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Zivilcourage im Alltag

“Wie gehst Du damit um, wenn mit schutzlosen Lebewesen Deiner Ansicht nach gewaltsam umgegangen wird?”

fragt Kristin und hat sich diesen Beitrag gewünscht

Eine Diskussion in den Kommentaren dazu ist ausdrücklich erbeten, gerne auch unter den Kommentierenden. Es geht nicht darum, die eine richtige Ansicht zu finden, sondern verschiedene Blickwinkel zu berücksichtigen, die den eigenen Horizont erweitern.

Gewalt versus angemessene körperliche Intervention

Bei Lebewesen macht es für mich keinen Unterschied, ob jemand ein Kind, einen Erwachsenen oder ein Tier zu hart anpackt. Aber was heißt denn zu hart anpackt? Nehmen wir das Beispiel Hund. Da erlebe ich täglich Verhaltensweisen von Menschen, die ich nicht angemessen finde. Ich weiß aber, dass es im Gegenzug ebenso Hundehalter gibt, die mein Verhalten dem Zausel gegenüber in anderen Punkten unangemessen finden.

Genauso gibt es unterschiedliche Meinungen dazu, ob man ein Kind anschreien oder am Arm packen darf. Die Grenze zwischen Misshandlung eines Lebewesens und angemessener körperlicher Intervention zum Erreichen einer Verhaltensänderung ist fließend und wird von jedem anders definiert.

Das eine ist also die Frage, was man für angemessen hält. Das kann nur jeder für sich beantworten. Der andere Punkt ist, wie Du damit umgehst, wenn in Deiner Gegenwart Grenzverletzungen stattfinden, die das Angemessene überschreiten.

Was machst Du ganz konkret, wenn Du beispielsweise siehst, dass jemand ein Kind zu doll am Arm packt oder seinen Hund mit der Leine schlägt?

Ich finde den Umgang damit schwierig, weil ich davon ausgehe, dass mein Handeln beim Täter nicht zu einer Verhaltensänderung wird. Schauen wir die realistischen Optionen an

  • Weggucken
  • Ansprechen
  • Beschimpfen
  • Anzeigen.

Weggucken ist sicherlich die schlechteste Option. Deinem Herz wird es damit nicht gut geht und für das Opfer kann sich nichts verbessern.

Vor dem Ansprechen könnte noch der berühmte böse Blick, ein Kopfschütteln oder ein in den Bart gemurmelter Protest stehen. Einen bösen Blick und Kopfschütteln gibt es meistens von mir. Das wird aber nichts ändern, denn wen stört es schon, wenn ein fremder Mensch einem im Vorbeigehen einen bösen Blick zuwirft – wenn der Blick den überhaupt wahrgenommen wird. Bleibt also direktes Ansprechen als Option.

“Hallo, würden Sie das bitte unterlassen. Sie tun dem Kind/Tier damit weh und das halte ich nicht für angemessen.”

Leider ist meine Erfahrung in der Praxis damit, dass man dafür vom Täter beschimpft wird und sich nichts ändert. Mag in Gruppen wie einer vollen U-Bahn anders sein, aber in 1:1 -Konstellationen führt das zu nichts. Oder doch? Immerhin kann ich danach in den Spiegel gucken, ohne mich fürs Ignorieren zu schämen.

Wenn freundliches Ansprechen zu nichts führt, könnte Beschimpfen die nächste Eskalationsstufe sein.

“Ey, hören Sie gefälligst auf, an Ihrem Kind/Tier herumzuzerren!”

Zu was führt das? Zu hohem Puls bei Dir und Ignoranz oder Zorn beim Gegenüber. Schlimmstenfalls bepöbelt man sich gegenseitig und geht fluchend auseinander oder fällt übereinander her. Zu nichts Gutem also.

Ich habe noch nicht erlebt, dass meine verbal geäußerte Kritik – egal in welchem Ton – in solchen Situationen zu einer sichtbaren Verhaltensänderung geführt hat. Wobei das vielleicht so gar nicht korrekt ist, denn meistens wird die negative Handlung dadurch zumindest für den Moment unterbrochen. Unterstelle ich nur, dass sie bei nächster Gelegenheit fortgesetzt wird? Vielleicht findet doch ein Umdenken statt? Da man selten zweimal mit denselben Menschen in solch eine Lage gerät, fehlt die B-Probe.

