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Lesetipps Minimalismus

Lesetipp **** Ich will mehr, als Du hast

Werbung – Rezensionsexemplar

Der Haben-Wollen-Reflex von Luke Burgis

Der Haben-Wollen-Reflex
Wie sehr die Macht der Nachahmung unser Leben bestimmt und wie wir uns davon lösen
von Luke Burgis

Paperback , 368 Seiten
ISBN 978-3-86731-255-4
Erschienen am 13. Juni 2022 im VAK Verlag (Werbung)
Eine Leseprobe findest Du auf der Verlagswebsite.

“Warum scheint das Gras auf der anderen Seite des Zauns immer grüner zu sein? Oder anders gefragt: Wieso eifern wir immer anderen nach und wollen haben, was sie haben wollen? Die Antwort liegt tief in unserer Psyche begründet: Wir alle werden von einem mimetischen Begehren gelenkt, einem nachahmenden Verlangen, wodurch Menschen oder Dinge unwiderstehlich anziehend auf uns wirken, sobald sie bereits von anderen begehrt werden (Mimesis = altgriech. Nachahmung). Aus diesem „Haben wollen“ entstehen Eifersucht, Neid und Gewalt. Doch wie können wir uns aus diesem Mechanismus befreien und unseren authentischen Wünschen und Zielen auf die Spur kommen?

Luke Burgis erläutert die psychologischen und soziologischen Hintergründe des mimetischen Begehrens: Abgesehen von grundlegenden Bedürfnissen wie Essen und Trinken wissen wir eigentlich gar nicht, was wir wirklich wollen. Unsere Wünsche und Bedürfnisse richten sich von Anfang an nach dem, was andere für begehrenswert halten, oder danach, was eine Zeit oder eine Mode zu angeblichen Bedürfnissen idealisiert. Das hat Auswirkungen auf alle Lebensbereiche, wie zum Beispiel unsere Berufsziele, die Partnerwahl oder den Kleidungsstil. Doch dieses „Haben wollen“ um des „Haben wollens Willen“ kann uns nie wirklich zufrieden stellen. Dies nutzen Werbung, Influencer und Social Media, indem sie ein Verlangen nach ihren Produkten wecken, und in letzter Konsequenz können auch schwerwiegende Konflikte bis hin zu Kriegen auf die Mechanismen des mimetischen Begehrens zurückgeführt werden.

Hier setzt Luke Burgis an. Wir lernen, unser nachahmendes Verlangen zu erkennen und uns daraus zu lösen. So wird der Weg frei, die Dinge zu finden, die wirklich von Bedeutung für uns sind und uns auf lange Sicht erfüllen. Konkrete Taktiken, wie wir dem mimetischen Begehren ein Schnippchen schlagen und die Selbstkontrolle wieder erlangen, runden dieses hochaktuelle Buch ab.

Verlagstext

Gründe für mich, diese Buch zu lesen

  1. Wie sieht es mit dem Umgang und der Kontrolle meines eigenen Haben-Wollen-Reflexes aus?
  2. Wie gehe ich als (Mikro-)Influencer damit meinen Blogleser_innen und Kunden gegenüber um? Denn natürlich möchte ich hier und da Begehren wecken, sonst würde weder Werbung hier funktionieren, mit der ich Geld verdiene, noch jemand meine Beratungsdienstleistungen in Anspruch nehmen, die meine Geschäftsgrundlage sind. Allerdings ist mir dabei wichtig, nur Begehren zu wecken für etwas, das ich selbst auch begehrenswert finde.

Auf der einen Seite bin ich also Kundin, auf der anderen Seite interessiert mich die Marketingsicht. Um es vorweg zu nehmen: Der zweite Punkt trat beim Lesen für mich sehr schnell in den Hintergrund, denn die Perspektive des Autors bezieht sich stark auf sein eigenes Handeln und Empfinden bzw. das seiner Beispielpersonen, auch wenn diese wiederrum Unternehmen führen.

Die Rezension schreibe ich folglich aus meiner Sicht als Verbraucherin und Konsumentin von Social Media. Die Einführung und Teil I – Die Macht des mimetischen Begehrens – haben mir bis Seite 193 sehr gut gefallen. Die Beispiele sind deutlich und werden immer wieder neu verknüpft.

Von Teil II – Die Transformation des Begehrens – hatte ich mich mehr versprochen, der ist mir zu theoretisch dafür, dass es eigentlich um die Umsetzung geht. Den habe ich nach kurzer Zeit nur noch überflogen.

Die letzten 62 Seiten bestehen aus dem Nachwort, Danksagung, Anhang, Anmerkungen, Literatur und Quellen. Es war also nur etwa die Hälfte des Buchs richtig spannend für mich, deshalb bekommt es von mir nur vier Sterne. Für die erste Hälfte hätte es sofort fünf bekommen.

Von Gleichheit und Unterschiedlichkeit

Luke Burgis beschäftigt sich an diversen Stellen des Buchs mit der Frage, welche Rolle Gleichheit und Differenzierung von anderen Menschen der Boden für unser Streben nach Status und Besitz sind.

“Menschen kämpfen nicht, weil sie unterschiedlich sind, sondern weil die gleich sind, und in ihrem Versuch sich zu unterschieden, haben sie sich zu feindlichen Zwillingen gemacht, menschlichen Ebenbildern in gegenseitiger Gewalt.”

Zitat von René Girard nach Sandor Goodhart, im Buch Seite 36f

Als ich das gelesen habe, hatte ich das Gefühl, dass mir ein Spiegel vorgehalten wird, denn ich mag kein Zwilling sein. Ein Grund meines Strebens ist also das Leugnen meines Zwilling-Seins und der enorme Wille, das in Differenzierung auszudrücken. Ich erinnere mich glasklar an die letzte Situation, in der man mich als Zwilling sah und ich mich (verbal) Händen und Füßen gewehrt habe und aus der Situation geflüchtet bin.

“Warum sehen alle Hipster gleich aus und trotzdem hält sich keiner von ihnen selbst für einen?

Seite 104

Die Antwort darauf lautet nach Luke Burgis gespiegelte Nachahmung (Seite 104f). Weil Spiegel die Wirklichkeit verzerren, zeigen sie Dinge seitenverkehrt – aus der rechten Hand wird die linke und umgekehrt. Das Spiegelbild wird zum Gegenteil dessen, was ich im Rivalen sehe. So mache ich scheinbar etwas anderes als das, was der Rivale tut.

