Originalausgabe, Hardcover mit Schutzumschlag, 240 Seiten ISBN 978-3-570-10511-5 Erschienen am 11. Mai 2023 im Verlag C. Bertelsmann (Werbung) Eine Leseprobe und Bestellmöglichkeiten bei diversen Händlern findest Du auf der Verlagswebsite.
„Sommer 1983: Lika hat endlich das Abitur in der Tasche. Bevor sie die norddeutsche Heimatstadt Kappeln, ihren Vater und kleinen Bruder verlassen und in ein neues Leben eintauchen wird, fängt sie als Bedienung bei Fränki im Kakadu an. Kellnerin Biggi ist hier die gute Seele, auch wenn es privat alles andere als rund läuft bei ihr. Der Kakadu wird für Lika schnell zu einer Art Ersatzfamilie. Das liegt auch am französischen Koch, der sie mit seinem Charme und seinen Kochkünsten umwirbt. Ob Picknick beim Segeln oder nächtliches Schwimmen, durch Antoine entdeckt Lika in diesen sommersatten Wochen ganz neue Facetten der Liebe. Aber es wird auch ein Sommer der schmerzlichen Wahrheit, denn Lika erfährt etwas über ihre verstorbene Mutter, was sämtliche Gewissheiten erschüttert.
Warmherziger Humor und eine leise Melancholie – in ihrem unverwechselbaren Sound erzählt Anne Müller vom Weggehen und Aufbrechen und vom Erwachsenwerden. Vor dem einzigartigen Hintergrund der Schleilandschaft weckt die Autorin die frühen 80er Jahre zum Leben.
Verlagstext
1983 ging als Jahrhundertsommer des 20 Jahrhunderts in die Wettergeschichte ein und genauso erinnere ich diesen Sommer. Die Schule begann nach den Sommerferien direkt mit Hitzefrei an mehreren Tagen.
Ich kam in die 7. Klasse und weiß noch genau, was mein Look in diesem Sommer war: Supermini-Jeansrock genäht aus einer Röhrenjeans, die einer Krankenhausschere zum Opfer gefallen war – sowas kennt Bloggerin Fran mit einer Latzhose – und einem rosa-weiß-hellblau gestreiften Top, das eigentlich ein Unterhemd war und die nächsten 20 Jahre mitgewachsen ist.
Für Lika als Abiturientin besteht die Mode des Sommers aus Karottenhose und schwarzem Bigshirt, seitlich geknotet (vgl. Seite 96). Sie war mir weit voraus!
Lika kann ihr Glück kaum fassen, wie traumhaft ihr letzter Sommer zu Hause in Kappeln an der Schlei ist und genießt jede Stunde samt lauen, romantischen Nächten. Norddeutschland ist ansonsten eher für nasse Sommer bekannt – damals zumindest noch – so dass sie seit Kindertagen etwas Ungewöhnliches führt: ein Regentagebuch.
„Liebe den Regen! Denn wenn du es nicht tust, regnet es trotzdem.“
Seite 35, Widmung ihrer Mutter im Regentagebuch
Begonnen auf Initiative ihrer Mutter im Regensommer 1975 führt sie es bis 1983. Sie findet 50 Regenformen, die sie in Arten und Gefühlen beschreibt (vgl. Seite 34 f): Egal-Regen, Regen als Gefängnis, Spaßverderber-Regen …
„Das Leben ist wie eine Jukebox, wenn Du nicht selbst deine Lieder auswählst, musst Du den Scheiß der anderen anhören!“
Antoine auf Seite 100
Im Kakadu, von Biggi so treffend als „Fundbüro für verlorene Seelen“ (Seite 19) bezeichnet, lernt Lika im Sommer 1983 fürs Leben. Sie erkennt, was verzwickte Lebensläufe aus Menschen machen können und wie wichtig es für sie ist, sich weiterzuentwickeln und ins Studium in eine andere Stadt zu gehen – wohin sie das auch immer führen mag.