Wenn man der Meinung ist, ein Lebewesen durch Fremdeinsatz schützen zu müssen, kann ein Anruf bei bei der Polizei oder eine Anzeige ratsam sein. Bei Anzeige denke ich sofort an Denunziation und denunzieren möchte ich niemanden.

Aber in dem Fall geht es nicht darum, jemandem (Täter) aus persönlichen, niederen Beweggründen zu schaden, sondern jemanden (Opfer) vor Gewalt zu schützen. Wenn andere Wege fruchtlos waren oder die Situation zu krass ist, kann eine Anzeige durchaus das Mittel der Wahl sein.

Eine Anzeige muss nicht immer über die Polizei laufen. Kindeswohlgefährdung kannst Du beim Jugendamt melden, Tiermisshandlungen beim Veterinäramt. Eine Hürde gibt es dabei allerdings: Um jemanden anzeigen zu können, musst Du wissen, um wen es sich handelt. Das kann ggf. die Polizei feststellen lassen, allerdings erfordert das, denjenigen so lange aufzuhalten, bis die Polizei eintrifft.

Wie lebst Du Zivilcourage im Alltag?


29 Antworten auf „Zivilcourage im Alltag“

Guten Morgen, hm Du bist echt tapfer Ines mit dieser Frage?!!
Ich bin da ziemlich bei Dir. Ich wähle direktes ansprechen. Wie das dann weiter läuft ist so individuell wie die Menschen. Könnte ich jetzt schlecht beantworten. Ich könnte mal sehen nachts wie der Nachbar seine Frau prügelt an der Haustür, da haben wir natürlich die Polizei gerufen.
Wegschauen finde ich auch die schlechteste Option, lieber sagen ich seh was Du machst und das ist ganz und gar nicht in Ordnung!
Ich wünsche Dir einen schönen Donnerstag, liebe Grüße Tina

Bei so offensichtlicher Gewalt wie bei Deinen Nachbarn würde ich auch immer sofort die Polizei rufen.

Ich hatte so eine Situation mal als junge Frau vor über 25 Jahren in einer gut gefüllten U-Bahn. Da schlug der betrunkenen Mann, der mir am Vierer gegenüber saß, seine Begleiterin neben ihm so ins Gesicht, dass ihr Kopf gegen die Scheibe flog und sie blutete.

Ich bin erstmal aufgestanden für Abstand, weil ich Angst vor dem Kerl hatte. Keiner tat etwas außer selbst Abstand zu suchen. Die nächste Station kam umgehend. Ich bin in der Tür so stehen geblieben, dass die nicht zu schließen war und habe nach dem Stationswärter, den es dort damals noch gab (Handy hatte ich noch nicht), gerufen für Hilfe. Stattdessen wurde ich aber vom Lokführer beschimpft, dass ich endlich aus der Tür gehen solle, damit er weiter fahren kann. Das hat gefühlt ewig gedauert, bis jemand am Bahnsteig die Lage begriffen hat.

Dann versuchte der Täter zu fliehen und lief der Polizei direkt in die Arme. Als ich dann wieder eingestiegen bin zur Weiterfahrt murmelten ein Mifahrer zustimmende Worte. Ich war stinksauer auf den Haufen Feiglinge!

Ich wünsche Dir einen gewaltfreien Tag :).

ist es nicht schlimm wie man alleine da steht? Da wären doch so viele und zusammen ist man doch stärker. Du warst super! Ich hätte Dich unterstützt und das sag ich nicht nur so.
Ich steh oooft alleine da, auch beruflich wenn ich Missstände anspreche. Die anderen DENKEN nur das Selbe aber keiner macht den Mund auf. 🙄
Was Greta sagt ist auch sicher richtig. Gerade die Kinder brauchen diese Bestätigung, dass das nicht in Ordnung ist oder „normal “ . Sie kennen es oft ja nicht anders. Deshalb auch hier wichtig, lieber einmal mehr den Mund aufmachen. Ich habe einer offensichtlich überforderter Mutter such schon mal meine Nummer gegeben und Hilfe angeboten wenn sie mal Freiraum braucht. Sie war sehr dankbar, angerufen hat sie natürlich nie.
Dir auch einen gewaltfreien Donnerstag, liebe Grüße Tina

