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Lesetipp – Die Fernsehfamilie – Band 2

Werbung – Rezensionsexemplar

Morgen ist ein neuer Tag von Beate Sauer

Morgen ist ein neuer Tag
Die Fernsehschwestern (Band 2)
Beate Sauer

Originalausgabe, Paperback , Klappenbroschur, 480 Seiten
ISBN 978-3-453-42666-5
Erschienen am 11. Januar 2024 im Heyne Verlag (Werbung)
Eine Leseprobe und Bestellmöglichkeiten bei diversen Händlern findest Du auf der Verlagswebsite. Ich habe es als E-Book gelesen.

Studierendenbewegung, Kulturrevolution und Sozialprotest: Ende der Sechzigerjahre bringt das Fernsehen die große Welt in die heimischen deutschen Wohnzimmer

Inmitten der 68er-Bewegung machen sich die Schwestern Lilly und Franzi Vordemfelde auf in eine abenteuerliche Zukunft. Beide könnten unterschiedlicher nicht sein: Lilly arbeitet beim Unterhaltungsfernsehen, wo sie Glanz und Glamour liebt. »Einer wird gewinnen«, »Spiel ohne Grenzen«, »Der goldene Schuss«, überall ist sie dabei. Franzi ist politisch engagiert: Das brutale Vorgehen der Polizei gegen die Studierendenproteste, der Mord an Benno Ohnesorg, all das erschüttert sie zutiefst und motiviert sie, mit dem modernen Medium Fernsehen die Welt zu verändern. Doch wie schon ihrer älteren Schwester Eva stehen ihnen die Fesseln ihrer Zeit im Weg – und nicht zuletzt ihr Vater, der solche Umtriebe gar nicht gerne sieht. Wieder müssen die Frauen der Familie Vordemfelde kämpfen. Für die Freiheit, für ihr Glück – und die Menschen, die sie lieben.”

Verlagstext

Band 1 Wunder gibt es immer wieder habe ich Dir im Oktober 2023 vorgestellt. Meine Empfehlung ist, die Bücher in der Reihenfolge des Erscheinens zu lesen, weil man sonst zu wenig Hintergrundinformationen hat, um Ereignisse in Band 2, vermutlich auch Band 3, einzuordnen.

In Morgen ist ein neuer Tag gibt sich Vater Axel scheinbar Mühe, mit Mutter Annemie in London auf einem längeren beruflichen Auslandseinsatz wieder zusammenzufinden, was aber nur von kurzer Dauer ist. Seine Egozentrik siegt. Auch seinen Töchtern gegenüber verhält er sich nicht besser.

Annemie wird von einem wiederkehrenden Alptraum verfolgt, der sie seit der Kindheit begleitet und schon in Band 1 eine Rolle spielte. Sie stellt sich im Lauf dieses Romans den Dämonen und versucht, den Hintergrund herauszufinden. Hat das auch etwas damit zu tun, dass sie an ihrer lieblosen Ehe festhält?

Eva arbeitet inzwischen seit vier Jahren als Kostümbilderin für Paramount-Kinofilme in Hollywood und liebt die Arbeit in den USA. Mit ihrem Vater hat sie dauerhaft gebrochen.

Lilly, Assistentin beim Dreh von Unterhaltungsshows fürs deutsche Fernsehen, will selbst vor die Kamera. Ihre offene Art ist Fluch und Segen zugleich. Wie viel ist sie bereit, an Einsatz zu zeigen und dennoch ihre Prinzipien zu bewahren?

Franzi, die inzwischen Franka genannt werden möchte, strebt eine Karriere beim WDR im Fernsehen an und kommt mit ihrer besonnen-ehrgeizigen Art ihren Zielen in kleinen Schritten näher. Dabei kommen ihr Hürden in den Weg, die mir beim Lesen ein paar Tränen gemacht haben. Aber sie wäre nicht Franca, wenn sie keine Lösungen fände. Franca hat in diesem Teil der Serie die meisten Sympathie- und Empathiepunkte bei mir gesammelt.

