Kategorien
Lesetipps Lifestyle

Lesetipp **** Welche Alternativen gibt es zur Komsumgesellschaft?

Werbung – Rezensionsexemplar

Der Tag an dem wir aufhoeren zu shoppen von J B MacKinnon

Der Tag, an dem wir aufhören zu shoppen
Wie ein Ende der Konsumkultur uns selbst und die Welt rettet
James B. MacKinnon

Aus dem Englischen von Stephan Gebauer
Originaltitel: THE DAY THE WORLD STOPS SHOPPING
Originalverlag: The Bodley Head
Hardcover mit Schutzumschlag, 480 Seiten
ISBN 978-3-328-60090-9
Erschienen am 20. September 2021 im Penguin Verlag (Werbung)
Bestellmöglichkeiten bei diversen Händlern findest Du auf der Verlagswebsite.

„Was würde passieren, wenn wir plötzlich alle aufhörten zu shoppen? Welchen Einfluss hätte es auf die Wirtschaft, unsere Arbeit, unser Leben und unser Denken? Auf einer Reise rund um den Globus hat der kanadische Umweltjournalist J. B. MacKinnon beobachtet, wie Menschen sich anpassen, wenn die Shoppingkultur unerwartet endet. Er hat Expertenstimmen zu den Folgen gesammelt und Gesellschaften besucht, die seit jeher ohne überflüssigen Konsum leben. Anhand vieler Beispiele zeigt er, welchen Gewinn es darstellt, weniger zu kaufen – für unseren Planeten, für unsere Gesellschaft und für jeden einzelnen von uns. Denn weniger shoppen heißt nicht zuletzt, sich auf das konzentrieren zu können, was im Leben wirklich wichtig ist.

Klappentext

Von Shoppingstopp zu Perspektiven

Das Buch ist so aktuell, dass die Auswirkungen der Corona-Lockdowns in die Überlegungen und Auswertungen eingeflossen sind. Das Buch geht durch die Stadien der ersten Tage, wenn man nichts mehr shoppen würde, welche Teile der Wirtschaft oder Gesellschaft dabei zusammenbrechen würden, wie eine mittelfristige Anpassung an die neue Lage aussehen könnte und eine langfristige Transformationen entstehen könnte. Im Nachwort gibt Der Autor seinen persönlichen Gedanken Raum, welche bessere Möglichkeit er als Alternative sieht, mit dem Einkaufen aufzuhören.

Konsum und die Umwelt

Wenn wir dabei an Umweltschutz und die Rettung der Erde denken, ist es erheblich hilfreicher, weniger zu kaufen, als auf erneuerbare Energien etc. zu setzen, weil diese oft auch wiederum für mehr Konsum und Verbrauch eingesetzt werden.

Frei nach dem Motto: Wenn der Kühlschrank weniger Strom braucht, kann ich mir dafür einen größeren hinstellen. Wenn die Ersparnis am Ende zusätzlichen Konsum von Verbrauchsmitteln nach sich zieht, die beim Thema Shoppen gerne vergessen werden, ist niemandem geholfen.

„Für unsere Politiker ist die Vorstellung, wir könnten in kürzester Zeit technologische und kulturelle Fortschritte erzielen, die weit über jene hinausgehen, an denen wir in den letzten drei Jahrzehnten gescheitert sind, immer noch plausibler als der Gedanke, die Menschheit könnte überzeugt werden, ein bisschen weniger Zeug zu kaufen.

Seite 108

Passt in Bezug auf die aktuell anstehende Bildung der neuen Regierung der Bundesrepublik, oder? Es wurden in und nach der Corona-Krise ja sogar eher Kaufanreize geschaffen, als dass zu weniger Konsum aufgerufen wird.