Liebe Ines, ich musste mich beruflich schon mit dem Thema beschäftigen. Ich weiß, dass die Täter oft nicht aufhören, aber dass es einem Kind sehr hilft, wenn Unrecht benannt wird. Sie erinnern sich oft Jahre später noch, dass sich jemand auf ihre Seite gestellt hat und sie ihrer Wahrnehmung trauen können, dass es nicht in Ordnung ist, was ihnen da passiert. In der Praxis bin ich oft auch nicht mutig genug oder finde nicht die richtigen Worte. Liebe Grüße Greta

Das Argument, “dass sich jemand auf ihre Seite gestellt hat und sie ihrer Wahrnehmung trauen können” finde ich sehr ermunternt. Es ist so wichtig, dass die Opfer wissen, dass es nicht an Ihnen liegt und dass ihnen wirklich unrecht geschieht und dass das nicht “normal” ist, misshandelt zu werden.

Es kommt wohl auf die Situation an. Ich bin da bei Greta, dass ich mich oft nicht traue, etwas zu sagen. Eine konkrete Misshandlung habe ich bisher glücklicherweise noch nicht erlebt. Ich hätte aber keine Scheu, die Polizei zu alarmieren, wenn die Situation brenzlig werden sollte.

Liebe Grüße Sabine

Liebe Ines,
ja, Zivilcourage ist schwierig, da gebe ich dir Recht. Mir gefällt diese neue Aktion mit der Handbewegung (im Vorbeigehen oder beim Ansehen mehrmals eine Faust machen als Hilferuf). Es kommt gerade bei Kindern auf die Situation an- ist es ein ‘es reicht jetzt’ am Arm packen oder viel mehr? ich glaube, das fühlt man.
Ich finde es beeindruckend, was du in der U-Bahn gemacht hast und richtig. Man hätte die verbleibenden ansprechen sollen und sagen: Warum haben sie nicht geholfen?
Ich habe vor Jahren mal nachts die Polizei gerufen, weil ein Mädchen (stark betrunken) vor dem Haus unserer Nachbarn geschrieen und geheult hat. Unsere damaligen Nachbarn haben sie angebrüllt, sie solle abhauen, das wäre Ruhestörung. Sie hat sich dann ausgezogen, getobt und auf die Straße gelegt. In der Nähe war ein Gewässer und ich hatte Angst, sie würde sich etwas antun oder da reinfallen und ertrinken.
Ich traute mir jedoch nicht zu, sie davon abzuhalten. Also habe ich die Polizei gerufen, die das sehr gut fanden und sich wirklich bedankt haben.
Bei wirklicher Gewalt oder Unfällen nachts würde ich nicht persönlich einschreiten, aber immer aus der Ferne rufen und sofort die Polizei verständigen. Lieber einmal mehr in einem solchen Fall als einmal zu wenig. Angst hätte ich immer, deshalb würde ich mich auf mein Bauchgefühl verlassen. Aber wegsehen? Niemals. das würde ich ja bei mir auch nicht wollen, oder?
Ein sehr tolles und wichtiges Thema, das du da angepackt hast. Zum Wecken und Selbstreflektieren.
Liebe Grüße
Nicole

Wie gut, dass Du für das Mädchen gesorgt hast. Sowas kann wirklich schnell böse enden. Genau dafür ist die Polizei ja da – man muss nicht alles selbst machen.

Liebe Ines,
gutes Thema und Diskussionen hier. Wenn z. B. jemand in einer Supermarktschlange hinter mir mit seinem Kind rumbrüllt und keift, drehe ich mich schon mal um und frage, ob das jetzt angemessen wäre. Also, betont ruhig und höflich. Meistens ist dann erst mal Ruhe. Bei körperlichen Übergriffen auf Mensch oder Tier mache ich auch den Mund auf und werde “leider” ziemlich schnell unhöflich. Aber trotzdem: der- oder diejenige bekommt ein Echo auf die Taten. Weggucken ist das Schlimmste. Schlimmstenfalls würde ich auch die Polizei einschalten. Wir haben mal in einer früheren Wohnung das Jugendamt benachrichtigt, weil aus der angrenzenden Wohnung, aber ein Haus weiter (Wand an Wand), nächtliches jämmerliches und anhaltendes Kinderweinen zu hören war. In meiner Phantasie sah ich ein misshandeltes Kind. Mein Anruf beim Amt wurde erst zurückhaltend und ausweichend aufgenommen, aber, ich erhielt dann nach ein paar Tagen doch einen Rückruf, dass die Familie bekannt sei, und es sich um ein schwerstbehindertes Kind handele, dass eben ausdauernd weine, sich aber die Eltern sehr kümmern. Anschließend habe ich die Familie dann auch mal gesehen, anstatt nur gehört. Ja, schlimm genug, aber ich war auch irgendwie beruhigt.

