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Lesetipps Persönliches

Lesetipp: Gesünder essen ohne HVL

Werbung – Rezensionsexemplar

Gefährlich lecker von Chris Tulleken

Gefährlich lecker
von Chris Tulleken

Deutsche Erstausgabe
Aus dem Englischen von Daniel Müller, Sven Scheer
Originaltitel Ultra Processed People, Originalverlag Cornerstone Press
Hardcover mit Schutzumschlag, 416 Seiten
ISBN 978-3-453-21847-5
Erschienen am 24. Mai 2023 im Heyne Verlag (Werbung)

“Warum weiß unser Körper genau, wieviel Wasser wir brauchen, wie viel Sauerstoff wir benötigen – aber beim Essen scheinen unsere Systeme zu versagen? Woran liegt es, dass seit einigen Jahrzehnten Übergewicht und Fettleibigkeit auf der ganzen Welt zu einem ernsthaften Problem geworden sind, das mit jedem Jahr schwerwiegender wird?

Chris van Tulleken zeigt einen einzigen Grund auf, der hierfür verantwortlich ist: hochverarbeitete Lebensmittel – sie sind allgegenwärtig und selbst für ernährungsbewusste Menschen nicht ohne Weiteres vermeidbar. Hochverarbeitete Lebensmittel manipulieren unsere Körper – und das ist von der Industrie durchaus gewollt. Ihre Produkte sollen uns süchtig machen und uns dazu verführen, immer mehr zu kaufen und zu essen.

Anhand zahlreicher Studien und mit Hilfe eines dramatischen Selbstversuchs zeigt der Arzt, Wissenschaftler und Familienvater, wie verheerend hochverarbeitete Lebensmittel in unseren Körpern wirken, wie sie rücksichtslos und ungehindert vermarktet werden – und wie wir die Kontrolle über unser Essverhalten und unsere Gesundheit zurückgewinnen.

Verlagstext

HVL ist die Abkürzung für hochverarbeitete Lebensmittel. Am größten ist deren Einsatz in den USA und Großbritannien, aber auch in Deutschland finden sich Unmengen davon in den Haushalten und Läden. Eben war ich im Discounter einkaufen und habe mir die INCI von verschiedenen Marmeladen und Joghurts mal wieder genau angesehen. Preis, Marke oder ein Bio-Siegel spielen dabei keine Rolle.

“Wenn es in Plastik verpackt ist und mindestens eine Zutat enthält, die man nicht in einer normalen Haushaltsküche findet, handelt es sich um ein HVL.”

Vereinfachte Definition von HVL, Seite 17

Eine Orientierung zur Einordnung von Lebensmitteln gibt die NOVA Lebensmittelklassifikation, die Lebensmittel nach Art, Umfang und Zweck und Grad der industriellen Verarbeitung in vier Gruppen einteilt (vgl. Seite 52/53)

  1. Unverarbeitete oder kaum verarbeitete Lebensmittel, die in der Natur zu finden sind. Darunter laufen Fleisch, Obst Gemüse, Gemüse, Mehl, Nudeln.
  2. Verarbeitete Zutaten für die Zubereitung von Speisen. Das sind zum Beispiel Butter, Zucker, Salz, Essig, Honig oder Stärken. Aus einer Kombination von Produkten der Gruppen 1 und 2 lassen sich ordentliche, schmackhafte Speisen herstellen.
  3. Vorproduzierte Mischungen aus den Gruppen 1 und 2, die in erster Linie für die Konservierung verarbeitet werden. Das sind Dosenbohnen, gesalzene Nüsse, Räucherfleisch, eingelegtes Obst und frisches Brot.
  4. Hochverarbeitete Lebensmittel, die Inhaltsstoffe enthalten, die im Wesentlichen ausschließlich in der Industrie verwendet werden. Bei deren Herstellung kommen industrielle Verfahren zum Einsatz, von denen viele aufwändige Gerätschaften und Technologien brauchen. Darunter fallen beispielsweise Kartoffelchips, Tiefkühlpizza, Softdrinks oder Tütensuppen.

Im Einzelfall sind sich Wissenschaftler nicht immer ganz einig, in welche Kategorie ein Produkt gehört. Das spielt für mich keine Rolle, weil ich in der Hinsicht keinen Perfektionismus anstrebe.

Es gibt HVL in günstigen und hochpreisigen Produkten. In Bioprodukten kommen unnötige Zusatzstoffe genauso vor wie in konventionellen Lebensmitteln. Wobei unnötig relativ ist: Der Hersteller findet sie vielleicht nötig, um seine Marge zu erhöhen und die Menschen dazu zu bringen, noch mehr davon haben zu wollen. Aus gesundheitlicher Sicht sind viele Stoffe überflüssig oder sogar schädlich.

Seit 2013 versuche ich im Rahmen der Fokussierung auf Clean Eating mit möglichst wenig verarbeiteten Lebensmitteln zum Beispiel Emulgatoren, kalorienarme Süßungsmittel, stabilisierende Pflanzengummis, Feuchthaltemittel, Aroma- und Farbstoffe, Festigungsmittel, raffinierte Pflanzenöle und ähnliches zu vermeiden – oder wie der Autor so treffend zusammenfasst:

“Stoffe, die man eigentlich gar nicht als “Lebensmittel” bezeichnen kann.”

Seite 16

Eine Zeitlang bin ich dabei immer recht konsequent, vieles wird dauerhaft beibehalten, manches immer mal wieder überprüft. Wir haben deshalb zum Beispiel seit 2020 anderes Brot, Senf, Tomatenmark und Marmeladen als vorher. Dann lachte mich der frische Bio-Hefeteig an und schon wieder waren Zusatzstoffe in meinem Bauch, die ich da eigentlich nicht mehr haben wollte.

Stattdessen habe ich eben frische Hefe gekauft für die nächste Pizza. Auch Trockenhefe enthält bei einigen Herstellern mehr als nur Hefe – just learned. Bis Du verinnerlicht hast, welche Produkte sauber sind, hilft nur einkaufen mit Lesebrille für das Kleingedruckte.