Dieser eine Sommer zwischen Jugend und Erwachsen werden – der ist etwas ganz Besonderes. Es war mir eine Freude, Lika in diesem Sommer zu begleiten, auch wenn das bei mir keine 24 Stunden gedauert hat. Ein schönes Sommerbuch samt norddeutscher Gelassenheit, das mich zu lautem Lachen und gerührtem Schlucken verführt hat.
Kennst Du Romane von Anne Müller? Ist dieser etwas für Dich?
Hardcover mit Schutzumschlag, 400 Seiten 978-3-453-27353-5 Erschienen am 29. März 2023 im Verlag Heyne Hardcore (Werbung) Eine Leseprobe und Bestellmöglichkeiten bei diversen Händlern findest Du auf der Verlagswebsite.
„Norderney 1962: Die junge Hanna fängt im Kindererholungsheim Strandhafer als Pflegerin an. Sie ist voller Hoffnung, einen Beitrag zum Guten in der Welt leisten und den kranken Kindern dort helfen zu können. Doch schnell stößt sie dabei auf Widerstand: Oberschwester Margot leitet das Heim mit harter Hand, Hanna fühlt sich bald von der strengen Frau drangsaliert. Wie kann solch eine herzlose Person die Aufsicht über kranke Kinder führen? Hanna beginnt zu recherchieren. Dabei stößt sie auf immer mehr erschreckende Ungereimtheiten in der dunklen Geschichte des Heims. Sie muss sich entscheiden: wie gewohnt den Kopf einziehen oder für ihre Überzeugungen kämpfen. Und dafür alles riskieren.“
Verlagstext
Achtung Spoiler!
Zusammen mit ihre Cousine Evi hat Hanna die Ausbildung zur Kinderpflegerin gemacht. Krankenschwester zu werden, würde ihr liegen, aber dem steht ihre Leseschwäche, die sie mühsam zu verbergen versucht, im Weg. Sie freut sich von Herzen darauf, auf Norderney zusammen mit Evi ein Jahr zu verbringen und den Kindern Gutes zu tun.
Hanna hat sich zur Vorbereitung Spiele und Geschichten ausgedacht und hat eine traumhafte Strandzeit vor Augen. Evi interessiert sich von vornerein mehr für Partys und Affären. Es zeigt sich schnell, dass es Evi leicht fällt, die Missstände in dem Kinderheim auszublenden und sich auf ihren privaten Spaß zu konzentrieren. Sie macht die Arbeit eh nur, weil ihr Vater das von ihr erwartet, bevor sie zu Hause ins Lichtspielhausunternehmen einsteigen darf.
Hanna hingehen kann nicht wegsehen, wenn Kinder gequält werden, indem ihnen zum Beispiel gegen ihren Willen Essen und Medikamente verabreicht, Isolationszimmer zur Strafe und nicht zum Schutz der Ausbreitung von Krankheiten verwendet und Kinder mit speziellen Themen selbst vom Personal mit erniedrigenden Spitznamen belegt werden.
Das ist der eine Handlungsstrang: Hannas und Evis Weg. Der andere dreht sich um den Niederländer Jan, der seine Tante Ardie sucht, die bis Mitte Mai 1945 auf Norderney gewesen sein müsste. Das knüpft den Bogen zur NS-Vergangenheit einiger Schlüsselpersonen um das Heim herum.
Wilko, Hausmeister des Kinderheims, kommt weder über den kriegsbedingten Verlust seines Bruders noch seines Vaters hinweg und versucht mit seiner Piratenradiosendung Gegen der Vergessen dafür zu sorgen, dass niemand vergisst, was im 2. Weltkrieg auf Norderney passiert ist. Das damals erlittenes Trauma zieht sich bis heute körperlich und mental durch sein Leben. Schafft er es, sich der Vergangenheit seiner Familie zu stellen und dabei selbst zu heilen?
Besonders gefallen hat mir an dem Roman die bildhafte Sprache, gerade in Bezug auf Gedanken und Gefühle, die im Kopf wie Farben und Geräusche wirken, zum Beispiel bei Rita, einem der Verschickungskinder.