Band 3 Glücklich sind die Mutigen spielt 1989 zum Mauerfall und stellt neben Eva ihre Nichte in den Vordergrund. Er ist für den 10. Juli 2024 geplant und ich freue mich jetzt schon aufs Lesen.

Kennst Du schon einen Teil der Reihe?

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Lesetipp – Jonetta & Ragnar

Werbung – Rezensionsexemplar

Herzensbrecher von Anne B Ragde

Herzensbrecher
von Anne B. Ragde

Deutsche Erstausgabe
Aus dem Norwegischen von Gabriele Haefs
Originaltitel Hjerteknuseren, Originalverlag Strawberry Publishing
Taschenbuch, Klappenbroschur, 330 Seiten
ISBN 978-3-442-77384-8
Erschienen am 11. Januar 2024 im btb Verlag (Werbung)
Eine Leseprobe und Bestellmöglichkeiten bei diversen Händlern findest Du auf der Verlagswebsite. Ich habe es als E-Book gelesen.

“Jonetta sehnt sich nach Gleichgewicht. Das Gleichgewicht, das sie spürt, wenn sie im Teich schwimmt oder wenn sie in der Außendusche den Wassertank öffnet und sich vom lauwarmen Wasser umspülen lässt. Sie sehnt sich nach der Ruhe beim Kreuzworträtsel, während im Hintergrund das Radio läuft. Das einfache Leben, in dem der Morgenkaffee so lange dauern kann, wie er will. Sie hat all das in ihrem Häuschen, aber sie hat dort auch Ragnar. Ein erwachsener Sohn ohne Job, mit Stapeln ungeöffneter Rechnungen im Kinderzimmer. Ein erwachsener Sohn, der mit seiner Mutter in den Urlaub fährt und sich das beste Schlafzimmer nimmt, entscheidet, was […] im Fernsehen läuft, wenn überhaupt einsilbig antwortet, und seiner Mutter schmutzige Laken hinterlässt. Wo war ihr Junge geblieben, der sagte, dass er sie liebte, ohne zu wissen, was das Wort bedeutete? Wird Jonetta es schaffen, diesen großen, seltsamen, verschlossenen Mann zu erreichen? Während ein paar Ferienwochen lassen dramatische Ereignisse allen Groll hochkommen. Und die Frage: Wann reicht es?”

Verlagstext

Die eindringliche, körperliche Sprache, wie ich sie aus der Lügenhaus-Serie der Autorin bereits kenne, die dafür sorgt, dass ich wie durch einen Strudel in den Roman gezogen wurde, in jede Baumwurzel, in jeden Blick in den dunklen Teich, ins Moor, macht etwas mir beim Lesen, das ich mag.

Beim Lesen war ich gedanklich Jonetta. Eine Frau auf der Suche nach dem süßen Jungen, der ihr Sohn Ragnar bis zum 14. Lebensjahr war und über Nacht zu einem rücksichtslosen Etwas mutierte. Eine Frau auf der Suche nach sich selbst und ihren Bedürfnissen, die sie diesem jetzt 25jährigen Sohn so lange untergeordnet hat. Eine Frau auf der Suche nach einem selbst gestaltetem Leben, das ihr Freude macht. Begleitet von ihrem treuen, alten Familienhund Boje.

“Sollte sie ihn vor die Tür setzen? Ihn einfach hinauswerfen, sodass er sich Arbeit suchen musste? Hatte sie ihm bisher nur Bärendienste geleistet?”

Anne B. Ragde, Herzensbrecher, btb, Pos. 2191 im E-Book

Zur Handlung kann ich Dir nicht mehr sagen, weil das sofort in Spoiler ausarten würde. Die Story bleibt bis zum Ende spannend. Wenn Dir die Lügenhaus-Serie gefallen hat, lies dieses Buch. Hast Du die nicht gemocht, wird Dir auch diese Roman vermutlich nicht gefallen. Du kennst keins der Bücher? In der Leseprobe auf der Verlagsseite merkst Du schnell, ob Dir die Sprache liegt oder nicht.

