teilaspekt eine Meinung, die berücksichtigt werden kann. Alleine die Entscheidung für eine Sarg- oder Urnenbestattung kann schon helfen, selbst wenn die Hinterbliebenen dann noch zu entscheiden haben, wo der Sarg oder die Urne beizusetzen ist.

Bestattungsrecht in Deutschland

Keine Überraschung: In Deutschland gibt es bei Bestattungen Gesetze zu beachten. Wichtig: Der Beitrag stellt keine Rechtsberatung dar. Er ist nach bestem Wissen erstellt. Im Zweifelsfall lass deine Verfügungen anwaltlich prüfen.

In Deutschland sind Bestattungsformen durch das Bestattungsrecht der einzelnen Bundesländer geregelt, das nicht in allen Punkten einheitlich ist. Das Bestattungsgesetz ist ein Teilgebiet des Friedhofs- und Bestattungsrechts.

Es kann also sein, dass einige Bestattungsformen nicht überall in Deutschland möglich sind. Landesrecht gehört meiner Ansicht nach abgeschafft, aber das ist ein anderes Thema. Die folgenden Optionen sind also vielleicht nicht in jedem Bundesland möglich.

Betrachte sie als Ideen, die du konkret vor Ort in deinem Bundesland prüfen kannst, wenn sie für dich in Frage kommen. Außerdem weißt du nach dem Lesen, wo meine verstorbenen Familienmitglieder verteilt sind.

Bestattungsformen in Deutschland

  1. Erdbestattung im Sarg in einem Grab auf einem Friedhof. Ausnahmen von der Sargpflicht kann es aus religiösen Gründen geben.
  2. Feuerbestattung – der Leichnam wird eingeäschert und in einer Urne beigesetzt.
    • Die Urne kann auf einem Friedhof beigesetzt werden, aber auch auch anderen Orten.
    • Bei einer Seebestattung wird die Urne in einen zugelassenen Seegebiet außerhalb der Drei-Meilen-Zone dem Meer übergeben. In Norddeutschland ist das in der Ost- und Nordsee möglich. Dort befinden sich mein Opa, mein Vater und meine Mutter. Irgendwann kommen mein Mann und ich dazu. Für den Fall, dass einer von uns nach dem Tod des anderen eine neue Liebe findet, stellt sich die Frage nicht, ob man beim alten oder neuen Partner bestattet werden möchte – ein weiterer Vorteil.
    • Bei einer Baumbestattung im Wald wird die Urne an den Wurzeln eines Baumes in einem dafür zugelassenen Natur- oder Friedwald beigesetzt. So wurde eine junge Frau aus der Familie in einer moosbedeckten Urne beerdigt. Meine Schwiegermutter wünscht sich das für ihre Beerdigung ebenso. Diesen Wunsch werden wir gerne erfüllen. In Norddeutschland gibt es inzwischen viele Friedwälder, die ich mag. Mir gefällt die Atmosphäre im Wald.
    • Außerdem können Urnen in Kolumbarien aufbewahrt werden. Kolumbarien sind Urnennischen in oberirdischen Bauwerken, die sich meistens auf Friedhöfen, Kirchen oder Kapellen befinden. Ich kenne persönlich niemanden, der so bestattet wurde. Du?

Anonyme Bestattung oder mit Gedenktafel?

Es gibt die Möglichkeit einer anonymen Beisetzung von Sarg oder Urne ohne Kennzeichnung des Grabes. So wurde meine Oma beerdigt, weil es ihr Wunsch war, eine Erdbestattung im Sarg zu bekommen, aber niemandem die Grabpflege aufbürden wollte.

Wir wissen nur, in welchem Teil des Friedhofs der Bereich der anonymen Grabfelder liegt, kennen aber nicht den Ort des Sargs. Um die Anonymität zu gewährleisten fand die Beisetzung statt, ohne dass die Angehörigen den Termin kannten.

Bei meiner Recherche zu dem Thema habe ich gelernt, dass es auch halbanonyme Bestattungen gibt. Bei denen ist das Grab anonym, die Angehörigen dürfen aber bei der Beisetzung anwesend sein. Teilweise gibt es wohl auch Namen auf einer gemeinsamen Tafel. Sowas habe ich noch nicht gesehen.