Herzliche Grüße, Susa

Oh ja, die Supermarktschlange … da habe ich auch schon mal gesagt. Mir geht es Dir: Ich muss mich da echt zusammenreißen, nicht direkt ausfallen zu werden.

Dass die Familie bereits beim Jugendamt bekannt war, zeigt aber auch, dass Deine Intuition im Grunde die richtige war, auch wenn die Ursache des Schreiens eine andere war. Man ist nicht grundlos beim Jugendamt bekannt. Gut finde ich, dass Du eine Rückmeldung bekommen hast.

Liebe Ines,
Wegschauen ist auf keinen Fall eine Alternative.
Als ich vor Jahren in einer Einkaufsstraße einen Mann seine Frau schlagen sah, bin ich sofort um die Ecke in die Polizeiwache gegangen, um professionelle Hilfe zu holen. Die Polizei hat den Mann dann auch gestellt und der Frau geholfen.
Wenn ich in der UBahn ähnliches erlebe, würde ich am nächsten Bahnsteig per Notruf Hilfe anfordern. Wir haben nämlich zum Großteil eine fahrerlose UBahn, aber die haben viele Kameras in den Abteilen und können vieles kontrollieren.
Oder ich würde konkret andere Menschen im Abteil ansprechen, mir zu helfen beim Opferschutz. Man muss immer einzelne Menschen konkret ansprechen. Also: Sie mit dem roten Pullover und Sie mit dem schwarzen Mantel, bitte helfen Sie mir der Frau zu helfen.
Das hat viel mehr Aufforderungscharakter und gilt ganz allgemein in Situationen, wo man Hilfe braucht. Der Mensch verschmilzt halt sonst gern in der (Zuschauer-)Menge und denkt, sollen doch erstmal die anderen helfen oder mich geht das nichts an…
Dass Du Dich selbst aus der “Schusslinie” gebracht hast, ist auf jeden Fall klug. Wahrer Mut erfordert auch Klugheit.
Dass Opfer Hilfe erfahren oder Zuspruch, das hilft ihnen bestimmt schon ein wenig. Insofern muss man vielleicht manchen blöden und aggressiven Spruch ertragen, wenn man unmittelbar helfen will.
Grundsätzlich finde ich professionelle Hilfe immer am besten und versuche diese auch für das Opfer einzufordern und zu erreichen, wenn es möglich ist.
Kein leichtes Thema, aber sehr not-wendend im Fall der Fälle.
Gut, dass Du es aufgegriffen hast.
Herzlich grüßt Sieglinde

Am Bahnsteig ist das gar nicht so einfach mit der Hilfe, denn der Zug mit dem Täter und dem Opfer fährt dann schnell einfach weiter, wenn man selbst aussteigt. Deshalb war es mir auch so wichtig, dass die U-Bahn da erstmal stehen bleibt. Heut würde ich wohl jemanden auffordern, die Notbremse zu ziehen (auch im stehenden Zug), denn darauf wird sicher immer reagiert.