Das ist übrigens exakt der Grund, warum ich empfehle, Outfits auf Fotos zu betrachten und nicht nur im Spiegel, weil wir uns auf Fotos so sehen, wie andere Menschen uns sehen.

Abgrenzung von schlechten Vorbildern

Jeder kennt Menschen, bei denen es einem nicht gut geht, wenn wir sehen, was sie machen oder sich darstellen – in sozialen Netzwerken ebenso wie im realen Leben. Ich stimme dem Autoren sowas von zu, dass es wichtig ist, sich von diesem Einfluss zu lösen.

Über die Jahre haben sich in meinem virtuellen Umfeld einige Menschen angesammelt, die mir schlechte Laune machen, wenn ich sehe, wie sie sich im Netz darstellen, um Aufmerksamkeit heischen, illegale Dinge tun für ihre Reichweite und dafür beklatscht werden wollen. Meine Nerven und Zeit sind mir schon lange zu schade dafür, mich mit solchen Menschen zu beschäftigen.

Ich entfolge solche Menschen, lese deren Posts wirklich nicht mehr, und blockiere sie, falls sie mir im Netz dennoch vorgeschlagen werden. Ich kenne einige Blogger, die immer wieder bei ihren Feinden lesen als Amüsement und mir dann ab und an mal die größten Aufreger zukommen lassen.

Nach dem Motto: Das musst Du jetzt wirklich mal gesehen haben, was die da wieder veranstaltet. Nein, muss ich nicht. Will ich nicht. Ist nicht gut für meine Psycho-Hygiene. Seit ich diese Einstellung habe, bin ich wesentlich entspannter, was meine eigene Präsenz im Netz angeht.

Finde Dein Schwungrad

Der Autor arbeitet mit dem Bild des Schwungrads, das wirklich schwer in Gang zu bekommen ist, aber wenn es sich erst einmal dreht, durch kleine Impulsen immer schneller wird. Er schreibt (Seite 131), dass die wirkungsvollsten persönlichen Schwungräder Menschen haben, die sich selbst gut kennen und dass diese Menschen vermutlich von sich aus wissen, welche Dinge die Wahrscheinlichkeit erhöhen oder verringern, dass sie zukünftig etwas Bestimmtes tun wollen.

Seit ich in den letzten Jahren zu dieser Klarheit gekommen bin, was mir wichtig ist und was ich bereit bin, dafür zu tun, geht es mir erheblich besser. Einen deutlichen Anteil bei der Verfeinerung haben die Corona-Jahre 2020/21 dabei gehabt mit den verbundenen wirtschaftlichen und gesundheitlichen Sorgen. Einen ebenso großen Anteil dürfte das Streben nach Minimalismus im Haushalt und Kleiderschrank daran haben.

Für wen ist das Buch?

Das Lesen des Buchs kann sinnvoll sein für Dich, wenn Dir unklar ist, welche Mechanismen Dich und Deinen Haben-Wollen-Reflex steuern. Jeder wird etwas lernen beim Lesen. Für mich war der geleugnete Zwillingsteil wichtig, für andere sicher etwas anderes.

Es ist ein Sachbuch mit teils recht wissenschaftlicher Sprache und vielen Zitaten. Dich erwartet keine Unterhaltungslektüre, sondern Fachliteratur – aber auch die kann unterhaltsam sein.

Wie gehst Du mit dem Haben-Wollen-Reflex um?


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Lesetipp ***** Was siehst Du in Deinem Gesicht?

Werbung – Rezensionsexemplar

"Sich sehen - Gespräche über das Gesicht" von Ursula März und Luiza Braun mit Portraitfotos von Fabian Schellhorn

Sich sehen
Gespräche über das Gesicht
von Ursula März und Luiza Braun
mit Porträts des Fotografen Fabian Schellhorn

Gebundene Ausgabe, 348 Seiten
ISBN 978-3-86971-248-2
Erschienen am 8. September 2022 bei Galiani Berlin (Werbung)
Eine Leseprobe und Bestellmöglichkeiten bei diversen Händlern findest Du auf der Verlagswebsite.

“Luzia Braun und Ursula März treffen prominente und nichtprominente Persönlichkeiten zu eingehenden Gesprächen über blaue Augen, Spiegelstadium, Visagenzorn und Super-Recognizer.

Eine moderne Kulturgeschichte des Gesichts – mit Peter Sloterdijk (Philosoph), Meike Ramon (Neurowissenschaftlerin), Wolfgang Joop (Mode-Designer), Robert Seethaler (Schriftsteller), Tanja Fischer (Dermatologin), Anastasia Biefang (Bundeswehr-Kommandeurin), Axel Schulz (Boxer), Adriana Altaras (Schauspielerin und Autorin), Eric Wrede (Bestatter) u.v.m.

Nie zuvor in der Geschichte der Menschheit war das eigene Gesicht so allgegenwärtig wie heute. Ob auf Fotografien, in Filmaufnahmen, Videochats oder im Spiegel – ständig sehen wir uns selbst. Doch was macht das mit uns? Lebten unsere Vorfahren, die viel seltener mit dem eigenen Abbild konfrontiert waren, vielleicht unbefangener? Hilft die pausenlose Selbstbegegnung bei der Selbsterkenntnis?
Das Gesicht als Bühne der Seele – gilt das noch im Zeitalter der ständigen Selbstoptimierung?

Die Journalistinnen Luzia Braun und Ursula März haben 19 Menschen getroffen, die aus verschiedenen Blickwinkeln über das Gesicht nachdenken – als Boxer oder Influencerin, Modemacher oder Dermatologin, als Zwilling oder Transgender, als Philosoph oder Bestatter, als Schriftstellerin oder als jemand, dessen Gesicht sich radikal veränderte.

Lebens- und berufserfahren erzählen diese Persönlichkeiten mit großer Offenheit und Klugheit über unser wichtigstes Ausdrucksmittel und davon, was »sich sehen« für sie bedeutet.

Verlagstext

Interessant finde ich, dass die Portraitfotos immer erst am Ende des jeweiligen Interviews zu sehen sind. Wenn man die Person nicht bereits von Bildern kennt, entsteht im Kopf erst einmal ein ganz anderer Eindruck, als wenn die Autoren mit den Portraitfotos beginnen würden.