In einigen Bundesländern ist inzwischen mit besonderer Genehmigung sogar Ascheverstreuung auf dafür vorgesehenen Friedhofsflächen oder Streuwiesen erlaubt. So wurde unser Hund Paul zum Beispiel anonym beerdigt über das Krematorium, was ihn verbrannt hat. Aber um Tiere geht es hier im Beitrag nicht – es geht um die Bestattung von Menschen.

Reerdigung

In Schleswig-Holstein ist als neue Bestattungsform eine Reerdigung möglich. Das ist eine neue Bestattungsmethode, bei der der menschlichen Körper in 40 Tagen mithilfe von Mikroorganismen in fruchtbare Erde umwandelt wird. Die bei der Reerdigung entstehende Erde kann auf Friedhöfen in Schleswig-Holstein, Hamburg und Mecklenburg-Vorpommern beigesetzt werden.

Körperspende

Wenn du deinen Körper der Wissenschaft für Forschungszwecke zur Verfügung stellen möchtest, gibt es unterschiedliche Rahmenbedingungen je nach Wohnort in Deutschland dafür.

In Hamburg musst du zum Beispiel mindestens 50 Jahre alt sein und darfst max. 50 km von der Uniklinik entfernt leben. In Giessen musst du mindestens 60 Jahre alt sein und darfst nur bis zu 20 km entfernt wohnen. Außerdem gibt es Umstände, die die Annahme deiner Körperspende im Fall des Eintreten des Todes unmöglich machen, zum Beispiel ansteckende Krankheiten.

Eine Beteiligung an den Kosten für die Einäscherung nach der Forschungsarbeit an deinem Leichnam ist vorab bei Anmeldung der Körperspende zu entrichten. Falls die Körperspende nicht angenommen werden kann, wird der Betrag rückvergütet.

Was du in Deutschland nicht darfst

Eine Urne mit menschlicher Asche zu Hause auf dem Kaminsims wie in einem amerikanischen Film aufzubewahren, ist in Deutschland verboten. Außerdem sind Bestattungen auf privaten Grundstücken nur in in absoluten Ausnahmefällen mit Sondergenehmigung erlaubt.

Asche aus einem Flugzeug in der Luft zu verstreuen oder einen Diamanten daraus zu pressen, ist in Deutschland nicht erlaubt. Teilweise kann das aber von Deutschland aus organisiert und im Ausland durchgeführt werden.

In der Luft verstreut zu werden, fände ich schon richtig gut. Da ich meine Beerdigung günstig haben möchte, kommt das aus Kostengründen nicht in Frage und ich bleibe bei meinem Wunsch, in der Ostsee aufgelöst zu werden.

Sorge für dein Ableben vor und genieße das Leben!

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16 Antworten auf „Wie möchtest du bestattet werden?“

Ich bin damit aufgewachsen, dass man da ganz selbstverständlich drüber spricht (nicht so, wie über Geld 😉). Die „Abgebrühtheit“, mit der wir damit umgegangen sind, hat so manchen schockiert. Für mich gehört es einerseits zum Leben, andererseits ist das Sterben abstrakt und weit entfernt (hoffentlich!).
Ich würde am liebsten verbrannt werden und dann kann man mit der Asche machen, was man will. Wenn´s nach mir ginge, käme die einfach auf den nächsten Kompost. Aber ja, da gibt´s ja noch etliche Regulierungen und Gesetze. Was bei der Zahl Erdbewohnern und damit auch an potentiellen Beizusetzenden vielleicht auch gar nicht so schlecht ist.
Liebe Grüße!
PS: Ganz viele Fakten aber auch interessante/lustige/seltsame Geschichten rund ums Thema gibt´s auch beim Bestatterweblog von Peter Wilhelm zu lesen.

In den Blog schaue ich gleich rein!

Bisher habe ich immer gesagt, dass Deutsche eher über Sex als über ihr Einkommen reden. Ich korrigiere: über den Tod anstatt Geld.

Dass ich so Abgebrüht bin in Bezug auf den Tod, führt auch immer wieder zu Irritationen.