Länderabhängiger Verbrauch

Schwierig finde ich, dass einzelne kleine Länder am Ende durch Verhaltensänderungen wenig ausrichten werden. Was nützt es, wenn in Deutschland umweltfreundlichere Autos fahren und unsere alten Diesel weiter nach Afrika verschifft werden? Was hilft es, wenn Deutschland von seinem Verbrauch von 3 Erden weg kommt, Amerika aber bei seinen 5,5 bleibt?

Krass ist dazu auch ein Absatz auf Seite 116f, der leider zu lang ist, um ihn hier zitieren zu dürfen, in dem es um nächtliche Beleuchtung von Städten geht – wie es aussähe, wenn man sich Chicago mit 90 % weniger Licht vorstellen würde oder andere amerikanische Städte mit 1/3 oder 1/5 weniger im Vergleich zum aktuellen Stand, aber auch besondere Orte in Madrid, Mailand, Huangpu, Tokio oder die M25 in London. Das Ergebnis ist laut James B. MacKinnon

„Es sähe aus wie das Leben in Berlin in jeder normalen Nacht.“

Seite 117

Was dann wieder dazu führt, dass ich mich manchmal frage, was meine kleinen Bemühungen hier überhaupt bringen, solange im Großen nicht umgedacht wird. Ich weiß dann außerdem sofort wieder genau, warum ich kein Bedürfnis habe, Amerika je zu bereisen. Die Menschen dieses riesigen Landes scheinen offenbar mehrheitlich der Meinung zu sein, dass ihnen die Erde alleine gehört.

Was kommt danach?

Zur Veränderung der Wirtschaft nach dem ersten Zusammenbruch stellt der Autor klar, dass das Ende des Wirtschaftswachstums nicht das Ende der Wirtschaft ist (Seite 129). Diesen Gedanken finde ich entscheidend, wenn es darum geht, die Angst vor der Veränderung in den Griff zu bekommen.

Den Aspekt, dass wirtschaftliche Desaster oft den mit Konsum verbundenen Statusdruck verringern (Seite 155), habe ich selbst deutlich während der Corona-Lockdowns gespürt, obwohl ich mich nicht mal als sonderlich statusbewussten Menschen sehe. Wobei – statusbewusst vielleicht schon, statusbesessen aber nicht.

Das Buch lebt von Fallbeispielen und Gedankenspielen. Vieles war mir neu, einiges vorher schon bewusst. Interessant fand ich die Teile, in denen es darum geht, dass auch der Konsum von Dienstleistungen und anderen nicht sichtbaren Waren wie Strom und Gas Konsum ist, der weitreichendere Folgen haben kann, als Dinge zu kaufen.

Jeder Konsum zieht Konsum nach sich bei demjenigen, bei dem man konsumiert hat. Die Konsumkette ist länger, als ich bisher durchdacht hatte.

Wie Menschen den Konsum von Dingen ersetzen, was das Ansammeln von Geld anstatt Konsum ausmacht und was passiert, wenn Dinge aus Herstellersicht zu lange halten und wenn Firmen bewusste Sollbruchstellen für erneuten Konsum einbauen, ist eindrucksvoll zu lesen.

Warum gebe ich dem Buch nur vier anstatt fünf Sternen?

Der Teil der Transformation zwischen Seite 340 und 428 ist mir zu gestreckt. Die Utopien waren mir zu langatmig, so dass ich sie nur überflogen habe.

Beim anschließenden Nachwort hatte der Autor meine Aufmerksamkeit aber wieder vollständig und was seine grundsätzliche Lösung angeht, sind wir einer Meinung.

Meine 5 Cent

Seit dem Lesen des Buchs Konsum – Warum wir kaufen, was wir nicht brauchen (Rezensionsexemplar) von Carl Tillessen kaufe eine umweltverträgliche Nuss-Nougat-Creme als vorher. Die Gläser, in denen die verkauft wird, lassen sich sogar samt Deckel bestens weiter für andere Dinge verwenden.

