Werbung – Rezensionsexemplar

In den Scherben das Licht
Carmen Korn
Originalausgabe, Taschenbuch, 416 Seiten
ISBN 978-3-463-00072-5
Erschienen am 11. November 2025 im Rowohlt Kindler Verlag (Werbung)
Bestellmöglichkeiten bei diversen Händlern findest Du auf der Verlagswebsite.
„Hamburg, 1946: In den Trümmern der zerbombten Stadt treffen Gert und Gisela aufeinander. Zwei junge Menschen, die ihre Familien im Krieg verloren haben und die nun in diesem harten Nachkriegswinter nach Hoffnung suchen. Sie finden sie im Keller eines Hauses, das der einstigen Schauspielerin Friede Wahrlich gehört. Eine ungewöhnliche Frau, die in ihrer eigenen Vergangenheit gefangen ist und doch fest daran glaubt, dass sich aus dem Chaos eine hellere Zukunft formen lässt. In ihrer Küche wächst eine Gemeinschaft, die sich gegenseitig Halt gibt. Aber die Schatten der Vergangenheit sind lang: Was geschah mit Giselas Familie? Lebt Gerts kleine Schwester noch? Und was wurde aus den beiden Männern, die Friede einst liebte?“
Verlagstext – Carmen Korn, In den Scherben das Licht, Rowohlt Kindler Verlag 2025
Von der Autorin habe ich dir bereits Und die Welt war jung, die Jahrhundert-Trilogie Töchter einer neuen Zeit, Zeiten des Aufbruchs, Zeitenwende und den Roman Die geliehene Schuld vorgestellt. Auch im aktuellen Roman widmet Carmen Korn sich der Nachkriegszeit in Deutschland: Er spielt von 1946 bis 1955 in Hamburg.
1946 – bitterkalt ist es und bitterarm sind Gert, 15, und Gisela, 14, als sie sich in Friedes Keller kennenlernen. Beide sind familienlos durch den Krieg. Schnell freunden sie sich an, die Chemie zwischen ihnen stimmt. Trotz der harten Lebensumstände schaffen sie es, sich ein kleines Heim im dunklen, kalten Keller zu bauen und einen Sinn im Sein zu finden.
Gerts Eltern sind tot, doch die Suche nach seiner jüngeren Schwester Barbara gibt er nicht auf. Gisela hat den Großteil der Erinnerungen verloren bis zu der Bombennacht, in der sie als einzige im Keller überlebt hat. Es ist davon auszugehen, dass ihre Mutter in dem Feuersturm umgekommen ist. Ihr Vater war als Fotograf im Krieg und gilt als Verschollen. Sie steht alleine da und ist bereit, das zu akzeptieren und sich ein neues Leben aufzubauen. Sie hängt nicht an der Vergangenheit, das ist eher ein Thema von Gert.
Von Friedes Haus in der Tornquiststraße stehen nur noch Keller und Erdgeschoss. Der Rest ist dem Krieg zum Opfer gefallen. Ihre einstige Freundin Martha geht ein und aus – die beiden sind heute eher Freindinnen als Freundinnen. Sie hängen aus Nostaligie aneinander, aber Marthas Handeln ist vom Falschheit geprägt.
Zu sehr neidet Martha der ehemaligen Schauspielerin und Salondame Friede den früheren Ruhm, das elegante Leben und das heutige Haus, auch wenn es nicht mehr ganz steht. Selbst hat sie vor dem Krieg als Garderobiere im Altonaer Stadttheater gearbeitet, 1946 schlägt sie sich auf dem Schwarzmarkt durch, später versucht sie sich mit wenig Erfolg an diversen Geschäftsmodellen. Es klebt kein Glück an ihr.
Ein Geheimnis wird um Friedes beiden Liebschaften gemacht, die sie vor dem Krieg hatte. Viktor Franke war bis 1938 Theaterkritiker für den Hamburger Anzeiger. Diesen neun Jahre jüngeren Liebhaber hat Friede im Stich gelassen, als er aus der Haft im Konzentrationslager Fuhlsbüttel kam, in die er als Jude in der Reichspogromnacht genommen wurde. Kurz darauf wurde er nach Lodz deportiert.
Martha meint, Viktor nach dem Krieg in der Stadt gesehen zu haben, doch Friede will davon nichts wissen. Ihm geht es genauso. Viktor und Friede sind sich unabhängig voneinander einig, nicht mehr die Nähe des anderen zu suchen, auch wenn das Umfeld der beiden es immer wieder versucht. Viktor hat es schwer genug, sich in Hamburg ein neues Leben in der Medienwelt aufzubauen. Mit Friede ist er durch. Lieber verbringt er seine Zeit in Ruhe mit anderen Menschen.
„Es gibt noch eine andere Schuld als die strafrechtliche.“
Carmen Korn, In den Scherben das Licht, Rowohlt Kindler Verlag 2025, Seite 267
Friedes anderer Liebhaber war Palutke, der sich im Krieg an jüdischem Eigentum bereichert hat und auch im Nachkriegsdeutschland zu den geschäftlich erfolgreichen Menschen zählt. Friede geht ihm aus dem Weg, weil sie die Befürchtung hat, dass die Deportation von Viktor auf sein Konto geht. Martha hat Kontakt zu Palutke und mischt sich immer wieder ungebeten in Friedes Leben ein.
Robert, Schauspieler und Bühnenbauer, hat Gisela von Franken aus der Verschickung nach Hamburg mitgenommen. Durch ihn bekommt Friede die Möglichkeit, wieder eine Beletage auf ihr Haus zu bauen und eine Künstlerpension aufzubauen. Es finden interessante Menschen zu ihr, die ihr wie Kindern ans Herz wachsen. Die Menschen im Haus in der Tornquiststraße werden zu einer Wahlfamilie.
Ich mag die unaufgeregte Sprache, die sich den Emotionen der Personen entgegenstellt. Die Geschichte baut sich sehr langsam auf und betrachtet die besonders harten Nachkriegsjahre bis zur Währungsreform 1949. Erst danach ging es wirtschaftlich spürbar aufwärts. Bis zum Ende des Romans 1955 wird vieles gut. Auf dem Weg dahin dominiert phasenweise eine gewisse Melancholie.
Mit dem Einstieg in das Buch habe ich mich schwer getan, erst ab der Mitte hatte es mich richtig. Das letzte Viertel hat mir am besten gefallen, als etwas mehr Dynamik in die Handlung kam und lose Fäden zueinander fanden. Welche Fäden das sind, verrate ich dir nicht, um dir die Spannung beim Lesen zu lassen.
Als Hamburgerin hat mir mal wieder besonders gut gefallen, die Straßenzüge in Eimsbüttel, Harvestehude und der Neustadt zu kennen, durch die die Romanfiguren streifen.
Den Roman haben Nicole und ich zeitgleich als Rezensionsexemplare gelesen. Ihre Rezension findest du im Blog Life with a glow. Ich bin gespannt, wie ihr das Buch gefallen hat!
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