Stattdessen startet jedes Kapitel mit einem Intro der Autorinnen mit Gedanken zu der Person, die sie interviewen werden, oder dem Thema, für das die Person steht. Die Interviews beginnen nach Möglichkeit damit, dass vor der Person ein Handspiegel aufgestellt wird und die Frage

“Können Sie bitte beschreiben, was Sie im Spiegel sehen?”

Seite 19

gestellt wird. Spannend finde ich, wie unterschiedlich Menschen ihr eigenes Gesicht beschreiben. Einige sind eher sachlich und beschreiben Formen und Farben. Andere formulieren eher Emotionen wie Fröhlichkeit oder Traurigkeit. Einige sehen ganz selbstverständlich sich und andere können mit ihrem Spiegelbild wenig anfangen oder meiden es im Alltag sogar gezielt.

“Die Unsicherheit gegenüber dem eigenen Gesicht ist die Stellvertreterin einer Art existenzieller Gesamtunsicherheit.”

Seite 257

An dieser Stelle verrate ich Dir ein Geheimnis: Mit Licht mag ich mein Gesicht im Spiegelbild gerne sehen. Im Dunkeln habe ich Angst vor meinem Spiegelbild. Deshalb bin ich froh, dass nachts eine Straßenlaterne in mein Badezimmer scheint, so dass es nie ganz dunkel ist.

Wie siehst Du Dein Gesicht in einem Spiegel?


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Leben mit weniger Plastik im Alltag – Rückschau auf 6 Monate

Werbung – Rezensionsexemplar

Umwelthormone das alltaegliche Gift von Katharina Heckendorf

Im Januar habe ich das Buch Umwelthormone – das alltägliche Gift:
Warum sie uns schaden, wo sie enthalten sind und wie wir uns schützen können
von Katharina Heckendorf vorgestellt.

In dem Blogbeitrag habe ich Dir geschildert, was ich nach der Lektüre konkret umgesetzt habe, um im Badezimmer, der Küche und dem allgemeinen Haushalt für weniger Plastik und Umweltgift zu sorgen. Heute betrachte ich, wie es mir mit den ersten Veränderungen im letzten halben Jahr ergangen ist, was sich im Lauf der Zeit zusätzlich ergeben hat und was noch auf der Liste ist, um optimiert zu werden.

Badezimmer

  • Mein Duft ist fast aufgebraucht und der Gedanke, in Kürze wieder ohne Eau de Irgendwas zu leben, ist gut. Wieder ein leerer Platz im Spiegelschrank mehr. Ich liebe übersichtlich bestückte Schränke.
  • Bei der Gesichtspflege habe ich inzwischen eine Serie mit sauberen INCI gefunden, mit der meine Haut gut klar kommt. Ich sehe etwas faltiger aus als vorher, die Haut ist weniger prall – aber das ist wohl der Preis dafür. Dafür fühlt sich die Haut dennoch weich und gepflegt an, auch um die Augen gibt es keine trocknen Stellen. Die Haut ist halt nur einfach nicht mehr so aufgepolstert und silikongeglättet. Was ich aktuell verwende, kannst Du im Beautyprofil sehen. Demnächst teste ich eine neue Produktserie. Vielleicht geht in Bezug auf Anti-Aging auch bei Naturkosmetik noch mehr an optischem Ergebnis.
  • Ich habe endlich ein Deo gefunden, das saubere INCI hat und frisch riecht. Auch das findest Du im Beautyprofil.
  • Im Gäste-WC standen meine Lippenstifte und Handcreme in einem klaren Kunststoffhalter auf einer Ablage. Irgendwann fiel mir beim Putzen auf, dass das Plastik ist, das ich regelmäßig anfasse und das Schadstoffe an die Luft abgeben kann. Nachdem die bunten Keramikschalen in der Küche im Januar schon so gut den Plastikbecher unter dem Kaffeemaschinenauslauf ersetzt haben, steht davon jetzt eine weitere im Gäste-WC. Sieht zudem viel schöner aus und fühlt sich haptisch besser an!
  • In meinem Bad standen Kosmetikpinsel und -stifte in zwei Plastikgefäßen im Spiegelschrank. Das habe ich erst beim Reinigen des Schranks von innen registriert, als ich ihn dafür komplett ausgeräumt habe. Ich sage ja immer: alles auszuräumen und bewusst wieder einzuräumen, ist wirkungsvoller als ein Blick in der Schrank mit der Frage, was weg soll. Gilt auch für mich. Beide Plastikgefäße habe ich durch Gläser aus der Küche ersetzt, die dort nicht fehlen. Die Wattestäbchen stehen neuerdings in einem Glas, anstelle in einer alten Pappschachtel zu liegen. Sieht schön aus!
  • Mein Gesichtsreinigungsprodukt befindet sich nun in einem Glasspender. Es gibt Nachfülltüten für den Glaspender, die weniger Plastikmüll machen als Plastikflaschen.