Über den Tod spricht halt noch immer kaum jemand, schon gar nicht über seinen eigenen Tod. Und übers Sterben eben noch viel weniger. Kann ich auf der einen Seite nachvollziehen. Aber wenn man Vorsorge getroffen hat, muss man sich halt mit dem Thema auch nicht weiter beschäftigen. Zumindest sehe ich das für mich so.
Und ja, ich habe vorgesorgt. Angefangen mit Patientenverfügung, Vollmachten und Testament. Aber eben auch mit ganz allgemeinen Dingen: Ich möchte keinesfalls verbrannt werden, sondern in einem Sarg im ganzen Stück unter der Erde landen. Ob anonym oder nicht, das dürfen diejenigen entscheiden, die sich um das Grab kümmern „müssen“. Mir ist es egal. Ich habe die Erfahrung gemacht, dass ich kein Grab benötige, an dem ich trauern kann. Andere brauchen aber genau das. Und wenn das so ist, dann nehm ich halt eines. Falls nicht, reicht ein anonymes Gräberfeld. Zur Trauerfeier soll einfach jeder so kommen wie er/sie es für geraten hält. Gerne bunt, gerne schwarz. Und als Musik hätte ich dann gern „An Tagen wie diesen“.
Liebe Grüße
Fran

Du hast meinen Respekt für die umfassende Vorsorge. Und damit kannst Du jetzt entspannt leben!

Dass die Wünsche von Verstorbenen anders sind als die Bedürfnisse der Hinterbliebenen, ist ein schwieriges moralisches Thema. Ich kannte jemanden, der eine Seebestattung wollte und dessen Eltern fehlt total der physische Ort zum Trauern. Die sind dann tatsächlich ans Meer gezogen.

Man sollte sich wirklich schon zu Lebzeiten zumindest darüber unterhalten, wie man bestattet werden möchte. Für mich gilt: Auf die grüne Wiese, ohne dass sich die Angehörigen um eine Grabpflege kümmern müssen.

Erst gestern habe ich einen Beitrag TV gesehen, in dem die Asche eines Verstorbenen in Holland kompostiert wurde. Anschließend wurde diese einer Baumpflanze beigemengt. Dieser Baum wurde dann im Garten der Witwe eingepflanzt. Das hatte sich der Verstorbene zu Lebzeiten gewünscht.
In Deutschland ist das direkt nicht möglich. Aber der Umweg über Holland.

Liebe Grüße
Sabine

Die Lösung mit Erde und Baum finde ich auch toll. Das deutsche Bestattungsrecht mit seiner Friedhofspflicht ist sowas von überholt. Die Kosten für die Hinterbliebenen sind absurd, daran verdienen Staat und Kirchen. Die Reformation davon werden wir leider vermutlich nicht mehr erleben. Die Pfründe werden gesichert bleiben …

Oh ja, über Umwege geht doch schon viel. Aber das ist auch aufwendiger.

Ich habe meinen Kindern kommuniziert, dass ich verbrannt werden möchte und dann entweder in ein Baumfeld auf unserem Waldfriedhof oder einfach ins schon vorhandene und bezahlte Familiengrab des Gögas beigesetzt werden. Das dürfen meine Kinder entscheiden. Eine Urnenbeisetzung ist nicht so ein großer Akt wie die Erdbestattung im Sarg.
Ich finde es schon gut, wenn man das vorher kommuniziert.
Ich wünsche Dir einen schönen Tag Ines, liebe Grüße Tina

Wenn das Familiengrab eh bezahlt ist – umso besser. Finde ich gut, dass deine Kinder wissen, dass sie das entscheiden dürfen.

Einem schönen Abend für Dich!

Wichtiges Thema! Mein Mann und ich haben kurz nach unserer Hochzeit alles dazu festgelegt. Das entlastet die Angehörigen. Meinem Schwiegervater war vieles für seine Beisetzung egal außer die Bestattungsform und der Ort. Unser Nachbar ist in einem Kolumbarium bestattet. Finde ich auch eine schöne Idee. LG Caro

So haben wir es nach dem Hauskauf gemacht. Auf dem Weg zum Notar stellte sich mir die Frage der Erbfolge, was passiert, wenn einer von uns stirbt – wir waren damals noch nicht verheiratet. Kurz darauf hatten wir in der Folge den Termin für den Erbvertrag.