Dabei ist wirklich jedes einzelne Produkt genau anzusehen, denn ein Blaubeerjoghurt kann vom selbem Hersteller zum Beispiel weniger Zusatzstoffe haben als ein Granatapfeljoghurt. Die Granatapfelkerne sollen ja schließlich schön verteilt im Joghurt schweben. Schlagsahne verschiedener Hersteller und Fettstufen hat unterschiedliche INCI. In den meisten ist leider nicht nur Sahne, sondern mindestens auch Carrageen als Bindemittel. Schlagsahne ohne Bindemittel hat eine dicke Fettschichtablagerung unterm Deckel und spritzt beim Schlagen viel mehr als welche mit Bindemittel. Dennoch kaufe ich künftig lieber welche ohne, weil mir jetzt erst klar wurde, was Carrageen ist. Ich hielt es für Stärke, ist es aber nicht.

Das ist das Gute an dem Buch: Auch wenn man sich mit der Thematik durchaus schon mal beschäftigt hat erinnert es einen daran, sich wieder noch konsequenter darauf zu besinnen. Für wen das Thema neu ist, steht vieles drin, was ein gewisses Entsetzen hervorruft.

Einziger Nachteil an dem Buch für Endverbraucher: Es ist teilweise recht wissenschaftlich geschrieben. Es ist kein locker-flockiger Unterhaltungstext, sondern um das Buch mit Spaß zu lesen, ist ein gewisses Interesse an wissenschaftlicher Arbeit durchaus von Vorteil, auch wenn das Buch Anekdoten aus dem Leben des Autors enthält.

Für mich hat sich es gelohnt, so ein Sachbuch zu lesen, wenn ich hinterher auch nur Kleinigkeiten im meinem Leben dadurch verbessere. In diesem Fall sind es konkret

  • bei möglichst unverarbeiteten oder wenig verarbeiteten Lebensmitteln zu bleiben, die aus Zutaten bestehen, die sich regelmäßig in unserem Haushalt befinden.
  • Pizzateig und Baguettes wieder mit frischer Hefe selbst herzustellen. Bei dem Blick auf die Verpackung des Aufback-Ciabattas aus dem Supermarkt wurde mir nämlich ganz anders. Ich backe künftig lieber wieder ein Baguette auf Vorrat und friere es ein.
  • Bei Fetten im Haushalt weiter nur auf Butter und kaltgepresstes Olivenöl zu setzen. Wenn man Butter und Olivenöl mischt, kann man es auch gut zum Braten verwenden. Rauchendes Fett vermeide ich eh. Mein Sodom und Gomorrha bleibt Bio-Palmöl in meiner Nuss-Nougat-Creme. Beim Palmöl ist neben dem Anbau ungut, dass es recht stark verarbeitet wird, bevor es genießbar ist. Das hat es allerdings mit Sonnenblumenöl gemeinsam, was alternativ in solchen Cremes verwendet wird und damit auch nicht besser ist.
  • Anstelle von Soja Cuisine werde ich wieder auf Schmand und Schlagsahne ohne Zusätze zurückgreifen. Auf Soja Cuisine hatte ich umgestellt aus CO2-Gründen, weil sie fettärmer und ergiebiger ist und es phasenweise schlichtweg keinen Schmand im Discounter gab. Mir war immer klar, dass Schmand ohne jegliche Zusatzstoffe gesünder sein dürfte, aber die Nebenwirkungen der HVL waren mir nicht in der ganzen Konsequenz bewusst.

Besonders gut gefällt mir bei Chris van Tulleken, dass er seine Sichtweise weder als absolut noch als für immer gültig darstellt. Er führt seinen aktuellen Wissensstand vor Augen und versucht die Erkenntnisse einzuordnen und Handlungen für sich und Empfehlungen für andere daraus abzuleiten. Gleichzeitig weist er darauf hin, was für Ernährungs- und Diätirrtümern er selbst als Arzt schon in der Vergangenheit aufgesessen ist.

Dieses Buch ist ausdrücklich weder ein Abnehm- noch ein Diätratgeber. Es geht lediglich um Arten von Lebensmitteln, was HVL in unseren Körperzellen anrichten können und wie wir vielleicht die Chance haben, eine genetische Vorliebe für HVL auszutricksen, indem wir bewusst damit umgehen und versuchen, uns gesünder zu ernähren – und auf dem Weg vielleicht auch schweres Übergewicht zu vermeiden.

Wie gehst Du mit HVL um?

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Lesetipps

Lesetipp – Eine Reise durch Deutschland

Werbung – Rezensionsexemplar

Unter den Wolken von Achim Bogdahn

Unter den Wolken: Meine Deutschlandreise auf die höchsten Berge aller 16 Bundesländer
von Achim Bogdahn

Hardcover, Pappband, 416 Seiten
978-3-453-27382-5
Erschienen am 31. August 2022 im Verlag Heyne Hardcore (Werbung)
Eine Leseprobe und Bestellmöglichkeiten bei diversen Händlern findest Du auf der Verlagswebsite.

“Bayern hat die Zugspitze, Hessen die Wasserkuppe, aber hat Hamburg einen höchsten Berg? Ja, den Hasselbrack in den Harburger Bergen, 116,2 Meter hoch. Und wie hoch ist der höchste Gipfel Bremens? 32,5 Meter – die Erhebung im Friedehorstpark. Achim Bogdahn hat sich auf eine Reise durch Deutschland gemacht und die höchsten Berge aller 16 Bundesländer erklommen. Damit er nicht alleine wandert, hat er bekannte Menschen aus den jeweiligen Regionen eingeladen, ihn zu begleiten. Aus diesen Wanderungen ist ein Buch entstanden, ein Buch über Deutschland, über Begegnungen und Gespräche, über Menschen und über das Leben – mit vielen Umwegen, Anekdoten und Exkursen.