Küche

  • Von den Bergen an ersatzlos entsorgten Plastikteilen fehlt mir nicht ein einziges! Einige Dinge davon habe ich vorher schon nicht mehr verwendet. Die Funktion der entsorgten Plastikteile, die ich vorher noch verwendet habe, für die ich nichts Neues gekauft habe, haben erfolgreich andere Sachen aus der Küche übernommen.
  • Die durch Metall oder Glas ersetzen Dinge verwende ich insgesamt gerne – einige lieber, andere sind O.K.
  • Der Kartoffelstampfer aus Metall ist mir immer noch etwas fremd, weil er im Topf beim Stampfen an den Rändern manchmal schrammende Geräusche macht. Aber das ist nicht schlimm, das Kartoffelpü wird gut mit seinem Einsatz.
  • Die Rührschüsseln aus Metall liebe ich. Ich denke jedes Mal, dass ich die ja schon so viel hätte haben können … – aber besser spät als nie. Gerade für Desserts oder zum Backen sind sie super, wenn man etwas aufschlägt und in den Kühlschrank stellt bis zur Weiterverarbeitung, weil sie Kälte enorm gut aufnehmen und speichern. Wenn man heiße Brühe in sie gießt, sollte man im Gegenzug mit der Handhabung vorsichtig sein.
  • Die Butterdose aus Emaille mit Holzdeckel ist funktional und hübsch. An ihr erfreue ich mich bei jeder Verwendung. Dass sie nicht in den Geschirrspüler darf, stört im Alltag nicht, weil Butter bei uns lange hält.
  • Eine Schöpfkelle aus hartem Kunststoff habe ich durch eine aus Holz ersetzt. Leider hatte ich beim Kauf übersehen, dass sie lackiert anstatt geölt ist. Der Lack hat an der Unterseite schon Schrammen, was auch nicht gesund sein wird, wenn der Lack im Essen landet. Sie funktioniert, aber es bleiben deutlich mehr Lebensmittel im Topf zurück bei Eintöpfen und Suppen. Deshalb verwende ich die Silikonkelle aus dem Bestand nach wie vor lieber. Das ist nicht gut, weil das Silikon direkt mit heißen Speisen in Kontakt kommt, aber unnötigen Speisemüll mag ich auch nicht produzieren. Da fehlt mir noch eine ideale Lösung ohne Plastik, die für gusseiserne Töpfe geeignet ist und sie dennoch gut restentleert. Eine Metallkelle kommt nicht Frage, weil die durch das Gusseisen enorm zerkratzt. Hat jemand eine Idee für mich?
  • Eine Siebkelle mit defektem Kunststoffgriff – die hat mein Mann 2002 schon mit starken Gebrauchsspuren ins Haus gebracht, wurde durch eine ersetzt, die vollständig aus Edelstahl besteht. Ohne das Buch hätte ich weniger darauf geachtet, dass die neue plastikfrei ist.
  • Gewürzbehälter aus Plastik habe ich durch kleine Einmachgläser mit Holzdeckeln ersetzt. An den Holzdeckeln aus Bambus befinden sich lediglich schmale Silikondichtungen, die keinen direkten Kontakt mit dem Lebensmittel haben und sogar nachkaufbar sind. Die aussortierten Plastikbehälter haben im Keller ein Zweitleben an der Werkbank bekommen zur Aufbewahrung von Schrauben etc. Da haben sie keinen Kontakt mit Lebensmitteln und sind nicht ständig in meinem Umfeld. Weil sie gut stapelbar sind, sind sie dort praktisch.
  • Eine große Plastikschüssel, die mich seit dem Auszug zu Hause 1991 begleitet hat, in der Zwiebeln und Kartoffeln in der Vorratsschublade lagen, wurde durch eine Edelstahlauflaufform ersetzt, die wegen angegriffener Oberfläche als Auflaufform nicht mehr schön war, da klebte immer alles an. Die Edelstahlauflaufform habe ich erneut für Aufläufe gekauft, was ich eh getan hätte, aber immerhin ist die alte nicht im Müll gelandet.
  • Es sind drei Glasschüsseln ins Haus gekommen, die ich eigentlich auch fürs Erhitzen von gegarten Lebensmitteln in der Mikrowelle verwenden wollte. Weil ich viel auf Vorrat koche, erhitze ich viel in Plastikbehältern in der Mikrowelle. Leider werden die Glasschüsseln extrem heiß dabei und die Wärme verteilt sich darin nicht so gut wie in den speziellen Mikrowellenplastikbehältern. Ich verwende die Glasschüsseln also eher zur Aufbewahrung als zum Erhitzen. Praktisch ist, dass sie alle drei einen lose aufliegenden Glasdeckel haben und zusätzlich einen dicht abschließenden Kunststoffdeckel. Damit kann man sie auch zum Einfrieren verwenden, nur nicht mit Flüssigkeiten gefüllt wegen der Ausdehnung. Sie werden benutzt, aber nicht in dem gedachten Maß, sondern eher für Aufschnitt oder Speisereste. Wenn jemand einen Tipp für mikrowellentaugliche Schüsseln hat, in denen man zum Beispiel 1 Liter Suppe oder 500 g Kartoffelpü aufbewahren und erhitzen kann, freue ich mich!

Haushalt

  • Ein neuer Couchtisch ist aus Vollholz, der alte furnierte Tisch vom Möbelschweden hat nach 20 Jahren sein Leben ausgehaucht. Eine Beistellhocker aus Bananenblättergeflecht ebenso und auch der wurde durch Vollholz ausgetauscht. Besonders gut gefällt mir, dass die neuen Möbelstücke nicht gestunken haben beim Aufbau. Sie hatten einen leicht holzigen Eigengeruch, der nach einer Woche im Wohnzimmer verflogen ist. Beide Teile sind aus Sheesham, das ist eine Palisanderart. Als Tropenholz ist es zwar zweifelhaft, aber wir haben von der Funktion der Möbel her jahrelang nach Alternativen geschaut und keine aus deutschen Hölzern gefunden. Deshalb haben wir das Material in Kauf genommen – dafür ist es wenigstens Massivholz, bei dem man von langer Lebensdauer ausgehen kann.

Fazit

Es hat sich für mich gelohnt, das Thema anzugehen. Der Tipp der Autorin, das Thema Schritt für Schritt anzugehen und nichts zu überstürzen, ist hilfreich. Das ist wie beim Aussortieren von Dingen, die man nicht mehr braucht: Man ist nie fertig und es ist gut, immer mal wieder einen Blick auf die Sachen zu werfen.

Es ist ebenso wie beim Aussortieren aus Mengengründen hilfreich, nicht zu schauen, was weg soll, sondern zu entscheiden, was bleiben soll. Nimm alle Dinge, die potenziell Umweltgifte haben können, aus dem Schrank und entscheide dann, was bleiben darf – weil es O.K. ist oder Ersatz dafür noch fehlt oder Du darauf auf keinen Fall verzichten möchtest.

Der Weg geht weiter und ich bin sicher, dass mir im Lauf des nächsten halben Jahres weitere Dinge aus Plastik in die Hände fallen, die ich nicht mehr brauche oder für die ich als Ersatz andere Teile ohne Plastik aus dem Haushalt umfunktionieren kann.

Hat sich etwas in Deinem Verhalten in Bezug auf Umwelthormone in 2022 geändert? Was konkret?


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Lesetipp ***** Gift im Alltag vermeiden durch plastikfreies Leben & Co

Werbung – Rezensionsexemplar

Umwelthormone das alltaegliche Gift von Katharina Heckendorf

Umwelthormone – das alltägliche Gift:
Warum sie uns schaden, wo sie enthalten sind und wie wir uns schützen können
von Katharina Heckendorf

Originalausgabe, Taschenbuch, Klappenbroschur, 240 Seiten
ISBN 978-3-442-17916-9
Erschienen am 20. Dezember 2021 im Goldmann Verlag (Werbung)
Bestellmöglichkeiten bei diversen Händlern findest Du auf der Verlagswebsite.