Ist das ein Roman nach Deinem Geschmack?

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Lesetipp – Eine Familientragödie

Werbung – Rezensionsexemplar

Die Wahrheit von Mattias Edvardsson

Die Wahrheit
von Mattias Edvardsson

Paperback , Klappenbroschur, 448 Seiten
ISBN 978-3-8090-2758-4
Übersetzt von Annika Krummacher
Originaltitel  En Familjetragedi, Originalverlag Bokförlaget Forum, Stockholm 2021
Deutsche Erstausgabe
Erschienen am 29. März 2023 bei Limes (Werbung)
Eine Leseprobe und Bestellmöglichkeiten bei diversen Händlern findest Du auf der Verlagswebsite. Ich habe es als E-Book gelesen.

Ein Doppelmord, drei Verdächtige und nur eine Wahrheit – der neue, nervenzerreißend spannende Roman von SPIEGEL-Bestsellerautor Mattias Edvardsson.
Bill verliert seine Frau an Krebs und wird von einem Tag auf den anderen alleinerziehender Vater. Um seine Rechnungen bezahlen zu können, vermietet er ein Zimmer an die Jurastudentin Karla.
Karla arbeitet als Reinigungskraft für Steven und Regina Rytter. Schnell merkt sie, dass mit dem Paar etwas ganz und gar nicht stimmt. Denn warum verlässt die Ehefrau des angesehenen Arztes nie ihr abgedunkeltes Schlafzimmer?
Jennica, die ehemals beste Freundin von Bills verstorbener Frau, steckt mitten in einer Lebenskrise. Als sie Steven über eine Dating-App kennenlernt, scheint sie ihr Glück gefunden zu haben.
Doch dann werden Steven und seine Frau tot in ihrem Haus aufgefunden …”

Verlagstext

Von dem Autoren habe ich bereits Der unschuldige Mörder (Rezensionsexemplar), Die Lüge (selbst gekauft) und Die Bosheit (Rezensionsexemplar) gelesen und Dir vorgestellt und mich dementsprechend auf das Lesen vom aktuellen Buch von Mattias Edvardsson gefreut. Im Mai 2024 wird schon ein weiteres geben: Dunkelkaltes Schweigen.

Prägnant ist der Schreibstil mit betont kurzen Sätzen. Oft gibt es nur einen Hauptsatz, Hauptsatz und Nebensatz oder zwei mit und verbundene kurze Hauptsätze. Bei einem Blick in die Leseprobe auf der Verlagswebsite wirst Du schnell merken, ob Dir der Stil liegt.

Der Roman ist kapitelweise aus den Perspektiven von Bill, Jennica, Karla und Auszügen aus polizeilichen Vernehmungsprotokollen, die auch Personen aus deren Umfeld beinhalten, zusammengestellt. Erstaunlich ist, wie sich das Bild der Beteiligten wandelt, wenn man beim Lesen mehr erfährt. Erst denkt man, keiner davon war es und am Ende hätten alle Gründe haben können.

Was ist passiert und wer war daran beteiligt? Ist es eine Familientragödie, wie der Originaltitel den Roman nennt? Was ist überhaupt eine Familientragödie? Wie (un)schuldig sind Bill, Karla und Jennica? Zwischen den dreien gibt es diverse Verbindungen und Überschneidungen von Erfahrungen im Lebenslauf, die ich Dir hier nicht verraten werde.

Für mich wurde das Buch beim Lesen immer spannender und ich würde es lieber Krimi als Roman nennen. Wenn Du gerne Geschichten liest, bei denen die Handlungsstränge sich schrittweise zusammenziehen, ist das ein Roman für Dich.

Kennst Du bereits Bücher von Mattias Edvardsson?

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Lesetipp – Wenn Vergangenheit auf Gegenwart trifft

Werbung – Rezensionsexemplar

Als wir gluecklich waren von Jana Winter

Als wir glücklich waren
von Jana Winter

Originalausgabe, Paperpack, Klappenbroschur, 320 Seiten
ISBN 978-3-442-49485-9
Erschienen am 22. November 2023 im Goldmann Verlag (Werbung)
Eine Leseprobe und Bestellmöglichkeiten bei diversen Händlern findest Du auf der Verlagswebsite. Ich habe es als E-Book gelesen.