  • Benno “Brocken-Benno” Schmidt (Sachsen-Anhalt)
  • Manuel Andrack (Saarland)
  • Henning Scherf (Bremen)
  • Edgar Reitz (Rheinland-Pfalz)
  • Dennis Gastmann (Hamburg)
  • Rocko Schamoni (Schleswig-Holstein)
  • Kathi Wilhelm (Thüringen)
  • Hahner-Twins (Hessen)
  • Margot Käßmann (Niedersachsen)
  • Anke Domscheit-Berg (Brandenburg)
  • Hans-Joachim Watzke (NRW)
  • Judith Holofernes (Berlin)
  • Mehmet Scholl (Baden-Württemberg)
  • Lars Riedel & Jens Weißflog (Sachsen)
  • Devid Striesow (Mecklenburg-Vorpommern)
  • Felix Neureuther (Bayern)”
Verlagstext

Schon wieder fange ich mit dem Ende eines Buchs in der Rezension an. Scheint zur Gewohnheit zu werden. Genau diese Worte bringen die Essenz des Buchs auf den Punkt:

“Ich habe Orte besucht, die die wenigsten Deutschen kennen. Und zwar nicht in Thailand […]. Stattdessen war ich in Eutin […]. Ich kann es nur empfehlen.”

Seite 405

Es geht bei den Wanderungen nicht um gehypte, weit entfernte Reiseziele, sondern die besonderen Orte, die mehr oder minder vor der eigenen Haustür liegen. Die kleinen Berge nennt der Autor Hundehügel. Passt!

Mir hat es Spaß gemacht, Achim Bogdahn, der mir vorher kein Begriff war, auf den Touren zu begleiten. Teilweise habe ich mit ihm gelitten, wenn er Pech beim Wandern hatte. An anderen Stellen habe ich mit dem Kopf geschüttelt, wie man dermaßen unvorbereitet in Bezug auf Kleidung und Wegeplanung auf eine Wanderung gehen kann. Er und seine Begleiter_innen.

Der Schreibstil ist recht flapsig, dadurch liest sich das Buch schnell weg. Das gefiel mir. Weniger gut fand ich, dass das nicht Halt macht vor einigen, die ihn auf seiner Couch haben surfen lassen oder ihn begleitet haben. Frei nach dem Motto: Lieber einen Freund verlieren, als auf eine Pointe zu verzichten?

Unterhaltsam fand ich die Erlebnisse beim Bahnfahren – und wusste direkt wieder, warum ich das meide wie der Teufel das Weihwasser. Krass ist, wie lange man mit der Bahn von München in einige Orte braucht, die gar nicht weit weg liegen: 15 Stunden und 40 Minuten nach Morbach im Hunsrück oder ins Erzgebirge 11 Stunden für 350 km. Absurd.

Schon seit vielen Jahren machen wir Urlaub primär in der näheren Umgebung bis ca. 300 km Entfernung. Selbst in dem Radius gibt es so vieles, was wir nicht kennen, so dass bei uns jetzt eindeutig auf dem Plan für 2023 steht, den Bungsberg mal von oben zu sehen!

Die Bandbreite der Begleiter_innen fand ich spannend, auch wie unterschiedlich ernst sie das Projekt genommen haben. Die Gespräche waren mal banal, dann wieder tiefsinnig. Auch das trägt dazu bei, dass sich das Buch schnell lesen lässt.

Hund auf Hundehügel

Hasselbrack in den Harburger Bergen . der höchste Erhebung Hamburgs - mit Hund Paul - 2019

Ein Ausflug zum Hasselbrack in den Harburger Bergen gehört zu den Touren, die der Zausel besonders gerne unternimmt. Der Hasselbrack liegt nur einen Katzensprung von uns entfernt, dennoch wandern wir meistens nur einmal im Jahr hinauf, weil wir zum Parkplatz mit dem Auto fahren müssen, sonst wird die Tour für uns alle zu lang. Das Foto ist von unserer Erstbesteigung 2019.

Wird Zeit, mal wieder auf den Berg zu gehen!

Lustigerweise ist es auch für mich als Hamburgerin etwas Besonderes gewesen, zum ersten Mal auf den Hasselbrack zu wandern. Vorher wusste ich nicht, dass es der höchste Berg Hamburgs ist – dafür hatte ich den daneben gehalten – und ohne eine Wander-App, die ich erst seit 2019 kenne, hätten wir den Gipfel nie gefunden.

Deshalb verstehe ich bestens, dass Dennis Gastmann und Achim Bogdahn lange gebraucht haben, um überhaupt mit dem Auto einen passenden Parkplatz in der Nähe und dann den richtigen Wanderweg zu finden. Das ist teilweise wirklich ein Feenwald voller Farn und fast zugewachsenen Wegen.

Eine schöne Tour für sonnige Tage. Lustigerweise erinnere ich mich sogar exakt an das brütend heiße Wetter vom 5. Juni 2019, an dem die beiden den Aufstieg gewagt haben. Wir sind um 9 Uhr an die Ostsee gefahren und es waren bereits 30 Grad im Schatten.

Auf welchen dieser Berge warst Du schon?

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Rezepte

Lesetipp **** Kochen – nicht was, sondern wie

Werbung – Rezensionsexemplar

cook.better. von Nikki Werner, Brandon de Kock

cook. better.
von Nikki Werner, Brandon de Kock

Fotografien von Craig Fraser
Übersetzt von Aggi Becker
Hardcover, 200 Seiten, 129 Abbildungen
ISBN 978-3-944874-70-8
Erschienen am 1. August 2017 im Sieveking Verlag (Werbung)

“Hier kommt der ‘Ta-da’-Moment für alle, die seit Jahren pflichtbewusst hinter dem Herd stehen, aber nie zur Grundausbildung erschienen sind.