“Als »Zeitbomben für die menschliche Gesellschaft« bezeichnen führende Wissenschaftler die »Endokrinen Disruptoren« – jene Schadstoffe, die im Körper wie Hormone wirken und die inzwischen überall enthalten sind. Diese Schadstoffe schaden uns Menschen und werden für Fettleibigkeit, Diabetes, Krebs und Unfruchtbarkeit verantwortlich gemacht. Was sie so gefährlich macht: Sie sind in unserer Umwelt und unserem Alltag omnipräsent: Verpackungen, Lebensmittel, Kosmetik, Waschmittel, Textilien … die gefährlichen Schadstoffe stecken fast überall, und es ist kaum möglich, ihnen zu entgehen.

Doch es gibt Möglichkeiten, den Kontakt zu reduzieren. Katharina Heckendorf liefert wertvolle Hilfestellungen, wie man die Gifte im Alltag vermeiden kann. Dabei sind alle Tipps selbst erprobt und getestet – vom Deo bis zum Waschmittel.”

Verlagstext

Definition endokrine Disruptoren

“Endokrine Disruptoren (ED) sind Chemikalien oder Mischungen von Chemikalien, die die natürliche biochemische Wirkweise von Hormonen stören und dadurch schädliche Effekte (z.B. Störung von Wachstum und Entwicklung, negative Beeinflussung der Fortpflanzung oder erhöhte Anfälligkeit für spezielle Erkrankungen) hervorrufen.”

Definition des Umweltbundesamtes angelehnt an die der WHO

Umwelthormone

Umgangssprachlich nennt man endokrine Disruptoren auch Umwelthormone, daher der Buchtitel. Sie kommen allerdings nicht in dem Sinn aus der Umwelt, als dass sie natürlicherweise in der Natur vorkommen; es gibt zwar natürliche, aber viele menschengemachte (vgl. Seite 23), die sich unserer Umgebung befinden.

Worum geht es in dem Buch?

Das Buch ist gegliedert in Kapitel zur unterschätzen Gefahr der ED, wie man sie erkennen kann, wo die Gefahren lauern, wie ED krank machen können, wie sie in die Umwelt kommen und der Tierwelt schaden, verharmlost werden, das Versagen des Staats, den Weg aus dem Chemiesumpf und was Firmen dabei machen können, Möglichkeiten für einen schadstoffarmen Alltag und Tipps zur Umstellung.

In Bezug auf das Versagen des Staats entsetzt mich persönlich immer wieder, und natürlich nicht nur in diesem Punkt, wie stark der Lobbyismus dabei negativ wirkt. Wenige NGOs kommen mit kleinen Budget einfach nicht gegen Milliardenbudgets und vielzahlige Lobbyist_innen an (vgl. Seite 145). Wenn es nach mir ginge, würde jedwede Lobbyarbeit in Deutschland untersagt werden.

Erste Schritte gegen Umwelthormone im Alltag

Wenn man sich entscheidet, Umwelthormone im Alltag zu meiden, ist es nicht mit einer Entscheidung für ein plastikfreies Leben getan. Gebäude, Möbel, Kleidung, Putzmittel, Kosmetik – überall sind ED versteckt.

Katharina Heckendorf ist in ihrem Selbstversuch und dauerhafter Umsetzung zu der Erkenntnis gekommen, dass es eine komplette Vermeidung von ED von hundert auf null von einem Tag auf den anderen, nicht funktioniert.

“Weil das Vermeiden der Umwelthormone an vielen Stellen Umgewöhnung, Anpassung und Kreativität erfordert, die wir neben dem Alltagsstress erst mal aufbringen müssen, rate ich Ihnen, lieber Schritt für Schritt, Bereich für Bereich an der Vermeidung zu arbeiten.”

Seite 183

Der Ansicht bin ich ebenso. Die Vermeidung von Umwelthormonen im Alltag ist ein Prozess, der mit dem Weg zu einem aufgeräumten Haushalt vom Keller bis zum Dachboden oder Minimalismus vergleichbar ist. Es ist gut, nicht alle Bereiche auf einmal anzugehen, weil das zu viel Veränderung in einem Rutsch wäre. Küche, Putzmittel, Badezimmerschrank, Kleiderschrank … alles hat seine Zeit. Und es gibt Sachen, auf die man einfach nicht verzichten möchte – dafür fehlen einem andere keinen Deut.

Ich bin mir sicher, dass es ebenso wie beim Aufräumen auch bei diesem Entmüllungs- bzw. Veränderungsvorgang so sein wird, dass man im ersten Schritt Dinge übersieht, nicht reif für Entscheidungen gegen etwas oder Ersatz noch nicht absehbar ist. Nach einem Jahr den Prozess zu wiederholen, erachte ich als sinnvoll.

Der Vergleich mit dem sonstigen Entmüllen von Räumen ist in Bezug auf Umwelthormone auch insofern relevant, als dass sich “Umwelthormone gerne im Hausstaub sammeln” (Seite 212). Dinge fressen also nicht nur Brot, sondern können uns vergiften.

Das hat das Lesen des Buchs bei mir konkret bewirkt

Kurz gesagt: viel. Lang gesagt: am meisten hat sich in der Küche verändert. Zum einen, weil ich mit den Dingen dort viel hantierte und sie mit dem Essen direkt in Kontakt kommen. Zum anderen, weil der Bereich in der Hinsicht bisher vernachlässigt war. Im Bad und dem Rest des Hauses gibt es noch deutlich Potenzial für Verbesserungen. Ich bleibe dran!