Ein idyllischer Gutshof im Emsland. Ein dunkles Familiengeheimnis. Eine junge Frau auf der Suche nach der Geschichte ihrer Familie.

Für Lenya bricht eine Welt zusammen, als ihr Vater sie am Telefon bittet, ihn zur Beerdigung einer seiner beiden Schwestern zu begleiten. Denn sie wusste weder von ihren Tanten Irma und Katharina noch davon, dass die beiden seit jeher ganz in der Nähe auf einem idyllischen Gutshof lebten. Lenya beschließt, mit ihrem Vater auf den Hof ins Emsland zu fahren, um herauszufinden, was ihre Familie vor langer Zeit auseinandergebracht hat. Dort taucht sie immer mehr in die Geschichte einer Familie ein, deren Leben durch Krieg, Armut und Vertreibung gezeichnet wurde, und deren Schicksal und Fortbestand vielleicht sogar in Lenyas Händen liegen könnte …”

Verlagstext

Der Roman hat mich vom ersten Moment an gefesselt und er kam mir im besten Sinn vor wie mit 500 und nicht nur 320 Seiten gefüllt. Die Geschichte ist dicht und berührend, ohne emotional-kitschig zu sein. Sie ist teilweise zutiefst dramatisch, ohne dabei mitleidheischend zu wirken. Von dem Buch würde ich gerne eine Fortsetzung lesen. Das Potenzial hätte die Geschichte.

Lenya und Irma sind die beiden Hauptfiguren. Werden ihre Fäden am Ende zusammengeführt oder gehen sie nach der Beerdigung wieder getrennte Wege? Was wird Lenya über ihre Familiengeschichte väterlicherseits herausfinden und welche Auswirkungen hat das auf die Beziehung zu ihrem Vater? Was macht ein Heimatverlust, der über Generationen weitergegeben wird, aus Menschen?

Nach dem überraschenden Anruf wegen der Beerdigung begleitet Lenya ihren Vater Rudolf zusammen mit ihren beiden jüngeren Kindern, Maria und Caro, auf das Gut Grotenstein im Emsland. Ihre siebenjährige Tochter Anouk bleibt bei ihrem Mann zu Hause in Münster, weil sie zur Schule gehen muss. Auf Gut Grotenstein haben Irma und Katharina eine Pferdezucht, die seit Generationen fortgeführt wird.

Lenya nutzt die Zeit auf dem Hof nicht nur, um ihrem Vater beizustehen und Irma kennenzulernen, sondern auch um ihre Ehe mit dem bekannten Dressurreiter Alexander zu überdenken, für den sie ihr Studium an den Nagel gehängt und auf eine Ausbildung verzichtet hat. Sie arbeitet neben der häuslichen Care-Arbeit für drei Kinder unentgeltlich in dem Gestüt der Schwiegereltern und ist wie selbstverständlich für ihr Umfeld immer da.

Das Buch spielt hauptsächlich im Jahr 2018 im Emsland. Der Rückblick ins Jahr 1945 zur Flucht aus Ostpreußen nimmt nur kurz Raum ein, ebenso einzelne Episoden aus den 1950/-60ern. Wer wie ich im Moment keine Bücher mit langen Kriegsszenen lesen möchte, kann sich diesen Roman dennoch vornehmen.

“Ein Bruder, der nicht reden konnte. Aber das passte wohl zu einer Schwester, die das Lachen, und einer, die das Lieben verlernt hatte.”

Jana Winter, Als wir glücklich waren, Goldmann, Seite 7 im E-Book

Die Rückschauen sind wichtig, um den Werdegang von Lenyas Vater und seinen beiden Schwestern zu verstehen, stehen aber als solche nicht im Fokus der Geschichte. Sie wirken eher wie kleine Blicke hinter verschlossene Türen.