Wenn du dieses Buch gelesen hast, wirst du …… merken, was in deinem Leben gefehlt hat – Sellerie!… knusprige, rosa gebratene Lammkoteletts auf dem Grill hinkriegen… nie wieder Zucker in deine Tomatensauce geben… aufhören, dein Hähnchen vor dem Braten mit Olivenöl zu bestreichen… den Wert echten Parmesans erkennen – und frischen Knoblauchs… kochen und zwar so, wie du es dir immer erträumt hast.

cook.better. ist durchaus als Zusage zu verstehen, denn hier finden wir in einem erstklassig und puristisch gestalteten Kochbuch alles Wissenswerte über das Kochen. Wir bekommen Antworten auf Fragen, die schon jeden von uns beschäftigt haben: Warum schmeckt die Lasagne immer so anders, obwohl wir nach demselben Rezept kochen? Die Bohnen hatten noch so richtig Biss, bei mir sind die immer zu weich. Wie kann einfacher grüner Salat mit einem schlichten Dressing so gut schmecken? Fragen, auf die wir endlich Antworten erhalten. Wie beim Sport schicken uns die Autoren aber nicht gleich an den Sandsack, sondern lassen uns erst einmal mit ein paar Dehnübungen und Jumps beginnen. Wir steigen also nicht sofort mit der Zubereitung ein, sondern erhalten zunächst das nötige Grundwissen und werden fit gemacht für den Herd.
Welche Grundzutaten braucht es?
Welche verschiedenen Arten gibt es, Knoblauch oder Zwiebeln oder Karotten zu zerkleinern?
Was macht das mit dem Geschmack?
Wie passiert man Saucen?
Auf welche Weise verändern die Dauer und der Hitzegrad die Geschmacksnote?
Wie blanchiert man Bohnen?

Erst wenn wir dieses grundlegende Wissen verinnerlicht haben, beginnt die Freude am Experimentieren und den individuellen Kreationen, sind der Fantasie nicht länger Grenzen gesetzt. Und das Schönste am Kochen bleibt, diese Köstlichkeiten mit Freunden und Familie um einen Tisch versammelt zu genießen.”

Verlagstext

Vollmundiger Text!

Kann das Buch halten, was es verspricht? Kurz gesagt: in großen Teilen. Kommen wir zur Langform.

Es enthält Rezepte, aber es geht dabei weniger um die Rezepte an sich, sondern es sind konkrete Beispiele, wie Du die Tipps der Autor_in umsetzen kannst. Manchmal gibt es sogar zwei Versionen, wenn Nikki und Brandon sich nicht einigen können, was sie besser finden.

Die Beispielrezepte sind leicht verständlich und ich finde super, dass bei jedem Schritt exakt dabei steht und oft auch fotografisch illustriert wird, wie die Zutaten zu bearbeiten sind.

Wenn Nikki und Brandon in einem Punkt unterschiedlicher Meinung sind, wird das genau begründet. Das finde ich super, weil es in der Küche verschiedene Wege gibt, zu einem perfekten Ergebnis – oder was dem eigenen Geschmack nach perfekt erscheint – zu kommen.

In dem Buch finden sich viele Tipps wieder, die ich im Lauf der letzten gut 40 Jahre beim Kochen – mit 10 habe ich damit begonnen – auch für meine Küche für hilfreich erachtet habe.

Am wichtigsten sind gute Zutaten und deshalb schmeckt ein Gericht am Ende besser, wenn man zum Beispiel frische Knoblauchzehen anstatt getrocknete nimmt. Je länger und liebevoller man Zwiebeln schmort, umso runder wird der Geschmack. Das fertig geriebener Parmesan aus der Tüte wie schon mal dagewesen schmeckt, merkt jeder beim ersten Probieren.

Nur mit ordentlichem Werkzeug – sprich scharfen Messern und Reiben – kann man ein optimales Ergebnis erzielen, weil die Lebensmittel damit geschnitten und nicht zerdrückt werden. Ein gusseiserner Topf sorgt für bessere Hitzeverteilung als eine beschichtete Pfanne – logisch. Solche Küchenhelfer stelle ich Dir demnächst übrigens in einer neuen Reihe hier im Blog vor.

In diesen Teilen hält die vollmundige Buchbeschreibung ihr Versprechen.

Was ist mit dem Rest? In meine Tomatensoße kommt weiter Zucker. Ich habe die Rezepte ausprobiert und es gelingt mir auch bei stundenlangem Schmoren der Zwiebeln nicht, eine Süße zu erzielen, wie sie die Autoren beschreiben. Wenn Du das schaffst, lass mich Dein Geheimnis bitte wissen!

Knoblauch mit einem Messer zu einer Paste zu verarbeiten auf einem Brett, sorgt für viel Knoblauchsaft im Brett, aber mir fehlen dennoch wohl 500 Newton Kraft, um den Knoblauch mit dem Meersalz final zermatscht zu bekommen. Eine Presse ist für mich, ebenso wenig wie für die Autor_in, keine Alternative, also wird hier weiter mit klein gehacktem Knoblauch gearbeitet. Nachtrag 18. März 2023: Ich habe zu wenig Salz genommen. Mit viel mehr Salz als ich dachte, bekomme ich auch die Knoblauchaste hin!

Was ich aber aus dem Buch gelernt habe ist, mir beim Zerkleinern der Zwiebeln noch mehr Mühe zu geben, sie wirklich so fein wie möglich zu schneiden und ggf. noch etwas zu hacken, wenn zu große Teile dabei sind.

Genau das ist der Punkt: Es gibt immer etwas zu lernen.

Wenn Du bisher eben genau die in der Verlagsbeschreibung genannten Schwierigkeiten beim Kochen hast, weißt Du nach dem Lesen unter anderem

  • wie wenige Grundzutaten Du zum Kochen wirklich brauchst.
  • worin die Kunst besteht, besagte Bohnen grün und knackig auf den Tisch zu bringen.
  • was verschiedene Schnittformen bei Gemüse mit den Geschmack machen.
  • welche Temperatur und Fettmenge/-art für welches Bratgut die richtige sind.
  • an welcher Stelle Salz dazukommt, damit zum Beispiel Pilze schön bräunen und dennoch würzig werden.