„In Ritas Kopf schwappte eine zähflüssige Masse und begrub sämtliche Gedanken mit satten, schmatzenden Geräuschen, die einfach nicht leiser werden wollten.“
Pos. 2594 im Kindle-E-Book
Die Geschichte hat mich berührt und ich habe den Roman in einem Rutsch durchgelesen. Inhaltlich ist es einerseits schwere Kost, weil es um die Misshandlung von Kindern geht. Anderseits ist es aber auch eine schöne Geschichte, wenn man bedenkt, wie sehr Hanna sich für die Kinder gerade macht und versucht, etwas zu bewirken. Ob Dir der Schreibstil liegt, kannst Du beim Sichten einer Leseprobe fix feststellen.
Am Rande
Interessant finde ich, welchen Bezug die Autorin zu der Geschichte hat: Ihre Mutter war in den 1960er Jahren Kinderpflegerin auf Norderney und war ihr bei der Recherche behilflich.
Meine Mutter war genau in dem Jahr 1962, in dem das Buch beginnt, für ein Jahr in einem ähnlichen Kinderheim in Timmendorfer Strand an der Ostsee, die Mutter einer Freundin ein Jahr zuvor auf Helgoland. Beide habe das Jahr in den Kinderheimen als Hilfskraft verbracht, um die Zeit zu überbrücken, bis sie 18 Jahre waren und damit alt genug für die Ausbildung zur Krankenschwester bzw. Erzieherin.
Das war damals für Frauen ein durchaus üblicher Weg, heute würde man das FSJ nennen. Fans von Norderney werden sich beim Lesen anders in die Geschichte einlesen als welche, die Norderney nicht kennen.
Auf Norderney war ich 1982 für zwei Wochen im Sommer und habe die Zeit dort noch gut vor Augen. 1984 war ich auf Borkum => die Westfriesischen Inseln und ich haben ihre Liebe zueinander bisher nicht gefunden . Ich bin im Team Nordfriesland und deutsche Ostseeküste.
Deutsche Erstausgabe Aus dem Englischen von Daniel Müller, Sven Scheer Originaltitel Ultra Processed People, Originalverlag Cornerstone Press Hardcover mit Schutzumschlag, 416 Seiten ISBN 978-3-453-21847-5 Erschienen am 24. Mai 2023 im Heyne Verlag (Werbung)
„Warum weiß unser Körper genau, wieviel Wasser wir brauchen, wie viel Sauerstoff wir benötigen – aber beim Essen scheinen unsere Systeme zu versagen? Woran liegt es, dass seit einigen Jahrzehnten Übergewicht und Fettleibigkeit auf der ganzen Welt zu einem ernsthaften Problem geworden sind, das mit jedem Jahr schwerwiegender wird?
Chris van Tulleken zeigt einen einzigen Grund auf, der hierfür verantwortlich ist: hochverarbeitete Lebensmittel – sie sind allgegenwärtig und selbst für ernährungsbewusste Menschen nicht ohne Weiteres vermeidbar. Hochverarbeitete Lebensmittel manipulieren unsere Körper – und das ist von der Industrie durchaus gewollt. Ihre Produkte sollen uns süchtig machen und uns dazu verführen, immer mehr zu kaufen und zu essen.
Anhand zahlreicher Studien und mit Hilfe eines dramatischen Selbstversuchs zeigt der Arzt, Wissenschaftler und Familienvater, wie verheerend hochverarbeitete Lebensmittel in unseren Körpern wirken, wie sie rücksichtslos und ungehindert vermarktet werden – und wie wir die Kontrolle über unser Essverhalten und unsere Gesundheit zurückgewinnen.
Verlagstext
HVL ist die Abkürzung für hochverarbeitete Lebensmittel. Am größten ist deren Einsatz in den USA und Großbritannien, aber auch in Deutschland finden sich Unmengen davon in den Haushalten und Läden. Eben war ich im Discounter einkaufen und habe mir die INCI von verschiedenen Marmeladen und Joghurts mal wieder genau angesehen. Preis, Marke oder ein Bio-Siegel spielen dabei keine Rolle.