Badzimmer

  • Mein Duft war eine negative Überraschung. Auf die Idee, dass Parfüm hormonell wirksame Stoffe enthalten könnte, bin ich vor dem Hinweis der Autorin nicht gekommen. Leider ist meinem einen Eau de Toilette Ethylhexyl Methoxycinnamate (steht auf der Liste) enthalten, im anderen Benzyl Salicylate (steht auf der Verdachtsliste). Das soll Kosmetika vor Einwirkungen von UV-Licht schützen. Der Duft wird aufgebraucht und nicht mehr neu gekauft. Ich werde wieder duftfrei leben wie viele Jahre zuvor.
  • Es bleibt das Thema mit meiner Gesichtspflege, die ich einfach so gut vertrage … und deren INCI leider – ich weiß das seit Anbeginn der Nutzung – nicht so sauber ist, wie ich das gerne hätte. Bei der Gesichtscreme teste ich gerade eine Alternative, die zwar ein Mikroplastikelement enthält, aber nur eins und sonst eine kurze, saubere INCI-Liste hat. Mehr dazu, wenn sie mich auf Dauer überzeugt. Mehr sichtbare Falten habe ich schon nach einer Woche, aber wir wissen ja #irgendwasistimmer … Die Augencreme wird erst einmal bleiben, damit ich nicht zu viel auf einmal verändere, um die Auswirkungen zuordnen zu können. Bei Fußcreme habe ich schon seit Monaten eine hervorragende ohne Mikroplastik in Gebrauch, die stelle ich demnächst mal vor.
  • Im Bad sieht es ansonsten schon recht gut aus, weil ich in den letzten Jahren viel auf saubere INCI umgestellt und drastisch reduziert habe – von Bodylotion bis WC-Reiniger. Haarspray und Haarspülungen verwende ich schon lange nicht mehr, genauso wie feuchtes Toilettenpapier, Tampons oder Einwegabschminkpads. Den ganzen neuen bunten Tiegeln in der Drogerie kann ich meistens gut widerstehen. Wenn ich etwas neues Suche, schaue ich bewusst nur bei Marken, die gute Chancen haben, den INCI-Test zu bestehen.

Küche – entsorgen ohne Neukäufe

  • Zitronenpresse samt Becher, habe eine andere aus Metall, zwei Zitronenpressen braucht zudem niemand
  • Eierschneider, der seit Jahren nie benutzt wird
  • Plastikbecher unter dem Wasserauslauf der Kaffeemaschine. Daraus trinke ich zwar nie, aber er steht immer offen herum es läuft viermal am Tag heißes Wasser in den Becher beim Spülen der Maschine beim Ein- und Ausschalten. Das kann giftige Stoffe lösen und in die Luft bringen. Ersatz: eine kleine Keramikschale
  • Plastikbecher in der Hundetrockenfutterdose, denn der ist permanent mit dem fettigen Futter in Kontakt. So wie der Becher den Geruch vom Futter annimmt, wird das Futter auch Teile des Bechers aufnehmen. Ersatz: ein Marmeladenglas als Zweitverwertung aus dem Kellerschrank
  • Plastikeierlöffel in Vorratsdosen wie Mehl und Zucker. Die sind zwar fett- und flüssigkeitsfrei und kalt, was weniger Gifte freisetzt, aber der Löffel liegt monatelang in den Lebensmitteln und hat direkten Kontakt. Ersatz: Metalllöffel aus dem normalen Besteck oder vorhandene Olivenbaumholzschüppchen. Die Plastiklöffel werden 2022 beim Eisessen unterwegs ihren letzten Einsatz bekommen und dann entsorgt werden.
  • Quicheform mit Hebeboden. Der Silikonrand begann bereits seit Monaten, sich schmierig anzufühlen, die Beschichtung der Bodenplatte löst sich durch Messerspuren. Da ich eine alte Keramikform mit dem typischen Wellenrand und eine neue schlichte Springform habe (die alte war im Sommer verrostet), reicht das aus. Mehr als zwei Quiche auf einmal gedenke ich nicht zu backen. Und wenn doch, wird mir gewiss jemand eine Form ausleihen. Die Nachbarschaft backt gerne.
  • Ein Flaschenverschluss und drei Flaschenausgießer, bei denen das Plastik mit Öl in Kontakt kommt und zusätzlich nicht rückstandslos sauber wird
  • Drei einfache Vorratsbehälter, die seit Jahren ungenutzt sind – wer weniger Vorräte hat, braucht weniger Behältnisse dafür
  • Kleines Kännchen mit Deckel, das zu selten verwendet wird
  • Schüttelbecher, bei dem der Deckel nicht mehr zuverlässig schließt
  • Durchschlag zum Abgießen von Nudeln oder Waschen von Erdbeeren => kommt mit heißem Wasser und Lebensmitteln zeitgleich in Kontakt, stattdessen die beiden aus Edelstahl verwenden; das Teil wurde zwar verwendet, war aber in Grunde schon seit 2003 überflüssig, weil ich das eine aus Edelstahl seit meiner ersten Wohnung 1991 habe. Gekauft habe ich das Plastikteil für eine Wohnung, in der das Edelstahlspitzsieb im großen Waschbecken nicht stabil zu platzieren war. In der aktuellen Küche hält das Spitzsieb im Waschbecken und zusätzlich gibt es ein Edelstahlsieb fürs kleinere der beiden Waschbecken.
  • Große Plastikschüssel mit Siebeinsatz und Deckel, die eh schon ziemlich abgenutzt war nach 20-25 Jahren in Gebrauch – stattdessen vorhandene Porzellandeckelschüssel und Metallsieb oder die deutlich weniger abgenutzte Salatschleuder mit Siebeinsatz und Deckel verwenden.

Küche – ersetzen durch Neukauf

  • Kartoffelstampfer aus schraddeligem Kunststoff gegen einen aus Edelstahl. Blöd ist, dass der neue dann in den Gusseisentöpfen zerkratzt wird (den Töpfen macht das nichts), denn wir wissen ja #irgendwasistimmer …
  • Drei Rührschüsseln (hoher Becher, kleine und große Schüssel) aus schraddeligem Kunststoff (teils 30 Jahre in Gebrauch gewesen) – endlich habe ich eine Alternative aus Edelstahl gefunden, die bei dem Preis hoffentlich den Rest meines Lebens hält. Hat was von Neukauf der Aussteuer.
  • Butterdose durch eine aus Emaille mit Holzdeckel. Ich mag Sachen aus Emaille gerne leiden, meide sie aber sonst, weil ich sie von Hand abspüle zur Rostverteilungsvermeidung im Geschirrspüler. Da ich die Butterdose aber nur alle paar Woche abspüle (bei uns ist niemand Butter auf Brot, das ist nur Koch- und Backfett), kann ich das dann auch von Hand machen. Die neue Dose ist total schön.
  • Zwei Schöpfkellen aus Plastik und Silikon wegen der gusseisernen Töpfe, bei denen Metall zerkratzt, werden gegen vermutlich noch Holz ersetzt. Ich habe erst einmal eine Holzkelle bestellt, mal sehen, wie mir die gefällt. Kann sein, dass zu viel Essen im Topf bleibt und ich auf die aus Silikon nicht verzichten möchte. Wir werden sehen.

