Mein Beitrag Stilberatung: Kompressionsstrümpfe im Sommer zeigen oder nicht? ist einer der meistgelesenen. Beim Monats-Memo Juli kommentierte Caro, dass sie mit Kompression an den Beinen bisher gut durch den ersten Sommer gekommen sei.
Der Sommer ist mit Kompressionsware eine besondere Herausforderung, weil die Strümpfe bzw. Strumpfhosen zusätzlich wärmen und beim Tragen von Kleidern, Röcken oder verkürzten Hosen sichtbar sind.
Dass gerade an heißen Tagen der Kompressionseffekt besonders wichtig ist, macht es nicht leichter, sich für die Vernunft zu entscheiden. Welche Besonderheiten die anderen Jahreszeiten haben und was sie sich von Kompressionsstrümpfen wünscht, verrät Caro uns im Interview.
Liebe Caro,
bitte stelle dich und dein Kompressionsthema kurz vor. Warum trägst du Kompressionsbestrumpfung?
Ich bin Caro, lese schon viele Jahre mit großem Interesse und Freude deinen Blog. In wenigen Wochen feiere ich meinen 58. Geburtstag und wohne in einer schönen Stadt an der Elbe. Ich bin 1,60 m groß und trage Kleidergröße 38.
Kräftigere Beine hatte ich eigentlich schon immer, ein Erbe meiner Mutter. Das hat mich nicht sonderlich gestört, nur dass ich im Sommer häufig schwere Beine hatte. Im letzten Jahr fiel mir auf Fotos auf, dass die Fußknöchel noch kräftiger geworden waren. Bei einer Untersuchung in der Uniklinik wegen des Verdachts auf eine Thrombose, es war zum Glück keine, machte mich der behandelnde Arzt darauf aufmerksam, die Ursache für die dicken Fußknöchel bei Gelegenheit mal abklären zu lassen.
Von meinem damaligen Hausarzt erhielt ich eine Überweisung zum Angiologen. Dort wurde festgestellt, dass mit meinen Venen alles in Ordnung sei – was ich bereits wusste – und ich vermutlich ein Lipödem im Stadium 1 hätte. Mein Hausarzt stellte mir ein Rezept für ein paar Kniestrümpfe in Rundstrick aus.
Die Beraterin des ersten Sanitätshauses meinte, dass dies nicht die richtige Versorgung für ein Lipödem sei. Da habe ich zum ersten Mal gehört, dass es Flachstrick und Rundstrick gibt. Flachstrick ist die Versorgung für Lip- und Lymphödem. Rundstrick für Venenprobleme.
Sie schrieb eine Rezeptempfehlung aus, die sie gleich an meinen Hausarzt schickte. Mein damaliger Hausarzt war nicht bereit, die Empfehlung umzusetzen – wegen der Kosten für die Krankenkasse. Das war für mich der Auslöser, mich nach einem anderen Hausarzt umzusehen.
Zum Glück habe ich eine ehemalige Kollegin, die seit vielen Jahren ein Lipödem hat und bei ihr habe ich nachgefragt, ob sie mir einen Tipp für einen entsprechenden Arzt geben könnte. Sie hat mir ihren Hausarzt empfohlen, bei dem ich seit Ende des vergangenen Jahres in Behandlung bin.
Anfang dieses Jahres bin ich das Thema Lipödem angegangen. Diesmal war es kein Problem, eine entsprechende Verordnung zu erhalten. Ich habe mich auch nach einem anderen Sanitätshaus umgesehen. Die Beraterin aus dem letzten Jahr war sehr freundlich und fachkundig, aber die Chemie zwischen uns stimmte nicht, so dass ich mich nach dem ersten Termin unwohl fühlte. Im März habe ich ein anderes Sanitätshaus ausprobiert. Dort fühle ich mich gut aufgehoben.
Was soll die Kompressionsbestrumpfung bewirken und wie ist sie in dein Leben integriert?
Die Ärzte haben mir dazu nicht allzu viel erklärt und ich habe auch nicht umfänglich nachgefragt. Die Kompression soll den Lymphfluss verbessern und verhindern, dass das Ödem noch schlimmer wird. In den vergangenen Monaten habe ich gemerkt, dass ich abends nicht mehr so schwere Beine habe, vor allem an besonders heißen Tagen über 35 Grad.
Ich ziehe meine Kompression morgens nach dem Duschen an und versuche diese bis abends zu tragen. Meistens sitze ich nach dem Abendbrot auf der Couch und lege die Beine hoch. Davor ziehe ich die Kompression aus. An die Tragedauer habe ich mich langsam herangetastet, ebenso beim Umgang mit den Temperaturen.
Welcher Art Kompressionsstrümpfe trägst du?
Ich trage Flachstrickkompression. Diese ist gut daran zu erkennen, dass sie eine Naht hat – entweder auf der Rückseite oder an der Seite. Da ich ein Lipödem im Stadium 1 habe, trage ich Flachstrick der Kompressionsklasse CCL 2.