„Wenn es in Plastik verpackt ist und mindestens eine Zutat enthält, die man nicht in einer normalen Haushaltsküche findet, handelt es sich um ein HVL.“
Vereinfachte Definition von HVL, Seite 17
Eine Orientierung zur Einordnung von Lebensmitteln gibt die NOVA Lebensmittelklassifikation, die Lebensmittel nach Art, Umfang und Zweck und Grad der industriellen Verarbeitung in vier Gruppen einteilt (vgl. Seite 52/53)
Unverarbeitete oder kaum verarbeitete Lebensmittel, die in der Natur zu finden sind. Darunter laufen Fleisch, Obst Gemüse, Gemüse, Mehl, Nudeln.
Verarbeitete Zutaten für die Zubereitung von Speisen. Das sind zum Beispiel Butter, Zucker, Salz, Essig, Honig oder Stärken. Aus einer Kombination von Produkten der Gruppen 1 und 2 lassen sich ordentliche, schmackhafte Speisen herstellen.
Vorproduzierte Mischungen aus den Gruppen 1 und 2, die in erster Linie für die Konservierung verarbeitet werden. Das sind Dosenbohnen, gesalzene Nüsse, Räucherfleisch, eingelegtes Obst und frisches Brot.
Hochverarbeitete Lebensmittel, die Inhaltsstoffe enthalten, die im Wesentlichen ausschließlich in der Industrie verwendet werden. Bei deren Herstellung kommen industrielle Verfahren zum Einsatz, von denen viele aufwändige Gerätschaften und Technologien brauchen. Darunter fallen beispielsweise Kartoffelchips, Tiefkühlpizza, Softdrinks oder Tütensuppen.
Im Einzelfall sind sich Wissenschaftler nicht immer ganz einig, in welche Kategorie ein Produkt gehört. Das spielt für mich keine Rolle, weil ich in der Hinsicht keinen Perfektionismus anstrebe.
Es gibt HVL in günstigen und hochpreisigen Produkten. In Bioprodukten kommen unnötige Zusatzstoffe genauso vor wie in konventionellen Lebensmitteln. Wobei unnötig relativ ist: Der Hersteller findet sie vielleicht nötig, um seine Marge zu erhöhen und die Menschen dazu zu bringen, noch mehr davon haben zu wollen. Aus gesundheitlicher Sicht sind viele Stoffe überflüssig oder sogar schädlich.
Seit 2013 versuche ich im Rahmen der Fokussierung auf Clean Eating mit möglichst wenig verarbeiteten Lebensmitteln zum Beispiel Emulgatoren, kalorienarme Süßungsmittel, stabilisierende Pflanzengummis, Feuchthaltemittel, Aroma- und Farbstoffe, Festigungsmittel, raffinierte Pflanzenöle und ähnliches zu vermeiden – oder wie der Autor so treffend zusammenfasst:
„Stoffe, die man eigentlich gar nicht als „Lebensmittel“ bezeichnen kann.“
Seite 16
Eine Zeitlang bin ich dabei immer recht konsequent, vieles wird dauerhaft beibehalten, manches immer mal wieder überprüft. Wir haben deshalb zum Beispiel seit 2020 anderes Brot, Senf, Tomatenmark und Marmeladen als vorher. Dann lachte mich der frische Bio-Hefeteig an und schon wieder waren Zusatzstoffe in meinem Bauch, die ich da eigentlich nicht mehr haben wollte.
Stattdessen habe ich eben frische Hefe gekauft für die nächste Pizza. Auch Trockenhefe enthält bei einigen Herstellern mehr als nur Hefe – just learned. Bis Du verinnerlicht hast, welche Produkte sauber sind, hilft nur einkaufen mit Lesebrille für das Kleingedruckte.