Guten Morgen Ines,
ich kann es nur schwer ertragen, wenn in meinem Umfeld, bzw. vor meinen Augen Unrecht geschieht, und kann deshalb gar nicht wegsehen. Ich versuche wirklich einzuschreiten. Als ich als Teenager noch zuhause wohnte, wurde in unserem Nachbarhaus ein damals 6-jähriger Junge, vom Lover der vom Vater des Jungen getrennt lebenden Mutter, geschlagen. Ich flehte meine Mutter an, etwas zu tun. Meine Mutter wusste zum Glück wer der Vater des Kindes war. Sie rief ihn an und erzählte ihm was geschehen war. Am nächsten Tag hat er seinen Sohn dort abgeholt, er beantragte das Sorgerecht und der Junge lebte fortan bei ihm. Hier am Ort lebt eine junge Frau, die vor etwa einem Jahr einen Welpen aufgenommen hat, und überhaupt nicht mit dem Tier klar kommt. Sie testet die unmöglichsten Erziehungsmethoden, zerrt an der Leine, reißt ihn am Halsband nach oben. Die neueste Variante war, dass sie eine leere Wasserflasche dabei hatte, und ihm jedes Mal damit eine überzog, wenn er begann den entgegenkommenden Hund anzubellen. Sie selbst ist inzwischen bekannt wie ein bunter Hund, aber alle haben nur den Kopf geschüttelt. Ich habe das Gespräch mit ihr gesucht. Erstaunlicherweise war sie für meine Argumente sehr offen, und sie versuchte wirklich, Dinge besser zu machen. Mir ist schon klar, dass das nicht immer so gut ausgeht, aber mir geht es hinterher schlecht damit, wenn ich mir die Frage stelle, ob ich etwas hätte tun können, und es nicht versucht habe. Da nehme ich es lieber in Kauf, auch mal angeraunzt zu werden.

Da hast Du als Teenager direkt gelernt, dass es sich für das Opfer lohnt, einzuschreiten. Wie gut, dass Deine Mutter Deine Einschätzung geteilt hat.

So eine Hundehalterin gibt es hier auch. Freunde von ihr haben den wenige Monate alten Hund dort für ein paar Tage geparkt, nie wieder abgeholt und sind selbst verschwunden. Die junge Frau ist völlig überfordert, wollte ihn aber auch nicht weggeben. Sie reißt ganz schlimm an der Leine und schreit ihn an, dass er endlich gehorchen soll, während sie – Fun Fact, wenn es nicht so gruselig wäre – dabei die ganze Zeit das Handy an der Kette vorm Bauch hat und im Freisprechmodus sehr laut telefoniert.

Dabei fällt mir ein, dass ich sie und den Hund länger nicht gesehen habe. Hoffentlich hat er ein besseres Zuhause gefunden! Nachdem ich mal mit ihr darüber geredet habe (und sie mir die Geschichte erzählt hat), kam ich nach Hause und sagte zu meinem Mann: Würde ich einen zweiten Hund haben wollen, wäre ich eben mit einem nach Hause gekommen.

Dass Hundehalter einfach weggehen, nachdem ihr Hund einen anderen attackiert hat, kommt leider sehr oft vor. Das habe ich an der Hundewiese hier auch schon erlebt. Das Blöde ist dabei immer, wenn der eigene Hund involviert ist, ist man nicht scharf darauf, dem anderen Hund auch noch hinterher zu rennen, weil man froh ist, dass der vom eigenen abgelassen hat.

Ich habe dann aber auch schon hinterher über Dritte herausbekommen, wer das war und ausrichten lassen, dass beim nächsten Mal (der Vorfall war nicht der erste) eine Anzeige folgt. Seitdem flüchtet die Frau mit ihren beiden Hunden, die ihr zudem noch gerne die Flexileine aus der Hand reißen und im Freilauf nicht durch sie kontrollierbar sind, vor Paul und mir, wenn sie uns sieht. Gut so! Aber dennoch eine Frage der Zeit, bis man in irgendeiner Ecke hier in der Gegen ineinander läuft … letzte Woche haben die beiden Teufel wieder seine Freundin erwischt.

Klar kann man an den falschen geraten und etwas auf die Mütze bekommen, aber das Risiko bin ich auch bereit, einzugehen.

Bis sowas amtlich angeordnet wird, dauert das … bis dahin muss viel passiert sein. Dem Vorschlag ist sie bisher nicht gefolgt.

Dieses Thema habe ich mir ja gewünscht, vielen Dank für die Umsetzung. Interessant, die Meinungen dazu zu hören.

Ich gehöre zu denen, die in solchen Situationen fast immer lautstark ihre Meinung sagt. Kommt leider meist schlecht an, und bewirkt nichts, d.h. keine nachhaltige Veränderung. Ist aber wenigstens gut für mein Gewissen.

Nachtrag:
Bei beissenden Hunden, und erst Recht bei bekannten Wiederholungstätern, würde ich unbedingt Anzeige erstatten.