Gestartet bin ich mit Oberschenkelstrümpfen, die am oberen inneren Rand eine Gummierung haben, damit diese dort haften. Beim ersten Versuch fingen die Strümpfe gleich an zu rutschen. Eine erneute Anpassung klappte deutlich besser. Seit Mitte Mai habe ich Oberschenkelstrümpfe, die nur ca. 10 cm rutscheb und dann in dieser Position bleiben.
Meine Beraterin meinte, dass es noch andere Varianten von Strümpfen gibt, die bei vielen anderen Patienten gut funktionieren. Deshalb habe ich für den Sommer ein paar Kniestrümpfe mit offener Spitze und eine Leggings. Aber auch hier bedurfte es eines zweiten Anlaufs, damit beide so passen, dass ich damit zurechtkomme.
Wie viele Paare hast du und in welchen Farben sind sie?

Ich habe ein Paar Oberschenkelstrümpfe in Dunkelblau. Die Kniestrümpfe und die Leggings sind in Sandfarben. Flachstrick-Kompression ist maßangefertigt und ziemlich teuer. Für die Kniestrümpfe und die Leggings hat meine Krankenkasse 800 Euro bereitgestellt.
Trägst du über der Kompressionsbestrumpfung zusätzlich Socken oder eine farbige Nylonstrumpfhose bei sichtbaren Beinen?
Ich versuche soweit wie möglich, meine Kompressionsbestrumpfung zu kaschieren. Ich trage meistens lange Hosen, längere Kleider oder Röcke. Durch die helle Farbe für den Sommer fallen die Strümpfe nicht zu sehr auf. Zumindest bilde ich mir das ein. Die offene Spitze bei den Kniestrümpfen ermöglicht es mir, mit sichtbaren Zehen meine Sandalen zu tragen.
Socken trage ich zusätzlich nicht. Das wäre mir an den Füßen zu viel Stoff. Wie es im Herbst sein wird, muss ich sehen.
Was hat dich überrascht, als du begonnen hast, Kompressionsbestrumpfung zu tragen?
Mich hat überrascht, wie schwierig es ist, die richtigen Strümpfe für mich zu finden. An dieser Stelle bin ich mit meiner Beraterin weiter auf der Suche und dankbar, dass sie mir Mut macht, am Ball zu bleiben. Die Oberschenkelstrümpfe finde ich am besten, aber die rutschen etwas. Die Versorgung ist daher nicht ganz optimal.
Die Kniestrümpfe passen prima, die trage ich zurzeit fast nur noch. Die versorgen aber eben nicht das komplette Bein. Andererseits trage ich diese auch bei Temperaturen über 30 Grad.
Mit den Leggings komme ich am wenigsten zurecht. Die Fußknöchel schwellen beim Tragen an und ich fühle mich in der Bauchregion sehr unwohl. Das ist mir alles zu unangenehm. Bei Temperaturen von über 25 Grad schwitze ich darin sehr.
Beim Fahrradfahren – ich fahre vor allem in den wärmeren Monaten des Jahres täglich 20 Kilometer – sind die Leggings nicht optimal. Die vielen Nähte stören mich, ich kann schlechter aufs Fahrrad steigen. Es passt einfach nicht. Zudem rutschen meine Hosen am Bund zu stark wenn ich die Leggings trage. Für den Herbst werde ich mit meiner Beraterin des Sanitätshauses nach einer anderen Lösung suchen.
Was ist einfacher als erwartet, was schwieriger?
Einfacher als erwartet war es, wie gut ich die Kompressionsstrümpfe angezogen bekomme. Das ging von Anfang an relativ fix. Es klappt zwar nicht jeden Tag gleich gut, aber das ist nicht schlimm. Ich benutze zum Anziehen Gummihandschuhe. Auch da habe ich ausprobiert, mit welchem Hersteller ich am besten klarkomme.
Schwieriger ist, die für mich optimale Versorgung zu finden. Das hätte ich nicht gedacht. Da gibt es wohl auch Unterschiede zwischen den Herstellern. Die richtige Lösung muss jede für sich selbst finden. Das ist so individuell wie jeder Mensch unterschiedlich ist.
Wenn du einen Wunsch an die Hersteller von Kompressionsbestrumpfung frei hättest, was hättest du dann gerne?
Ich wünsche mir, dass die Hersteller ein Material entwickeln, das dünner und noch atmungsaktiver ist als das jetzige und trotzdem den gleichen Druck auf die Beine ausübt. Es sind viele verschiedene Angebote auf dem Markt. Vielleicht könnten die Hersteller einen Weg finden, ihre Produkte direkt den Endkundinnen vorzustellen, ohne die Sanitätshäuser auszuklammern.
Wie hat das Tragen der Kompressionsstrümpfe deine Oberbekleidung verändert?
Ich habe versucht, meine Oberbekleidung ein wenig anzupassen. Knieumspielende Kleider trage ich nicht mehr. Ein oder zwei davon habe ich noch im Schrank, weil ich mich von ihnen nicht trennen mag. Ich habe mir längere Kleider und Röcke zugelegt.