Dabei ist wirklich jedes einzelne Produkt genau anzusehen, denn ein Blaubeerjoghurt kann vom selbem Hersteller zum Beispiel weniger Zusatzstoffe haben als ein Granatapfeljoghurt. Die Granatapfelkerne sollen ja schließlich schön verteilt im Joghurt schweben. Schlagsahne verschiedener Hersteller und Fettstufen hat unterschiedliche INCI. In den meisten ist leider nicht nur Sahne, sondern mindestens auch Carrageen als Bindemittel. Schlagsahne ohne Bindemittel hat eine dicke Fettschichtablagerung unterm Deckel und spritzt beim Schlagen viel mehr als welche mit Bindemittel. Dennoch kaufe ich künftig lieber welche ohne, weil mir jetzt erst klar wurde, was Carrageen ist. Ich hielt es für Stärke, ist es aber nicht.
Das ist das Gute an dem Buch: Auch wenn man sich mit der Thematik durchaus schon mal beschäftigt hat erinnert es einen daran, sich wieder noch konsequenter darauf zu besinnen. Für wen das Thema neu ist, steht vieles drin, was ein gewisses Entsetzen hervorruft.
Einziger Nachteil an dem Buch für Endverbraucher: Es ist teilweise recht wissenschaftlich geschrieben. Es ist kein locker-flockiger Unterhaltungstext, sondern um das Buch mit Spaß zu lesen, ist ein gewisses Interesse an wissenschaftlicher Arbeit durchaus von Vorteil, auch wenn das Buch Anekdoten aus dem Leben des Autors enthält.
Für mich hat sich es gelohnt, so ein Sachbuch zu lesen, wenn ich hinterher auch nur Kleinigkeiten im meinem Leben dadurch verbessere. In diesem Fall sind es konkret
bei möglichst unverarbeiteten oder wenig verarbeiteten Lebensmitteln zu bleiben, die aus Zutaten bestehen, die sich regelmäßig in unserem Haushalt befinden.
Pizzateig und Baguettes wieder mit frischer Hefe selbst herzustellen. Bei dem Blick auf die Verpackung des Aufback-Ciabattas aus dem Supermarkt wurde mir nämlich ganz anders. Ich backe künftig lieber wieder ein Baguette auf Vorrat und friere es ein.
Bei Fetten im Haushalt weiter nur auf Butter und kaltgepresstes Olivenöl zu setzen. Wenn man Butter und Olivenöl mischt, kann man es auch gut zum Braten verwenden. Rauchendes Fett vermeide ich eh. Mein Sodom und Gomorrha bleibt Bio-Palmöl in meiner Nuss-Nougat-Creme. Beim Palmöl ist neben dem Anbau ungut, dass es recht stark verarbeitet wird, bevor es genießbar ist. Das hat es allerdings mit Sonnenblumenöl gemeinsam, was alternativ in solchen Cremes verwendet wird und damit auch nicht besser ist.
Anstelle von Soja Cuisine werde ich wieder auf Schmand und Schlagsahne ohne Zusätze zurückgreifen. Auf Soja Cuisine hatte ich umgestellt aus CO2-Gründen, weil sie fettärmer und ergiebiger ist und es phasenweise schlichtweg keinen Schmand im Discounter gab. Mir war immer klar, dass Schmand ohne jegliche Zusatzstoffe gesünder sein dürfte, aber die Nebenwirkungen der HVL waren mir nicht in der ganzen Konsequenz bewusst.
Besonders gut gefällt mir bei Chris van Tulleken, dass er seine Sichtweise weder als absolut noch als für immer gültig darstellt. Er führt seinen aktuellen Wissensstand vor Augen und versucht die Erkenntnisse einzuordnen und Handlungen für sich und Empfehlungen für andere daraus abzuleiten. Gleichzeitig weist er darauf hin, was für Ernährungs- und Diätirrtümern er selbst als Arzt schon in der Vergangenheit aufgesessen ist.
Dieses Buch ist ausdrücklich weder ein Abnehm- noch ein Diätratgeber. Es geht lediglich um Arten von Lebensmitteln, was HVL in unseren Körperzellen anrichten können und wie wir vielleicht die Chance haben, eine genetische Vorliebe für HVL auszutricksen, indem wir bewusst damit umgehen und versuchen, uns gesünder zu ernähren – und auf dem Weg vielleicht auch schweres Übergewicht zu vermeiden.