Fazit

Wenn es nur ein Handgriff ist, der dazu beiträgt dass Dein Essen nach der Lektüre dauerhaft besser schmeckt, dann hat es sich gelohnt, das Buch zu lesen.

Was ist Dir beim Kochen wichtig? Ist das ein Kochbuch für Dich?

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Lesetipps Minimalismus

Lesetipp ***** Ausmisten leicht gemacht

Werbung – Das Buch ist selbst gekauft, aber mit dem Verlag kooperiere ich ansonsten mit Rezensionsexemplaren.

Feng Shui gegen das Gerümpel des Alltags von Karen Kingston

Feng Shui gegen das Gerümpel des Alltags
Richtig ausmisten – Gerümpelfrei bleiben
von Karen Kingston

Taschenbuch, 224 Seiten
ISBN 978-3-499-62877-1
Übersetzt von Sabine Schilasky
Erschienen am 1. Oktober 2014 im Rowohlt Verlag (Werbung)
Bestellmöglichkeiten bei diversen Händlern und eine Leseprobe findest Du auf der Verlagswebsite.

“Die Bibel unter den Aufräum-Ratgebern!
Wer hat keine unaufgeräumten Schubkästen, Regale oder ganze Schränke voller Kram zu Hause? Wie man sich von unnötigem Ballast befreien, überflüssige Dinge wegwerfen und wieder Ordnung und Energie in sein Leben bringen kann, zeigt die weltbekannte Feng Shui-Expertin Karen Kingston in ihrem Millionenseller. Entrümpeln schafft nicht nur Ordnung in der Wohnung, sondern auch im Kopf, und so lustvoll haben Sie noch nie aufgeräumt und sich aus der Unordnung befreit.
Das Original – aktualisiert und erweitert!”

Verlagstext

Mein Eindruck des Buchs beim ersten Lesen 2019

Mit Feng Shui habe ich mich bisher nicht beschäftigt. Ich bilde mir ein zu spüren, was mir in Räumen gut tut und was nicht. Aber wegen meines momentanen Ausmüllwahnsbedürfnisses hat mich der Titelteil Gegen das Gerümpel des Alltags angesprochen.

“Wenn ich morgen ausziehen sollte und mehr als ein bis zwei Müllsäcke voll bekäme, muss ich umgehend aussortieren.”

Karen Kingstons Faustregel, Seite 134 im E-Book
Mülleimer Stadtreinigung Hamburg

Das ist eine Maxime, an der ich mich gerne orientiere. Für alle Teile im Haus, die alleine mir gehören und nur von mir genutzt oder gelagert werden, wird das auch mein neuer Leitsatz.

Dass es ab und an fürs eigene Wohlbefinden gut ist, sich nicht nur von Dingen zu trennen, sondern auch Freundschaften zu hinterfragen, ist klar. Was zu der Frage führt, ob es derzeit jemanden gibt, der mich aussortieren möchte. Wenn ja, bitte melden.”

Mein Eindruck des Buchs beim dritten Lesen 2022

Ich habe es weder mit Gott oder Feng Shui. Immer noch nicht. Aber dieses Buch hat es – wenn man die religiös- und esoterisch angehauchten Sätze überliest – mir sowas von angetan, dass ich es im Januar zum dritten Mal gelesen habe und es erneut Wirkung erzielt hat.

Mein Eindruck von 2019 gilt immer noch. Alleine aus einem Küchen-Eckschrank haben mich nach dem Lesen viele Dinge voller Freude – also ich, nicht die Dinge – verlassen und teilweise anderen Menschen Freude gebracht.

Gerümpel aus der Küche entfernt – aktuell und konkret

  • 6 Kaffeetassen mit Untertassen vom Hauptgeschirr – hier wird nur aus Bechern getrunken, hat die Nachbarin mit gleichem Geschirr genommen.
  • 8 Suppentassen vom Hauptgeschirr – sind schlecht stapelbar und wir essen nicht gerne aus der zylindrischen Form, gehen noch zur Nachbarin oder ins Sozialkaufhaus.
  • 12teiliges antikes versilbertes Besteck mit 6 Kuchengabeln und Suppenkelle – es ist groß und damit im Alltag nicht angenehm zum Essen und wir haben in groß ein schöneres von Oma aus Vollsilber, wenn wir Lust auf großes Besteck haben, bleibt in der Familie.
  • 1 versilberte Servierschale mit Deckel – geerbt, wird nicht mehr verwendet, bleibt in der Familie.
  • 6teiliges Fischbesteck mit Griffen aus Bein – geerbt, in 19 Jahren nicht einmal verwendet – habe ein noch schöneres Fischbesteck aus Silber, das auch nur extrem selten benutzt wid, bleibt in der Familie.
  • 1 Quicheform – zerkratzt und ein bisschen zu klein, ist jetzt nach 30 Jahren Gebrauch im Müll. Ihr größerer Nachfolger ist die rote.
  • 1 große Keramikschüssel mit Deckel – wird schon lange nicht mehr verwendet, ist im Müll und nicht im Sozialkaufhaus, weil die Glasur leichte Risse hatte.
  • 20 Stoffservietten – verwaschen und seit Corona mag ich die nicht mehr benutzen – sollte die Lust wieder kommen, gibt es dann schöne neue.
Küchen-Eckschrank nach dem Entrümpeln
So schön übersichtlich sieht der Eckschrank jetzt aus!

Mal wieder habe ich das Vorher-Foto vergessen, weil ich nicht mit einer so großen Veränderung gerechnet hatte. In dem Kopierpapierkarton liegt das Silberbesteck von Oma, das nur für besondere Anlässe verwendet wird, weil es groß ist und mir zu sperrig zum Essen im Alltag, und silbernes Fischbesteck, das auch nur selten benutzt wird. Es sind Vintage-Familienerbstücke und haben ihre Daseinsberechtigung, weil sie verwendet werden – wenn auch nur selten.

