Werbung – Rezensionsexemplar

Wild wuchern
Katharina Köller
Originalausgabe, Hardcover, mit Schutzumschlag, 208 Seiten
ISBN 978-3-328-60392-4
Erschienen am 26. Februar 2025 im Penguin Verlag (Werbung)
Eine Leseprobe und Bestellmöglichkeiten bei diversen Händlern findest Du auf der Verlagswebsite. Ich habe es als E-Book gelesen.
Warnung: Das Buch enthält Darstellungen körperlicher und seelischer Gewalt.
„Marie rennt panisch einen Berg hinauf. Auf der Flucht vor einer Welt, in der vieles aus dem Lot geraten ist, sucht sie Schutz bei ihrer Cousine Johanna. Ausgerechnet bei Johanna, die seit Jahren wie eine Eremitin auf einer entlegenen Tiroler Alm lebt. Marie und Johanna, sie könnten nicht unterschiedlicher sein: die scharfzüngige Wienerin, Luxusgeschöpf aus einer Luxuswelt, zugleich verwöhnt und verachtet von Ehemann Peter – und das »wilde Tier im Körper von einem Menschen« (Marie über Johanna), das beim Erwachsenwerden scheinbar die Sprache verloren und die Gesellschaft hinter sich gelassen hat. Für die beiden Frauen beginnt ein ungewöhnliches Kräftemessen, ein Ringen um ihr Selbstverständnis, aber auch um einen gemeinsamen Weg.
Verlagstext
Auf das Buch bin ich über eine ausführliche Rezension von Carola Ebeling auf Zeit online (Werbung) gekommen. Die Rezension hat mich sofort angefixt, beim Lesen des Buchs war ich sofort drin in der Geschichte.
Der Schreibstil von Katharina Köller mit kurzen, prägnanten Sätzen liest sich angenehm. Interessant ist, dass der Roman nur aus der Perspektive von Marie geschrieben ist. Johannas Gedanken hätten mich dazu teils schon interessiert. Als Leserin tappe ich da im gleichen Dunkel wie Marie. Ich empfinde Johanna übrigens nicht als wildes Tier, wie Marie das beschreibt, eher als tief naturverwurzelt. Liegt vielleicht an meiner eigenen Tierverbundenheit …
„Aber in meinem Leben war es schon immer so, dass ich jeden Fehler zweimal gemacht habe.“
Marie über sich in Katharina Köller, Wild wuchern, Penguin Verlag, Position 83 im E-Book
Marie will allen gefallen und vergisst dabei sich selbst. Nun hat sie sich allerdings in die Lage gebracht, dass sie nach einer körperlichen Auseinandersetzung mit ihrem Ehemann nicht gefunden werden darf – von niemandem. Da wäre eine etwas steilere Lernkurve hilfreich. Denn eines ist klar: Sie muss bei Johanna bleiben und selbst zur Eremitin auf der Alm in den Tiroler Bergen werden, ob die das will oder nicht. Sie hat keine andere Option.
„Ich muss ihr beweisen, dass das Leben besser für sie ist, wenn ich da bin.“
Marie in Katharina Köller, Wild wuchern, Penguin Verlag, Position 1192 im E-Book
Zuerst darf Marie auf der Alm bleiben, weil Johanna gerade gut Hilfe gebrauchen kann. Baumstämme zerhacken sich besser gemeinsam, eine Wiese mäht sich schneller zu zweit und ein Dach ist einfacher zusammen zu reparieren. Mit der Zeit gewöhnt sich Marie ein, passt sich Johannas Tempo und wenigen Worten an. Sie kann sich vorstellen, für immer dort zu bleiben – nicht nur, weil sie sich verstecken muss.
Johanna jedoch wird in Maries Anwesenheit einsam, weil ihr die freilebenden Tiere fehlen, die sich nicht mehr zeigen, seit Marie Unruhe in das System auf der Berghütte gebracht hat. Sie will, dass Marie geht. Sie will ihr Leben im vollständigen Einklang mit der Natur zurück. Marie lässt sich nicht so einfach wegschicken, sie ist ein Bumerang.
Interessant ist, wie lange Marie dafür braucht, um darüber nachzudenken, wie Johannas Leben eigentlich bis jetzt war und wie es dazu gekommen ist. Sie dreht sich bis zu einem Wendepunkt nur um ihre eigenen Gedanken und ihr Schicksal.
Es bleibt lange offen, was Marie in Wien wirklich passiert ist. Viel wichtiger ist jedoch die Frage, warum es dazu kommen konnte und wie es weiter gehen kann, damit ein Leben im Jetzt für Marie möglich und lebenswert ist.
Beide Protagonistinnen mag ich auf ihre Weise und ich konnte mich beim Lesen in beide hineinfühlen. Ihre Mütter sind Zwillingsschwestern. Johanna und Marie sind so verschieden, wie Verwandte nur sein können. Die eine glänzt gülden, die andere ist schwarz-weiß. Marie ist der erfüllte Traum ihrer Eltern, Johanna der Alptraum ihrer Mutter. Marie ist aus Sicht der Zwillingsschwestern ein Geschenk, Johanna eine Strafe. Damit aufzuwachsen ist an sich schon Last genug.
Der Roman ist intensiv und teilweise traurig, um dann wieder klar und hoffnungsvoll daherzukommen. Den österreichischen Dialekt der Erzählerin mag ich, auch wenn ich nicht jedes Wort verstanden habe.
Ist das ein Roman für Dich?
Der Beitrag gefällt Dir? Über ein Trinkgeld in meiner Kaffeekasse bei PayPal => Ines’ Kaffeekasse freue ich mich – klassische Bankverbindung auf Anfrage. Herzlichen Dank!