Ein wichtiges Thema, das erlebe ich immer wieder im eigenen Umfeld. Es gibt viele Unklarheiten, die im Trauerfall einen noch mehr verstören als es eh schon der Fall ist.
Mein Mann und ich haben Vorsorge getroffen durch Testament und Patientenverfügung und -Vollmacht.
Wir wollten früher eine Erdbestattung, aber das hat sich geändert. Nun werden wir verbrannt. Ein Grab haben wir noch nicht hier in der Stadt, in der wir gemeinsam leben. Unsere Familiengräber sind in anderen Orten. Aber wir werden hier eines bekommen. Mit wenig Pflege-Aufwand und dennoch persönlich. Das haben wir schon besprochen. Der Überbleibende wird dies regeln, wenn wir uns nicht noch einen alten Grabstein aussuchen, den wir restaurieren lassen. Das ist auch noch eine Idee von uns. Aber ob das geht mit einer Urne, das weiß ich noch gar nicht. Da müssen wir uns drum kümmern. Zuviele Regeln gibt es und inzwischen zuviel Platz auf den Friedhöfen, weil kaum mehr Erdbestattungen sind. Da könnte mehr Freiheit einziehen bei der Wahl und den Möglichkeiten. Ich hoffe, das ist dann so, wenn wir dran sind… Aber wir werden bald nachfragen.
Bei meiner Trauerfeier soll gespielt werden: „Hearst es nit, wia die Zeit vergeht“ von Hubert von Goisern. Und noch was von Mozart, das darf frei ausgesucht werden.
Ja, ein spannendes Thema hast du da heute…
Herzlich,
Sieglinde

Genau dieses Verstörend meine ich, was ich den Hinterbliebenen nicht zumuten möchte. Wie Du schreibt: Man kann seine Meinung ändern und auch das dann kommunizieren. Nichts ist in Stein gemeißelt, bis man unter selbigem liegt.

Ich finde es super, dass du dieses Thema aufgreifst. Wir wussten nicht, wie mein Vater und mein Mann beerdigt werden wollten und das hat sehr belastet. Deshalb habe ich genau verfügt, was mit mir einmal passieren soll. Und meine Mutter hat sogar inhaltlich ihre Trauerfeier komplett vorbereitet. Als sie vor einigen Jahren ihre Wünsche mit mir besprochen hat, war das sehr emotional. Ich bin ihr aber immer noch dankbar dafür, weil es jetzt mit ihrer Demenz nicht mehr ginge.

Falls ich vor meiner Mutter sterbe, möchte ich auf jeden Fall ein Urnenbegräbnis auf dem Familiengrab. Ansonsten kann ich mir sehr gut eine halbanonyme Urnenbestattung vorstellen. Vom Harburger Friedhof kenne ich den Rosenhain und letzte Woche habe ich zufällig entdeckt, dass diese Bestattungsform ganz neu auch auf unserem Heidefriedhof angeboten wird. Es gibt dort einen Kieferhain und es gibt Lavendelfelder. Die vier in Stein gefassten Lavendelfelder mit Stele oder schräg liegenden Platten für die Namen könnte ich mir gut vorstellen.

Liebe Grüße

Gabriele

Die Demenz deiner Mutter ist der beste Beweis, warum es gut ist, sich in klaren Zeiten um so etwas zu kümmern. Schön, dass der Heidefriedhof solche halbanonymen Grabfelder jetzt auch anbietet. Das wirst in den nächsten Jahren bestimmt gut angenommen.

Liebe Ines,
Respekt, dass Du das Thema verbloggst und so umfassend recherchiert hast. ich habe meine Großeltern und meine Eltern bis zum letzten Atemzug begleitet und dabei viel über den Tod und das Sterben gelernt. Und auch über das, was danach passiert. Der Tod hat dabei ein Stück weit seinen Schrecken für mich verloren.

Ich habe eine genaue Vorstellung, die meine Familie auch kennt. Wenn ich nicht gerade sowieso da bin, werden meine sterblichen Überreste nach NL überführt, dort verbrannt und in der Nordsee verstreut.

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