Meiner Ansicht nach fressen Dinge eben doch Brot – denn sie nehmen Platz im Schrank weg, setzen Staub an, können dem Überblick im Weg sein, den Schrank gewichtsmäßig über Gebühr belasten … Und deshalb bin ich froh, die oben genannten Dinge aus dem Haus geschafft zu haben.

Warum waren diese Dinge überhaupt noch bei mir?

Die Kaffeetassen und Suppentassen gehörten zu unserem Hauptgeschirr mit den blau-grünen Elementen, von dem wir viele Sachen haben. Der Vollständigkeit halber hatte ich mich bisher nicht von den nicht mehr verwendeten Teilen getrennt. Ein Sammler täte das wohl auch jetzt nicht, ich schon.

Bei den versilberten Sachen und dem Besteck handelte es sich größtenteils um Erbstücke von meiner Mutter. Sie liebte diese Sachen, ich mochte sie auch, aber Liebe wurde es nicht. Ich habe immer noch einige Dinge dieser Art von ihr, aber die sind alle ab und an in Gebrauch. Die Aussortierten waren es nicht.

Für den Rest war die Aufräumenergie der Anstoß. Es folgten an dem und anderen Tagen noch einige Kleidungsstücke und Kleinkram wie leere Kartons, die sich wie magnetisch ansammeln.

Was ist das Geheimnis von Karen Kingston beim Ausmisten?

Das Buch ist flüssig geschrieben, ich kann es wortwörtlich in einem Rutsch lesen. Beim Lesen gehe ich gedanklich bereits die benannten Räume durch und merke sofort, wo mich etwas triggert. Ich wusste bereits vor dem Aufstehen vom Sofa nach dem Lesen, welche Teile mich mindestens verlassen werden, wenn ich in die Küche gehe.

Am schwersten ist es für die meisten Menschen, Dinge gehen zu lassen, die mit starken Emotionen verbunden sind. Das kann ein Abi-Shirt, der Reisepass mit den vielen Stempeln, das muffig riechende Poesiealbum oder – in meinem Fall – geerbtes Besteck sein.

Die Autorin schafft es meiner Ansicht nach mit wenigen Sätzen den Lesenden in die Gefühlslage zu versetzen, die Entscheidungen zu den Dingen möglich macht. Manche Dinge mag man nicht sofort gehen lassen. Bei mir fing es mit Büchern an, die ich nicht nochmal lesen würde, in der weiten Schleife ging ein weiterer Rutsch, den ich dann auf einmal auch nicht mehr benötigte.

In einer der Schleifen habe ich mich zum Beispiel von Fotos getrennt, die Urlaube dokumentiert haben, die nicht schön waren. Warum sollte ich unschöne Erlebnisse auch noch fotografisch in raumnehmenden Alben aufbewahren? Das war schon eine hoch emotionale Entscheidung, aber final ein tolles Gefühl.

Beim nächsten Mal kamen die Poesiealben in den Müll. Noch einmal angesehen, zwei Seiten von mir immer noch wichtigen Menschen herausgetrennt, separat verwahrt – weg mit dem Rest des muffigen Papiers.

Geschenke sind ein sensibles Thema. Warum aber sollte man Dinge aufbewahren, wenn man sie nicht haben wollte und sie einem nicht gefallen und/oder man sie nicht (ge-)braucht und sie einem keine Freude machen?

Natürlich braucht das Augenmaß, aber wenn sie zum Beispiel von inzwischen Verstorbenen sind, dürfen die Sachen dann wirklich weg. Ansonsten hilft es, Wünsche zu formulieren, um ungeliebte Geschenke im Vorweg zu vermeiden.

Nochmal gelesen habe ich das Buch übrigens ausgelöst durch eine virtuelle Bekannte, Sabine, die gerade auf Instagram das Jahr mit dem #konsumverzicht2023 im Account @konsumverzicht2023 dokumentiert und nach Lesetipps zum Aussortieren von Dingen fragte. Danke Sabine für den Austausch dazu.

Ich habe das Buch als E-Book und einige Stellen darin markiert. Auch beim dritten Mal lesen fand ich die Stellen zentral. Interessant finde ich Karen Kingstons Tipp, beim Entrümpeln etwas Rotes zu tragen.

“Genau wie rote Tanzschuhe ihren Füßen Lust aufs Tanzen machen, macht Ihnen rote Kleidung Lust, aktiv zu werden.

Seite 153 im E-Book

Wenn man nichts Rotes hat, empfiehlt sie (Seite 153f im E-Book) andere warme Farben wie Gelb oder Orange, auf keinen Fall kühle Farben wie Blau. Die warmen Farben sollen das Loslassen erleichtern. Schwarz und Grau sollen dabei müde machen, Grau Entscheidungen erschweren.

Das Farben Wirkungen auf Menschen haben, ist sicherlich unumstritten. Nicht umsonst mögen wir einige Farben lieber als andere und lehnen vielleicht sogar welche ganz ab. Für den einen ist Rot eine positive, energiebringende Farbe, andere sind davon vielleicht überfordert.

Ines Meyrose – Outfit 2022 – mit roter Kleidung, Accessoires und Lippenstift den Farbverlust grauer Haare ausgleichen

Dass Rot die perfekte Farbe zum Entrümpeln ist, vergesse ich immer wieder. Lustigerweise – und an der Stelle glaube ich nicht an Zufall – hatte ich beim Lesen zum dritten Mal etwas Rotes an!

Vermutlich habe ich das rote Kleid morgens schon angezogen, weil ich mich aktiv gefühlt habe nach einer Walkingrunde in der Wintersonne und diese innere Aktivität hat mir den Anstoß gegeben, Lust auf das Buch zu haben. Ich habe dafür sogar einen mittelmäßigen Krimi unterbrochen. Bücher zu unterbrechen kommt bei mir selten vor.