Die Mode mit den weiteren Hosen finde ich ganz toll. Darunter kann ich die Kompression hervorragend verstecken. Ich liebe meine Jumpsuits mit weiterem Bein. Dafür bekomme ich immer wieder Komplimente.
Ich versuche bei meinem Outfit, die Blicke von meinen Beinen abzulenken. Meistens gelingt mir das ganz gut.
Welchen Tipp hast du für Träger_innen von Kompressionsware, um möglichst gut durch heiße Sommertage zu kommen?
Durch Zufall habe ich für mich entdeckt, dass es angenehm ist, die Strümpfe am Morgen noch nebelfeucht anzuziehen. Ich hatte meine Strümpfe abends gewaschen und am Morgen waren sie noch nicht ganz trocken. Das fühlte sich toll an.
Ansonsten der übliche Tipp die Kompression mit einer Sprühflasche kaltem Wasser am Tag anzusprühen, um ein wenig Kühle zu bekommen.
Welche Tipps wünscht du dir von meinen Leser_innen?
Ich bin für jeden Tipp offen und dankbar. Ich bin schließlich noch am Anfang meines Weges. Manchmal stolpert man durch Zufall über eine gute Idee oder eben nicht. Deshalb Danke für alle Hinweise.
Danke für deine offenen Antworten!
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5 Antworten auf „Mit Kompressionsstrümpfen durchs Jahr: Tipps für Sommer, Herbst und Winter“
Kompressions-Strümpfe erfordern viel Zeit und Geduld und kenntnisreiche Beratung. Die Erfahrungen von Dir kann ich gut nachvollziehen, wenn auch nicht wegen Lipödems, sondern wegen Venenerkrankung. Es fängt beim Arzt an und hört bei der Fachberatung nicht auf…
Gut, dass Du gewechselt hast, als Du Dich nicht gut beraten oder wohl gefühlt hast. Auch ich war bei drei verschiedenen Fach-Ärzten mit unterschiedlichsten und zum Teil falschen Diagnosen bis ich endlich erfahren habe, dass es sogar eine ambulante und teure OP gibt (die die Kasse hier nicht bezahlt hat). Nach dieser OP musste ich keine Kompressionsstrümpfe mehr tragen. Aber ob das so bleibt…?
Gut, dass Du Dich selbst so gut drum kümmerst. Es gibt ein Buch zum Thema:
Lipödem rechtzeitig erkennen und richtig behandeln. Dr. med Thomas Weiss, Südwest Verlag.
Das fand ich interessant, als ich noch dachte, ich hätte ein Lipödem. Ich kann es Dir gern leihen.
Ich finde Deine Vorgehensweise vorbildlich und wünsche Dir viel Geduld weiterhin und gute fachliche Beratung.
Liebe Grüße
Sieglinde
Ich danke dir sehr für deinen Kommentar und deine wertschätzenden Worte. Das bedeutet mir viel und ich danke dir für den Buchtipp verbunden mit deinem Angebot des Leihens. Ich habe gleich mal geschaut und werde mir das Buch kaufen, denn ich denke, es ist eine gute Investition.
Ich glaube, man sollte sich auf den Weg machen und sich mit der Diagnose auseinandersetzen. Genauso wie du es beschrieben hast.
Ein Austausch mit anderen Betroffenen finde ich unerlässlich.
Ich wünsche dir sehr, dass du keine Kompression mehr tragen musst.
LG Caro
Ich finde das Thema habt ihr beide sehr feinfühlig und mit guten Tipps aufgegriffen.
Ich finde es so wichtig, dass auch solche Themen angesprochen werden. Und mit Caro haben wir eine Expertin, weil sie ihre Erfahrung mit uns teilt. Gute Beratung finde ich wichtig, auch zu wechseln, wenn man sich nicht gut damit fühlt.
Liebe Grüße
Nicole
Vielen Dank, liebe Nicole. Ein Wechsel macht man sicher nicht leichtfertig. Da kommt doch häufig einiges zusammen, ehe dieser Schritt gegangen wird. Wichtig ist, dass man in solchen Situationen nicht ausharrt, sondern sich umsieht und von anderen Hinweise erhält.
Als Expertin würde ich mich nicht bezeichnen, lediglich offen, meine Geschichte zu erzählen, um anderen Mut zu machen.
LG Caro
Sehr guter Post, der hoffentlich noch viele Tipps zusammenträgt. Sehr viel habe ich leider nicht beizutragen. Wir überweisen unsere Patienten mit diesem Problem gern an Dr. T. Weiss, der in der Mannheimer Innenstadt eine Praxis hat. Natürlich verordnen wir bei entsprechender Diagnose ohne Probleme Kompressionsversorgung flachgestrickt. Schade, dass der Hausarzt da zickig war. Das tut mit leid. Alles Gute weiterhin.
In einigen medizinischen Fachzeitschriften habe ich gelesen, dass die Krankenkassen die bisher privaten Operationen bzgl. Lipödem künftig bezahlen möchten. Das wäre auch ein guter Schritt für Patienten mit hochgradiger Diagnose.
Liebe Grüße Tina