Küche – schon echt gut

  • Wir haben schon lange nur noch Bretter und Pfannenwender bzw. Rührlöffel aus Holz. Meistens brate ich in gusseisernen Töpfen ohne Beschichtung. Die eine beschichte Pfanne wird vorsichtig behandelt und primär für Speisen eingesetzt, die leicht ansetzen, wie Rührei oder Pfannkuchen. Wasserkocher und Brotkasten sind schon lange aus Metall.
  • Dafür, dass ich die Küche vor zwei Jahren im Rahmen der Blogserie Minimalismus im Haushalt bereits komplett entmüllt habe und vor einem halben Jahr beim Putzen der Schränke von innen auch alles nochmal in der Hand hatte, bin ich selbst überrascht, wie groß der Müllberg der überflüssigen oder unguten Plastikteile jetzt ist.
    Die meisten Sachen, die ich entsorgt habe, waren stark abgenutzt, so dass ich eh schon länger über einen Ersatz oder ersatzloses Streichen nachgedacht habe. Plastikteile, die 20-30 Jahre in der Küche im Einsatz waren, haben ihren Dienst getan. Das Buch war nur der Auslöser, an das Thema heranzugehen.

Haushalt

  • 2020 habe ich Einmalbodenstaubtücher zur täglichen Anwendung gegen Hundedreck und -haare auf glatten Böden ersetzt durch ein Verlängerungsrohr mit breiter Düse am Handstaubsauger und eine Ladestation an der Wand für ihn. Das war zwar teuer in der einmaligen Anschaffung, spart aber auf Dauer die teuren Einwegtücher. Zusätzlich dürfte der Plastiksauger schadstoffärmer sein als die Tücher samt Produktion, Lagerung und Anwendung im Haus und Entsorgung.
  • Meistens bemühe ich mich eh, möglichst un- oder wenig verarbeitete, regionale Lebensmittel zu kaufen. Wenn es verarbeitete sind, wie Sauerkraut aus dem Beutel, dann mit möglichst wenigen und sauberen Zutaten.
    Zum Beispiel schaue ich bei jedem Marmeladenglas auf die INCI und Vergleiche die Hersteller, wenn ich eine neue Sorte kaufe. Bindemittel sind ein anderes Thema als Plastik, aber es ist erstaunlich, was in einigen Fruchtsachen fürs Brot alles drin ist, auf das andere verzichten und mit Frucht, Zucker und Zitronensäure auskommen.
    Auf sowas zu achten, gehört für mich zum Gesamtkonzept im lebenslangen Projekt, den Hausstand zu optimieren.
  • Schon 2021 habe ich beschlossen, kein Mineralwasser aus Plastikflaschen mehr für Gäste und Kunden zu kaufen. Es gibt nur noch Leitungswasser bei uns. Glasflaschen sind mir zu schwer und selbst gesprudeltes Wasser konnte mich nie überzeugen.
  • Schlecht bleiben wird meine Kleidung, weil ich Second Hand für mich ablehne. Außerdem kaufe ich immer noch zu viel verpackte Sachen im Supermarkt. Dafür gibt aber immerhin auf dem Markt das meiste unverpackt oder wenigstens in unbeschichteten Papiertüten, die ich zum Gemüseputzen als Unterlage nochmal verwende.
  • Im Wohnraum gibt es viel Holz, Fliesen und Sisalteppich bei uns, aber auch immense Plastikanteile, wenn man genau hinschaut – von furnierten Pressspanmöbeln bis zu Schreibtischplatten, Elektrogeräten und Gardinen. Das wird so bleiben, denn wie sagte auch die Autorin: nicht zu viel auf einmal angehen.

Fazit

Für mich persönlich liegen die größten konkreten Veränderungsmöglichkeiten in Bezug auf Umwelthormone – und mein Wille dazu – in der Küche. Die werde ich in 2022 stückweise weiter optimieren. Die Veränderungen werden sich bei mir, auch wenn das nicht reicht, im Wesentlichen auf die Vermeidung von Plastik beziehen.

Gespannt bin ich, ob mir von den ersatzlos entsorgten Dingen in den kommenden Wochen etwas fehlen wird und wenn ja, wodurch ich es dann sinnvoll ersetzen kann. Wenn ich mit der Küche zufrieden bin, sehen wir weiter.

Nachtrag: Leben mit weniger Plastik im Alltag – Rückschau auf 6 Monate ist inzwischen online.

Wie gehst Du mit Umwelthormonen um?


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Lesetipps Lifestyle

Lesetipp **** Welche Alternativen gibt es zur Komsumgesellschaft?

Werbung – Rezensionsexemplar

Der Tag an dem wir aufhoeren zu shoppen von J B MacKinnon

Der Tag, an dem wir aufhören zu shoppen
Wie ein Ende der Konsumkultur uns selbst und die Welt rettet
James B. MacKinnon

Aus dem Englischen von Stephan Gebauer
Originaltitel: THE DAY THE WORLD STOPS SHOPPING
Originalverlag: The Bodley Head
Hardcover mit Schutzumschlag, 480 Seiten
ISBN 978-3-328-60090-9
Erschienen am 20. September 2021 im Penguin Verlag (Werbung)
Bestellmöglichkeiten bei diversen Händlern findest Du auf der Verlagswebsite.

“Was würde passieren, wenn wir plötzlich alle aufhörten zu shoppen? Welchen Einfluss hätte es auf die Wirtschaft, unsere Arbeit, unser Leben und unser Denken? Auf einer Reise rund um den Globus hat der kanadische Umweltjournalist J. B. MacKinnon beobachtet, wie Menschen sich anpassen, wenn die Shoppingkultur unerwartet endet. Er hat Expertenstimmen zu den Folgen gesammelt und Gesellschaften besucht, die seit jeher ohne überflüssigen Konsum leben. Anhand vieler Beispiele zeigt er, welchen Gewinn es darstellt, weniger zu kaufen – für unseren Planeten, für unsere Gesellschaft und für jeden einzelnen von uns. Denn weniger shoppen heißt nicht zuletzt, sich auf das konzentrieren zu können, was im Leben wirklich wichtig ist.