Lenyas Familienbild ist davon geprägt, dass sie von ihrer polnischen Mutter ohne Ankündigung und ohne jegliches Wiedersehen im Alter von zehn Jahren verlassen und vom extrem in sich zurückgezogenen Vater ohne irgendwelche Verwandten aufgezogen wurde.

Jetzt als Erwachsene zu erfahren, wie ihr Leben hätte aussehen können, wenn ihr Vater nach dem Verlust der Mutter ihr den Kontakt mit den Tanten und dem Gut Grotenstein eröffnet hätte, lässt sie fassungslos sein. Gerne hätte sie einen Ort der Freude und Familie gehabt. Sie war schon immer ein Pferdemädchen und alleine der Gedanke, dass sie dort die Ferien hätte verbringen können, hätte ihr als Jugendliche viel bedeutet.

Schritt für Schritt tauen die Protagonisten auf, stellen sich der eigenen Vergangenheit und beginnen zaghaft, sich eine mögliche Zukunft auszumalen. Dazu würde für Lenya gehören, ihrem Vater zu verzeihen und ihre Ehe zu justieren. Robert und Irma müssten einander verzeihen und Irma ihr verschlossenes Herz öffnen. Was davon passiert, erfährst Du beim Lesen.

Ist das ein Roman für Dich?

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Lesetipp – Lilis Familiengeheimnisse

Werbung – Rezensionsexemplar

Arne Jensen Etwas verborgen Schönes

Etwas verborgen Schönes
Arne Jensen

Originalausgabe, Paperback , Klappenbroschur, 576 Seiten
ISBN 978-3-453-42653-5
Erschienen am 13. Dezember 2023 im Heyne Verlag (Werbung)
Eine Leseprobe und Bestellmöglichkeiten bei diversen Händlern findest Du auf der Verlagswebsite. Ich habe es als E-Book gelesen.

„Wenn man dem Herzen keinen Raum gibt, stirbt es.“

Uckermark, 2022: Ein altes Gutshaus nicht weit vom Nirgendwo entfernt, mitten im Juli. Die Neunzigjährige Ottilie Rabe versammelt ihre weit verzweigte Verwandtschaft, um ihren Nachlass zu regeln. Doch das Treffen reißt alte Wunden auf. Vor allem will sie einem blinden Fleck in ihrer Erinnerung nachgehen. Denn Ottilie hat über Jahrzehnte etwas verheimlicht, und das ist so ungeheuerlich, dass es ihrer aller Leben für immer verändern wird.

Berlin, 1944: Ein hochrangiger Gestapo-Offizier wird tot in seiner Wohnung aufgefunden, er wurde mit einem Hammer erschlagen. Der ermittelnde Kriminalrat Werner Beltheim steht unter großem Druck, den Fall rasch aufzuklären. Dringend tatverdächtig ist die Tochter des Toten, die neben ihm auf einem Hocker sitzt. Ihr Name ist Ottilie Rabe …”

Verlagstext

Es fällt mir total schwer, diese Rezension zu schreiben, weil mich das Lesen des Romans emotional sehr mitgenommen hat. Hätte ich gewusst, wie intensiv es im Jahr 1944 spielt, hätte ich das Buch nicht gelesen. Es tut mir gerade nicht gut, mich tief in diese Zeit zu begeben. Aber wem tut es das schon … und hätte ich das vorher gewusst, wäre mir dieser fesselnde Roman entgangen. Du weißt das jetzt und kannst es für Dich vielleicht besser einschätzen als ich, ob Du Dich in diese Handlungsstränge begeben möchtest.

Kernpersonen im heute

Die Hauptfigur in dem Roman ist Ottilie, genannt Lili. Der direkte Familienstrang mit Lili, ihrer Adoptivtochter Hanna und Julia bildet die Kernlinie. Um sie herum gibt es, ausgelöst durch Ottilies Kauf von Gut Torchau und dem Bedürfnis, ihr Erbe zu regeln und die Umstände des Todes ihres Vaters zu klären, ein großes Familientreffen auf dem Gut.

