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Lesetipp ***** Von Kinderwünschen und einem Leben im Exil

Werbung – Rezensionsexemplar

Hundepark von Sofi Oksanen

Hundepark
von Sofi Oksanen

Gebundene Originalausgabe, 480 Seiten
Übersetzt von Angela Plöger
ISBN 978-3-462-00011-5
Erschienen am 13. Januar 2022 bei Kiepenheuer & Witsch (Werbung)
Bestellmöglichkeiten bei diversen Händlern findest Du auf der Verlagswebsite.

“Die preisgekrönte finnische Bestsellerautorin Sofi Oksanen führt uns in die Welt reicher Europäerinnen, die auf Kosten ärmerer Frauen aus dem Osten oder in den Entwicklungsländern, die in ihrer Not keine Wahl haben, ihren Kinderwunsch mit Eizellenspenden erfüllen. Ein Roman von großer politischer und moralischer Brisanz und literarischer Brillanz.

Helsinki, 2016. Olenka sitzt auf einer Parkbank und beobachtet eine Familie: Mutter, Vater, zwei Kinder. Als sich eine Frau neben sie setzt, erschrickt sie; sie würde diese Frau überall wiedererkennen, denn Olenka hat ihr Leben zerstört. Und gewiss ist sie gekommen, um Rache zu nehmen. Für einen kurzen Moment sind sie hier zusammen – und schauen ihren eigenen Kindern, die nichts von ihrer Existenz ahnen, beim Spielen zu.

Der Roman, der sich zwischen dem heutigen Finnland und der Ukraine nach dem Zusammenbruch der UdSSR bewegt, ist ein scharf beobachteter, temporeicher Text, der an der Schnittstelle zwischen Ost und West spielt und sich um ein Netz von Ausbeutung und die Kommerzialisierung des weiblichen Körpers dreht. Sofi Oksanen erzählt mit psychologischer Schärfe die fesselnde Geschichte einer Frau, die der Sehnsucht nach ihrem verlorenen Kind nicht entkommen kann, und über die rücksichtslosen Mächte, die sie erbarmungslos jagen.”

Verlagstext

So gefangen genommen hat mich eine Geschichte lange nicht mehr. Mehr Thriller als Roman hat mich das Buch über eine Woche gefesselt, obwohl ich 480 Seiten normalerweise an einem Wochenende erledige.

Die Geschichte wird durchgehend von der Hauptperson Olenka erzählt. Dabei springt sie in der Handlung hin und her zwischen Helsinki 2016, Dnipropetrowk 2006-2010 und allen Orten, die dazwischen oder in Rückblenden auf ihre Kindheit relevant sind. 2016 lebt sie seit einigen Jahren in Helsinki unter falscher Identität. 2006 steigt sie in das Eizellenspendengeschäft ein – erst als Spenderin, dann als Organisatorin.

Im Lauf der Geschichte erfahren wir, was Daria – die Frau neben ihr auf der Parkbank – und sie verbindet, welche Absichten Daria verfolgt, warum Olenka fliehen musste und was damit das Titelbild zu tun hat. Quasi nebenbei lernen wir Olenkas Familiengeschichte kennen und erfahren, wie gerne sich einige Bewohner verschiedener Länder der ehemaligen UdSSR haben können oder eben auch nicht.

Zu der Rahmengeschichte gehört die Liebe ihres Lebens und die Frage, ob die beiden sich je wieder sehen können und möchten. Also sie möchte schon … aber die Vorfälle von 2010 machen das … nun ja … schwer unmöglich. Außerdem gilt es, Darias Absichten herauszufinden und in Bahnen zu lenken, die für Olenka tragbar sind.

Das Buch war für mich bis zur letzten Seite spannend. Besonders das Ende hat mich überrascht. Jetzt brauche ich leichte Lesekost, um mich davon zu erholen …

Ist das ein Roman für Dich?


8 Antworten auf „Lesetipp ***** Von Kinderwünschen und einem Leben im Exil“

Ich konnte den Namen der Autorin durch die Schreibweise auch erst nicht richtig lesen.

@Titel Es ist keine Hundebuch 🙂 – auch wenn es teilweise im Hundepark spielt …

Das Buch ist extrem emotional. Mich hat es positiv gefangen genommen, aber die Geschichte ist schon krass. Wenn man gerade eher Gute-Laune-Lektüre zur Ablenkung braucht, ist das nicht dafür geeignet. Das gibt es hier nächste Woche … ein Inselroman. Dieser Roman hier ist definitiv ernsthafte Literatur und nicht nur Unterhaltung.

Liebe Ines,
wow, das klingt in der Tat nach Gedankenkost. Ich finde das Thema ist ja generell schon nicht ganz einfach, da ist die Umsetzung in Literatur spannend.
Eine sehr gute Empfehlung.

Liebe Grüße
Nicole

P.S.: Das Buch, das ich gerade lese, nimmt mich ähnlich mit.

Liebe Ines, beim Coverbild mit der Mohnblume und dem Titel „Hundepark“ habe ich gleich mal eine gemütliche und entspannte Lektüre gedacht. Doch das Thema hört sich absolut spannend, aber auch mitnehmend, widersprüchlich und anstrengend an. Ein Buch, dass sich nicht so zwischendurch mal lesen lässt, sondern in das man tief eintauchen muss. Es gibt wohl viele Schicksale in dieser Welt, die wir (glücklicherweise) nicht direkt kennen, die aber dennoch aufwühlen. So habe ich erst letztes Wochenende eine Film über eine wahre Begebenheit von Mädchen in Südafrika gesehen – spannend bis zum Schluss, aber auch sehr emotional und aufwühlend. Das Buch ist jedenfalls schon auf meiner Leseliste gelandet.
Hab einen wunderbaren Abend und alles Liebe Gesa

Ja, das Cover zieht mit seinen Farben Blicke auf sich!

Widersprüchlich ist ein treffendes Wort für Olenkas Leben, denn sie lebt in vielen Welten im Lauf ihres Lebens von Armut bis Luxus pur. Und vieles versteht sie erst im Nachhinein.

Wünsche guten Lesegenuss! Und einen schönen Abend :).

Liebe Ines,

ein interessantes Buch, das Du hier vorstellst. Ich finde es toll, dass Du mit Deinen Leseempfehlungen das Spektrum der Neuerscheinungen aufzeigst und Dich nicht auf ein Genre festlegst.
Das Coverbild und der Titel führen ein wenig in die Irre, oder?
Die nachbarschaftlichen Beziehungen der europäischen Länder sind schon einer genauen Betrachtung wert, viel zu oft lesen wir dann nur von den Menschen und ihren Geschichten in den gemeinhin gut bekannten und bereisten Ländern wie z. B. Großbritannien, Frankreich, die Niederlande, Italien oder Spanien. So ist es doch auch eine literarische Reise, auf die uns Dein Buch einlädt. Und fesselnd dazu! Leseherz, was willst du mehr?
Liebe Grüße, Susa

Je genau, wir tauchen mit dem Buch in eine Kultur ein, die ungewohnt und fremd ist und doch auch vor der Haustür liegt. Nur auf der anderen Seite der Welt.

Titelbild und Titel haben zwar Bezug zum Inhalt, aber man versteht das wirklich erst in der Geschichte. Zum Verkauf finde ich den Titel unglücklich gewählt. Ein besserer fällt mir auch nicht ein.

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