Die Stimmung für solche Ausmistaktionen muss meiner Erfahrung nach passen und wenn man dann noch Farben trägt, in denen man sich kraftvoll fühlt – wie ich mich zum Beispiel in Rot – kann das eine unterstützende Wirkung haben. Kannst Du ja auch mal ausprobieren!

Was ist Dein bester Tipp zum Ausmisten?

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Lesetipps

Lesetipp ***** Ein Buch – zwei Stimmen

Werbung – Rezensionsexemplar

Das Licht in uns von Michelle Obama

Das Licht in uns
von Michelle Obama

Hardcover mit Schutzumschlag, 384 Seiten
ISBN 978-3-442-31713-4
Übersetzt aus dem Amerikanischen von Norbert Juraschitz, Sabine Reinhardus, Franka Reinhart, Astrid Gravert, Frank Lachmann
Originaltitel The Light We Carry, Originalverlag Crown
Erschienen am 15. November 2022 im Goldmann Verlag (Werbung)
Eine Leseprobe und Bestellmöglichkeiten bei diversen Händlern findest Du auf der Verlagswebsite.

“Wie können wir in Zeiten von Pandemien und globalen wie persönlichen Krisen stark bleiben? Einfache Lösungen oder schnelle Antworten auf die großen Herausforderungen des Lebens mag es zwar keine geben, doch Michelle Obama ist davon überzeugt, dass wir alle eine Reihe von Fähigkeiten in uns finden können, um große Probleme besser zu bewältigen. Mit ihren ganz persönlichen Erfahrungen gibt uns die ehemalige First Lady der USA Einblicke, wie sie es schafft, ausgeglichen und stark zu bleiben y für sich, ihre Familie und ihre Freunde.”

Klappentext

Nachdem ich ihre Autobiografie Become verschlungen habe, Briefe an Obama – ihren Mann – sehr spannend fand und Renegades – Born in the USA von Barack Obama und Bruce Springsteen auch mochte, ist dieses Buch natürlich umgehend auf meiner Lese-Wunschliste gelandet. Im Beitrag zu meinem Lesejahr 2022 habe angekündigt, dass ich es in einem besonderen Format vorstellen werde. Hier ist es!

Da ich weiß, dass Nicole vom Blog Life with a glow ebenso gerne die Bücher der Obamas liest, kam mir die Idee, dieses Sachbuch gemeinsam auf unseren Blogs vorzustellen und uns darüber zu unterhalten. Dazu hat Nicole mir Fragen beantwortet, die Du im Folgenden lesen kannst. In ihrem Blog findest Du im Beitrag Ines, Michelle, das Licht und ich-ein Dialog meine Antworten auf die Fragen, die sie mir gestellt hat.

Ein Buch – zwei Stimmen

Ines: Beim Lesen sind mir einige Textstellen besonders nah gegangen. Das begann direkt auf Seite 16, wo Michelle Obama das eigene Anderssein beschreibt. Sie schreibt, dass noch bevor jemand einen Raum betritt, die Leute erst das Anderssein einer Person wahrnehmen und dann erst die Person selbst. Wie nimmst Du Deine Empfindungen wahr, wenn jemand einen Raum zu betreten beginnt, der in irgendeiner Form anders ist?

Nicole: Ich glaube, ich habe ein sehr feines Gefühl oder Empfinden für Menschen. Das bezieht sich aber meist eher auf das, was sie ausstrahlen, denn wie sie aussehen. Ich stelle immer wieder fest, dass weder Hautfarbe noch Stil bei mir diesen der/die ist anders-Gedanken hervorrufen. Manchmal spüre ich dann ein unangenehmes Kribbeln, weil ich fühle, dass da etwas nicht passt.

Das passiert aber nur, wenn etwas unschön zu werden scheint. Oder mir derjenige nicht authentisch gegenübertritt. Meinst du das?

Ines: Ja, solche Empfindungen meinte ich.

Das Buch ist eine Art Ratgeber. Ein Tipp ist bei mir besonders hängengeblieben. Sie schreibt auf Seite 52, dass sich für sie die großen Sachen leichter angehen lassen, wenn man ihnen etwas Kleines absichtlich zuordnet. Etwas Kleines, das man einfach und mit Erfolg absolvieren kann – wie Stricken zum Beispiel – kann den Schrecken der großen Katastrophen mindern, weil man das Gefühl hat, wenigstens etwas im Griff zu haben. Geht Dir das auch so?

Nicole: Ja, das ist bei großen und kleineren Katastrophen durchaus so. Es ist nicht immer eine Tätigkeit (Stricken oder ein schönes Buch gehören bei mir da auch dazu), manchmal ist es die Freude eines Kindes, das vorbeigeht, die Schönheit der Natur, ein Lied oder das schlichte Besinnen darauf, dass bei allem, was schief, schrecklich oder nicht so gut läuft, vieles eben auch sehr gut funktioniert oder sich entwickelt hat. Ich suche in solchen Momenten oft bewusst das Schöne. Das ist keine Naivität, das ist Schutz und auch Besinnung.

Ines: Beeindruckend ist für mich an vielen Stellen, wie sehr die Mutter von Michelle Obama ihr bis heute auf unprätentiöse Weise Halt gibt, ohne sie in irgendeiner Form zu verhätscheln. Sie bezeichnet sie als „Göttin der Kompetenz“ (Seite 87) und schreibt dazu, dass ihr durch die Haltung der Mutter klar wurde, dass Kompetenz die Kehrseite der Angst ist – auch wenn jemand halb verschlafen im Morgenmantel im Einsatz ist. Wie hast Du versucht, Euren Kindern das Gefühl zu geben, dass Du kompetent genug bist, um sie zu beschützen? Was hilft Dir selbst, mit Angst einflößenden Situationen umzugehen?

Nicole: Schlicht, in dem ich da war und das auch immer wieder so kommuniziert habe. Dazu habe ich immer versucht, ihnen das Gefühl zu geben, dass sie gut genug sind, in dem was sie sind und was sie tun. Das ist die erste Form von Beschützen, das Wissen, dass man keine unerreichbaren Erwartungen erfüllen muss.