Die Familie Rabe ist weit verzweigt, auch Teile der Familie von Lilis Großmutter mütterlicherseits werden einbezogen. Allerdings hatte Lili bis zu dem Treffen mit keinem der Verwandten bis dahin seit ihrer Kindheit Kontakt. Nach dem Tod ihres Vaters ist sie eigene Wege gegangen und lebt nach dem 2. Weltkrieg in der DDR. 2022 lebt sie mit ihrem Partner Ebbi in Berlin.

Hanna, aufgewachsen bei Lili in der DDR, ist als junge Frau mit einem Armenier zusammen. Er arbeitet eigentlich in der Sowjetunion, kennengelernt haben sie sich in der DDR. Die beiden fliehen zusammen in den Westen, heiraten, leben in Köln und bekommen Tochter Julia.

Als Julia zehn ist, verlässt der Vater die Familie und geht zurück nach Armenien. Später ziehen Hanna und Julia nach Hamburg. Julia hat den Kontakt bis heute konsequent abgebrochen, mit ihrer Mutter hat der Vater nur noch ein loses Geburtstagsgruß-Verhältnis nach der Scheidung.

Julias Lebensthemen sind, dass sie regelmäßig für eine türkische Migrantin gehalten und diskriminiert wird und von ihrem Vater verlassen wurde. Erst in Köln, dann in Hamburg und jetzt in Berlin weiß kaum jemand, wo Armenien auf der Weltkarte liegt. Ihr Identitätsthema macht es ihr schwer im Leben. Darüber dass Ihr Vater sie verlassen hat, ist sie nie hinweggekommen. Dass Julias Cousin aus Armenien auf einmal bei ihr in der Tür steht, wirft sie ziemlich aus der Bahn.

Erzählebenen

Die Handlung spielt primär 1944 und 2022. Der Rückblick auf 1944 spielt zu Beginn in Lilis Perspektive und wechselt dann durch eine 2022 angestoßene Aufarbeitung der Geschehnisse in die Perspektive des Kripobeamten Werner Beltheim, der damals den Todesfall Walter Rabe bearbeitet hat.

Wie es dazu kommt, dass die Lesenden im Jahr 2022 die genauen Gedanken von Werner Beltheim erfahren, würde hier zu viel verraten. Ebenso kann ich nichts zu Lilis Geheimnis sagen, weil das die Spannung verderben würde. Etwa in der Mitte des Buches gibt es eine Wendung, die vieles erklärt. Die Stränge werden am Ende zusammengeführt, so viel kann ich sagen. Was natürlich nicht bedeutet, dass es auf alle Fragen von damals und heute eine Antwort gibt.

Elementar ist in dem Roman die Frage, wie sich gefühlte Schuld über Generationen vererben kann. Was liegt in den Genen, was ist durch das Umfeld geprägt? Wie ist ein selbstbewusster, positiver Weg möglich, wenn einem jeden Tag vorgelebt wird, dass an der Familie Pech klebt? Was macht das mit Kindern, Enkeln, Urenkeln? Was ist mit Lügen und Geheimnissen, die man spürt, aber nicht benennen kann?

Fazit

“Du bleibst als Mensch für mich die, die du immer warst. Ich muss nur den Setzkasten etwas umräumen, in dem ich meine Vorurteile aufbewahre.”

Arne Jensen, Etwas verborgen Schönes, Heyne, Julias Worte auf Seite 494 im E-Book

Die Geschichte ist spannend, vielschichtig und tief erzählt. Sie hat mich berührt. In Summe waren mir zu viele Themen darin verstrickt. Jede hinzukommende Person schien ein weiteres Drama im Gepäck zu haben, das für einen eigenen Roman taugen würde.

Vielleicht es das Leben so, wenn man genau hinsieht? Und um Lilis Lebensgeschichte zu erzählen, geht das vielleicht gar nicht anders? Wenn Du Lust hast, Dich davon gefangen nehmen zu lassen: viel Spaß beim Lesen!

Ist das ein Roman für Dich?

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