Klappentext

Von Shoppingstopp zu Perspektiven

Das Buch ist so aktuell, dass die Auswirkungen der Corona-Lockdowns in die Überlegungen und Auswertungen eingeflossen sind. Das Buch geht durch die Stadien der ersten Tage, wenn man nichts mehr shoppen würde, welche Teile der Wirtschaft oder Gesellschaft dabei zusammenbrechen würden, wie eine mittelfristige Anpassung an die neue Lage aussehen könnte und eine langfristige Transformationen entstehen könnte. Im Nachwort gibt Der Autor seinen persönlichen Gedanken Raum, welche bessere Möglichkeit er als Alternative sieht, mit dem Einkaufen aufzuhören.

Konsum und die Umwelt

Wenn wir dabei an Umweltschutz und die Rettung der Erde denken, ist es erheblich hilfreicher, weniger zu kaufen, als auf erneuerbare Energien etc. zu setzen, weil diese oft auch wiederum für mehr Konsum und Verbrauch eingesetzt werden.

Frei nach dem Motto: Wenn der Kühlschrank weniger Strom braucht, kann ich mir dafür einen größeren hinstellen. Wenn die Ersparnis am Ende zusätzlichen Konsum von Verbrauchsmitteln nach sich zieht, die beim Thema Shoppen gerne vergessen werden, ist niemandem geholfen.

“Für unsere Politiker ist die Vorstellung, wir könnten in kürzester Zeit technologische und kulturelle Fortschritte erzielen, die weit über jene hinausgehen, an denen wir in den letzten drei Jahrzehnten gescheitert sind, immer noch plausibler als der Gedanke, die Menschheit könnte überzeugt werden, ein bisschen weniger Zeug zu kaufen.

Seite 108

Passt in Bezug auf die aktuell anstehende Bildung der neuen Regierung der Bundesrepublik, oder? Es wurden in und nach der Corona-Krise ja sogar eher Kaufanreize geschaffen, als dass zu weniger Konsum aufgerufen wird.

Länderabhängiger Verbrauch

Schwierig finde ich, dass einzelne kleine Länder am Ende durch Verhaltensänderungen wenig ausrichten werden. Was nützt es, wenn in Deutschland umweltfreundlichere Autos fahren und unsere alten Diesel weiter nach Afrika verschifft werden? Was hilft es, wenn Deutschland von seinem Verbrauch von 3 Erden weg kommt, Amerika aber bei seinen 5,5 bleibt?

Krass ist dazu auch ein Absatz auf Seite 116f, der leider zu lang ist, um ihn hier zitieren zu dürfen, in dem es um nächtliche Beleuchtung von Städten geht – wie es aussähe, wenn man sich Chicago mit 90 % weniger Licht vorstellen würde oder andere amerikanische Städte mit 1/3 oder 1/5 weniger im Vergleich zum aktuellen Stand, aber auch besondere Orte in Madrid, Mailand, Huangpu, Tokio oder die M25 in London. Das Ergebnis ist laut James B. MacKinnon

“Es sähe aus wie das Leben in Berlin in jeder normalen Nacht.”

Seite 117

Was dann wieder dazu führt, dass ich mich manchmal frage, was meine kleinen Bemühungen hier überhaupt bringen, solange im Großen nicht umgedacht wird. Ich weiß dann außerdem sofort wieder genau, warum ich kein Bedürfnis habe, Amerika je zu bereisen. Die Menschen dieses riesigen Landes scheinen offenbar mehrheitlich der Meinung zu sein, dass ihnen die Erde alleine gehört.

Was kommt danach?

Zur Veränderung der Wirtschaft nach dem ersten Zusammenbruch stellt der Autor klar, dass das Ende des Wirtschaftswachstums nicht das Ende der Wirtschaft ist (Seite 129). Diesen Gedanken finde ich entscheidend, wenn es darum geht, die Angst vor der Veränderung in den Griff zu bekommen.

Den Aspekt, dass wirtschaftliche Desaster oft den mit Konsum verbundenen Statusdruck verringern (Seite 155), habe ich selbst deutlich während der Corona-Lockdowns gespürt, obwohl ich mich nicht mal als sonderlich statusbewussten Menschen sehe. Wobei – statusbewusst vielleicht schon, statusbesessen aber nicht.

Das Buch lebt von Fallbeispielen und Gedankenspielen. Vieles war mir neu, einiges vorher schon bewusst. Interessant fand ich die Teile, in denen es darum geht, dass auch der Konsum von Dienstleistungen und anderen nicht sichtbaren Waren wie Strom und Gas Konsum ist, der weitreichendere Folgen haben kann, als Dinge zu kaufen.

Jeder Konsum zieht Konsum nach sich bei demjenigen, bei dem man konsumiert hat. Die Konsumkette ist länger, als ich bisher durchdacht hatte.

Wie Menschen den Konsum von Dingen ersetzen, was das Ansammeln von Geld anstatt Konsum ausmacht und was passiert, wenn Dinge aus Herstellersicht zu lange halten und wenn Firmen bewusste Sollbruchstellen für erneuten Konsum einbauen, ist eindrucksvoll zu lesen.

Warum gebe ich dem Buch nur vier anstatt fünf Sternen?

Der Teil der Transformation zwischen Seite 340 und 428 ist mir zu gestreckt. Die Utopien waren mir zu langatmig, so dass ich sie nur überflogen habe.

Beim anschließenden Nachwort hatte der Autor meine Aufmerksamkeit aber wieder vollständig und was seine grundsätzliche Lösung angeht, sind wir einer Meinung.

Meine 5 Cent

Seit dem Lesen des Buchs Konsum – Warum wir kaufen, was wir nicht brauchen (Rezensionsexemplar) von Carl Tillessen kaufe eine umweltverträgliche Nuss-Nougat-Creme als vorher. Die Gläser, in denen die verkauft wird, lassen sich sogar samt Deckel bestens weiter für andere Dinge verwenden.

Nach dem Lesen dieses Buchs ändere ich konkret, dass ich noch mehr überlege, was ich mit dem Geld und der Zeit mache, die ich beim bewussten Konsumieren eingespart habe. Ich möchte noch mehr prüfen, ob ich die Ersparnis wirklich spare oder nur für etwas anderes – vielleicht sogar noch mehr? – einsetze.

Wie hat sich Dein Konsum in den letzten Jahren verändert?