Liebste Tochter – Du lügst so gut wie ich von Claire Douglas
Deutsche Erstausgabe Aus dem Englischen von Ivana Marinović Originaltitel The Couple at No 9, Originalverlag Penguin Paperback , Klappenbroschur, 480 Seiten ISBN 978-3-328-10766-8 Erschienen am 29. März 2023 im Penguin Verlag (Werbung) Eine Leseprobe und Bestellmöglichkeiten bei diversen Händlern findest Du auf der Verlagswebsite.
„Eine Familie voller Lügner. Doch nur einer ist ein Mörder.
Schon lange ist Saffys Verhältnis zu ihrer Mutter Lorna mehr als schwierig. Doch ein grausiger Fund führt die beiden Frauen wieder zusammen: Auf dem alten Anwesen der Familie, im Garten des Hauses, werden bei Renovierungsarbeiten die Leichen zweier Menschen entdeckt. Alle Hinweise deuten auf einen vor Jahren begangenen Doppelmord hin. Der Fund sorgt in der idyllischen Kleinstadt mitten in England für Aufsehen. Während die Journalisten das Haus belagern, bleibt Saffy nichts anderes übrig, als die Recherchen selbst in die Hand zu nehmen. Was ist vor all den Jahren wirklich geschehen? Ist sie bereit, das dunkelste Geheimnis ihrer Familie ans Licht zu bringen?“
Verlagstext
Rose, Mutter von Lorna und Oma von Saffy, befindet sich mit Demenz im Altersheim. Sie hat lichte Momente, die deutlich abnehmen, erinnert sich aber offenbar an mehr, als sie preisgeben möchte. Im Zug der Haushaltsauflösung von Rose erfahren Lorna und Saffy, dass Rose seit Ende der 1970er ein Cottage besitzt, das vermietet war.
Dieses Cottage hat die Hausnummer 9, daher der englische Titel. Das Wort Couple im englischen Titel bezieht sich auf Rose und Daphne, die dort 1980 gemeinsam gelebt haben. Den deutschen Titel habe ich bis zum Ende nicht verstanden. Wer den Thriller gelesen und den Titel verstanden hat, klärt mich bitte auf.
Besagtes Cottage hat Rose auf Lorna umschreiben lassen. Da Lorna in Spanien lebt, hat sie kein Interesse an dem Wohnsitz und überlässt das altmodische Häuschen ihrer Tochter. Saffy ist gerade dabei, es sich mit ihrem Partner Tom zur Familiengründung herzurichten, als die Bauarbeiter beim Ausheben für den Küchenanbau den Leichenfund machen.
Lorna kommt Saffy sofort zur Unterstützung herbeigeflogen, hat aber auch keine Ahnung, was passiert sein kann. Parallel zur Polizei versuchen Lorna und Saffy herauszufinden, um wen es sich bei den Leichen handeln kann und wie das Leben von Rose und Daphne ausgesehen haben mag.
Hat Lorna damals auch in dem Haus gelebt? Sie war drei als sie umzog und kann sich an kaum etwas erinnern. Was sind wirklich Erinnerungen und was ist Einbildung? Die Bilder im Kopf schieben sich durcheinander. Dazu kommt, dass sie keine Ahnung hat, wer ihr Vater ist.
Es gibt weitere Handlungsstränge, die sich im Lauf des Thrillers zu einem verbinden. Bis Seite 390 fand ich die Geschichte krimimäßig spannend, dann stockte mir der Atem beim Lesen. Bis zum Schluss waren es zum Glück nur noch schnell zu lesende 80 Seiten, die ich entsprechend verschlungen habe.
Als nächstes stehen von der Autorin Stil Alive und Missing auf meiner Leseliste. Schön finde ich, dass die Thriller keine Serie sind, sondern gewisse Grundhandlungsähnlichkeiten aufweisen, bei denen ich einen Wiedererkennungswert beim Lesen vermute.
Ist das ein Thriller für Dich? Kanntest Du die Autorin bereits?