Für eine Anordnung des Maulkorbs reichen „nur“ 2 bis 3 Beissvorfälle aus, das geht also relativ schnell. Und man schützt damit potentielle neue Opfer. Letztendlich hilft dies doch auch dem Halter, der wieder entspannt Gassi gehen kann.

Die Grenze zwischen dem Schutz neuer Opfer und der Hemmung, jemanden anzuzeigen, verbunden mit der Hoffnung auf Besserung nach dem Gespräch, ist für mich echt eine Gratwanderung. Ich weiß nur, dass ich bei den konkreten beiden Hunden bei der nächsten Kleinigkeit meine Hemmungen verlieren werde. Leider gab es beim letzten Vorfall der Hunde mit Pauls Freundin keine Zeugen.

Schon wegen meines Temperaments und vielleicht auch aufgrund meines (ex-)Berufs als Familienanwältin bin ich richtig froh, dass ich nie eine aggressive Szene oder Gewalttätige Szenen erlebt habe. Ich würde sicherlich nicht schweigen und je nach Fall natürlich die Polizei rufen.
Liebe Grüße,
Claudia

Bis jetzt habe ich die Erfahrung gemacht, dass ich eher impulsiv reagiere … vor vielen Jahren in meiner Münchner Zeit, ich war damals so um die 20 Jahre alt und ein ziemlich aufdringlicher Penner stand neben meiner Freundin und mir in der vollen Straßenbahn. In jeder Kurve ließ er sich mit Absicht gegen uns fallen. Zweimal habe ich ihn einfach gepackt und wieder hingestellt, beim dritten Mal ist mir/uns ein ebenfalls junger Mann zu Hilfe gekommen und hat den “netten Herrn” einfach bei der nächsten Station mit aus der Straßenbahn genommen, der hat vielleicht geguckt… ich konnte mich nur noch durchs Fenster bei ihm bedanken.

Das ist eine gute und so wichtige Frage!
Man muss immer den Konsens kennen. Versucht die Person mit ihrer Maßnahme ein Unglück zu verhindern, zum Beispiel weil Hund oder Kind gerade dabei sind, vor ein Auto zu laufen? Oder ist sie entnervt oder überfordert? Oder schlimmstenfalls wirklich böse?
Ich bin bislang nie in Situationen gekommen, die wirklich ganz schlimm gewesen sind. Und da bin ich schon sehr froh. Aber ich hoffe sehr, dass ich im Falle eines Falles die richtigen Worte finden würde.
LG
Sabiene

Ob jemand ein Unglück verhinden will oder eine Maßregelung aus dem Ufer läuft, ist vermutlich zu erkennen.

Mögen schlimme Situationen für uns alle fern bleiben …

Naja, über das Verhalten meiner Mitmenschen breite ich den Mantel des schweigens. Die sind ja nicht mal in der Lage sich von anderen fern zu halten um sich selbst und ihre Mitmenschen zu schützen.
Ich traue ihnen einfach nicht zu, für andere Verantwortung zu übernehmen. Das zeigt sich in vielen deutlichen und subtilen “Reaktionen”.
Ich hoffe, dass mein jahrelanges Taek Won Do die Zeit überdauert hat und ich mich wirklich im Ernstfall noch kurz und knackig wehren könnte. Mit fremden Männern streit anzufangen halte ich für wirklich sehr gefährlich. Die Hemmschwelle zu körperlicher Gewalt ist dieser Tage extrem niedricht. Sogar gestandene Männer kommen zu Tode, weil sie jugendliche zurecht weisen.
In ein einem öffentlichen Verkehrsmittel würde ich vermutlich tatsächlich aufstehen und wenn es wirklich ernst ist, die Notbremse ziehen, spätestens an der nächsten Station . Das sorgt für ausreichend Aufmerksamkeit. Vor allem kann der Schaffner kommen. Und es “unterbricht” die Situation. Ablenkung ist immer gut. Funktioniert auch bei kleinen Kindern extrem gut. Vor allem wenn Mutter und Kind schon am “eskalieren” sind.
BG Sunny

“Sogar gestandene Männer kommen zu Tode, weil sie jugendliche zurecht weisen.” Das ist in Hamburg auch schon mehrfach vorgekommen.

Wer helfen durch Abstand und Nichtstun nicht schafft, wie der soll er ernsthaft Einsatz zeigen können? Da hast Du leider völlig recht.

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