Und dann haben wir ihnen immer zu verstehen gegeben, dass wir zwar da sind, sie Dinge aber bis zu einem gewissen Grad auch selbst regeln dürfen und können. Ähnlich wie Mutter Obama (Seite 251) habe ich dann gefragt: Soll ich für dich gehen?

Mir selber hilft, wenn ich über solche Situationen reden kann und dann auch ernst genommen werde. Denn manche Ängste sind ja rein subjektiver Natur. Manchmal nimmt schon das Aussprechen etwas vom Schrecken, oder? Und wenn dann jemand fragt, ob er mich begleiten soll… Oder da ist…

Ines: So geht mir das mit Situationen, die mir Respekt einflößen auch oft: Die Ängste werden beim Reden immer kleiner, weil das Sortieren der Gedanken beim Sprechen sie besser handhabbar macht.

Gelacht habe ich bei ihrer Aussage, „dass enge Freundschaften dazu beitragen, den Erwartungsdruck innerhalb einer Ehe zu verringern“ (Seite 154). Ja, das ist so! Mein Mann ist froh, nicht alle meiner Bedürfnisfelder abdecken zu müssen für mein Seelenheil. Das dürfen teilweise nur zu gerne Freund_innen übernehmen. Wie siehst Du das?

Nicole: Genauso! Auch wenn ich gerne sage, dass er mein bester Freund und auch mein rationalster Berater ist, Freundinnen sind unersetzlich für das Abdecken weiterer Bedürfnisfelder. Sie erweitern deinen Horizont, sehen (auch dich) anders und du bist nicht nur auf DEN einen Menschen fixiert, was auch die Erwartungen viel zu hochschrauben kann.

Ines: In Bezug auf die Ehe finde ich noch eine weitere Textstelle hervorhebenswert. Michelle Obama schreibt auf Seite 193, dass sie möchte, dass ihre Kinder sich aus einer Position der Stärke heraus für eine Person entscheiden, mit der sie für immer zusammenbleiben wollen. Sie sollen zu dem Zeitpunkt wissen, wer sie sind und was sie brauchen, falls sie sich binden möchten.

Das finde ich eine wunderbare Formulierung und besser hätte sie mir nicht vor Augen führen können, warum meine Ehe Nummer 1, geschlossen im Alter von 26 Jahren, nicht funktioniert hat. Ich war nicht gefestigt genug. In welchem Alter wusstest Du mit ganzer innerer Stärke, wer Du bist und was Du brauchst?

Nicole: Aufgrund eines schmerzhaften Ereignisses in meinem Leben wusste ich das im Prinzip sehr früh. Das bedeutet aber nicht unbedingt, dass ich es in allen Facetten auch immer so ausgelebt habe. Was allerdings Partnerschaft, Ehe und meinen Lebensweg betrifft, war ich sehr früh sehr klar und strukturiert. Was vielleicht auch darin zu sehen ist, dass ich die großen Lebensentscheidungen so wieder fällen würde. Mit Abwandlungen in anderen Bereichen.

Ich finde Michelles Ansicht aber gerade für die heutige Zeit sehr wichtig, denn die junge Generation braucht aufgrund von heute viel stärker vorhandener Vielfältigkeit auch durch Soziale Medien einen viel klareren Kompass, um sie selbst sein zu können. Das ist eben auch unsere Aufgabe als Eltern, Tante, Onkel, Freund…

Ines: Im Wahlkampf 2016 ruft sie aus, wie wichtig es ist, sich von seiner besten Seite zu zeigen. Das umfasst in dem Buch ein ganzes Kapitel. Für mich sind ihre Worte dazu elementar, dass das eintritt, „wenn man aus einer Reaktion eine Antwort heranreifen lässt.“ (Seite 336). Klartext in meinen Worten: Erst denken, dann handeln, hilft ungemein, sich von seiner besten Seite zu zeigen. Und wenn nicht, ist es zumindest Absicht, es zu unterlassen. Wie schaffst Du es, Deine besten Seiten zu zeigen?

Nicole: Für mich war es ganz klar von ihrer Seite so gemeint, dass man dem Schlechten nie etwas Schlechtes oder Negatives entgegensetzen soll. Sondern das Beste von einem selbst.

Ich habe mir vor langer Zeit vorgenommen, ein guter Mensch zu sein. Zu sagen, was ich fühle, bei mir zu bleiben. Klar kann ich lästern, wütend und verzweifelt sein, träge, auch mal pessimistisch. Aber dann denke ich, dass das niemandem hilft und mir schon mal gar nicht. Also versuche ich jeden Tag so zu sein, wie ich gerne von anderen behandelt werden möchte. Das zeigt dann automatisch meine besten oder guten Seiten. Ich bleibe ich… Mein Spruch ist: Be every day the best version of yourself. Das hat nichts mit hohem Anspruch zu tun, sondern einfach nur man selbst.

Ines: Für mich ist Das Licht in uns es eine Art Lebensratgeber aus Erfahrung ohne Checklisten, aber mit Denkanstößen. Was ist es für Dich?

Nicole: Das ist es für mich auch. Denn sie zeigt, dass im Alltäglichen das besondere liegt. Und dass wir gar nicht viel brauchen, um zu leuchten. Aber es ist auch ein Zeichen und ein Rat an uns alle, dass wir alle viel zu einer helleren Welt beitragen können, indem wir einfach positiver in die Welt schauen. Ich habe mich in vielem wiedergefunden und das gefiel mir sehr. Und es hat mein Bild von ihr bestärkt.

Ines: Danke Dir für das Experiment des gemeinsamen Lesens und Verbloggens!

Nicole: Das war eine tolle Idee von dir und hat mir viel Spaß gemacht. Michelle hat es uns aber auch leicht gemacht. Vielen Dank, dass wir das so auf die Beine stellen konnten. Du sitzt auf jeden Fall an meinem Küchentisch …

Ist das ein Buch für Dich?