Der letzte Auftrag Die Spionin-Reihe Band 3 von Titus Müller
Paperback, Klappenbroschur, 400 Seiten ISBN 978-3-453-44127-9 Erschienen am 11. Mai 2023 im Heyne Verlag (Werbung) Bestellmöglichkeiten bei diversen Händlern findest Du auf der Verlagswebsite.
„1989. Ria Nachtmann hat ihre große Liebe geheiratet und sich als Spionin zur Ruhe gesetzt. Ihre Tochter Annie verfolgt derweil einen gewagten Plan: Sie will eine Doku des DDR-Widerstands drehen und sie in den Westen schmuggeln. Als sie und ihr Freund Michael dabei versehentlich zwei Männer einer KGB-Geheimoperation filmen, gerät alles außer Kontrolle. Der in Dresden stationierte russische Agent Wladimir Putin hängt sich an ihre Fersen. Mutter und Tochter stehen bald zwischen allen Fronten und müssen erkennen, dass es um nichts weniger geht als um den Sturz der DDR-Regierung und die Zukunft Deutschlands.“
Verlagstext
Die vollständige Spionin-Reihe
Mit Spannung habe ich auf den dritten Band der Reihe gewartet, nachdem ich in den beiden Jahren zuvor Die fremde Spionin und Das zweite Geheimnis verschlungen habe. Wenn Du die Serie noch nicht kennst, hast Du jetzt lange genug gewartet, um sie in einem Rutsch zu lesen.
Der Titel passt für mich nicht ganz zum Buch, denn es geht im Wesentlichen um Annie und nicht um die ehemalige Spionin Ria. Ria tritt zwar mit ihrem Netzwerk kurz in Erscheinung und das hat eine bedeutende Rolle, nimmt im Buch aber nur wenige Seiten ein.
Annie und Ria sind oft in Gedanken beieinander, sind sich aber durch das getrennte Leben in Ost- und West-Berlin so fremd, dass es ihnen schwer fällt, sich aufeinander einzulassen. Als Ria einen kodierten Hilferuf von Annie erhält, ist sie aber sofort bereit, dafür alles aufs Spiel zu setzen.
Der inhaltlicher Fokus liegt politisch in dem Band auf den letzten Tagen der DDR um den 40. Jahrestag 1989 herum. Menschlich geht es um Bindungen. Ria und Annie haben es schwer miteinander, weil Annie bei Adoptiveltern aufgewachsen ist und Ria nach einem späteren Kennenlernen in die BRD geflüchtet ist und sie ein zweites Mal verlassen hat. Theoretisch hat man immer eine Wahl – praktisch manchmal doch nicht wirklich.
Dieser Bruch in der Familiengeschichte bestimmt Annies Leben. Als sie ihre Jugendliebe aus Sportlertagen, Michael, wieder trifft, projiziert sie ihre Bindungsbedürfnisse auf ihn, was seiner Freundin nicht gerade gefällt. Für wen wird Michael sich entscheiden? Das verrate ich Dir nicht.
Band 1 fand ich großartig, Band 2 auch spannend, beim dritten hat der Zug für mich beim Lesen nachgelassen. So wichtig die ganzen politischen Details der DDR sind – real und für den Roman – so zogen sich diese Teile für mich beim Lesen.
Zwar wollte ich wissen, wie die Geschichte der beteiligten Romanfiguren ausgeht, aber ansonsten hat mich die Geschichte nicht so gefangen genommen, wie bei den ersten beiden Bänden. Das mag möglicherweise daran liegen, dass ich mich noch gut an Details aus dem Jahr 1989 erinnere. 1961 und 1973 habe ich politisch nicht erlebt.
Für Fans der Spionin-Reihe ist das Buch ein Lesetipp, weil es den Abschluss bildet. Wer Lust hat, eine Serie in einem Schwung zu lesen, wird auch diesen dritten Band lesen wollen. Zum Einstieg in die Reihe ist der dritte Band aus meiner Sicht nicht geeignet, weil Vorwissen fehlen würde.