Nach dem Lesen dieses Buchs ändere ich konkret, dass ich noch mehr überlege, was ich mit dem Geld und der Zeit mache, die ich beim bewussten Konsumieren eingespart habe. Ich möchte noch mehr prüfen, ob ich die Ersparnis wirklich spare oder nur für etwas anderes – vielleicht sogar noch mehr? – einsetze.

Wie hat sich Dein Konsum in den letzten Jahren verändert?


Kategorien
Lesetipps

Lesetipp ***** Das kommt dabei heraus, wenn man sich aufs Erben verlässt …

Werbung – Das Buch ist selbst gekauft, aber mit den Verlagen kooperiere ich ansonsten mit Rezensionsexemplaren.

Das Nest von Cynthia D'Aprix Sweeney

Das Nest
von Cynthia D’Aprix Sweeney

464 Seiten
Aus dem Amerikanischen von Nicolai von Schweder-Schreiner
Originaltitel The Nest, Originalverlag HarperCollins, New York

Die Versionen für den Kindle und das gebundene Buch sind 2016 bei Klett-Cotta (Werbung) erschienen, das Taschenbuch 2018 im Goldmann Verlag (Werbung). Ich habe das Kindle-E-Book gekauft, deshalb verwende ich das Cover von Klett-Cotta für den Beitrag. Bestellmöglichkeiten bei diversen Händlern findest Du auf den Verlagswebsites.

„Die Geschwister Melody, Jack, Bea und Leo Plumb verbindet nur noch die Aussicht auf ihr Erbe. Denn sie alle brauchen dringend Geld. Melody wachsen die Ausgaben für ihr Vorstadthäuschen und die Collegegebühren ihrer Töchter über den Kopf. Antiquitätenhändler Jack hat hinter dem Rücken seines Ehemanns das Sommerhaus verpfändet, und Schriftstellerin Bea will ein größeres Apartment. Doch dann verwendet ihre Mutter das Erbe, um Playboy Leo aus einer Notlage zu helfen. Unfreiwillig wiedervereint, müssen die Geschwister sich mit altem Groll und falschen Gewissheiten auseinandersetzen. Aber vor allem müssen sie irgendwo Geld auftreiben.“

Klappentext

Es ist passiert: Mein SUB war weg. Nichts mehr zum Lesen im Haus! Das konnte nicht lange gut gehen … also habe ich mich fix durch die Leseproben auf meinem Kindle gewühlt und bin dabei auf das Das Nest gestoßen. Die Leseprobe habe ich mir bestellt, nachdem ich im Juli das Buch Unter Freunden (Rezensionsexemplar) von Cynthia D’Aprix Sweeney gelesen habe.

Doch nun zu diesem Roman: Die vier Geschwister sind ein Haufen unreifer, egoistischer, mittelalter New Yorker, die sich auf ein vorgezogenen Erbe verlassen, das sogenannte Nest, das sie erhalten sollen, wenn die jüngste der Geschwister 40 wird, was zu Beginn der Geschichte in einigen Monaten ansteht.

Nachdem das Geld durch eine riesige Dummheit von Leo zum Großteil über den Jordan ging – es bleiben 50.000 anstatt 500.000 USD pro Kopf, was immer noch viel Geld ist, aber nicht, wenn man 20 Jahre darauf hin gelebt und Schulden gemacht hat, weil man fest mit 500.000 USD gerechnet hat, drehen alle frei.

Der Vater wusste schon, warum er damals eher an 50.000 USD pro Kopf gedacht hat und nicht an 500.000 USD und warum er es erst etwa 20 Jahre nach seinem Tod auszahlen lassen wollte. Er kannte seine Brut und wollte, dass seine Kinder erwachsen werden und finanziell auf eigenen Beinen stehen.

Die 50.000 USD waren eher als Zuschuss zur Rente gedacht, als den übertriebenen Lifestyle seiner Kinder zu finanzieren. Durch Glück und Geschick bei der Anlage des Geldes, erst durch den Vater, dann den Verwalter, wurden schnell 500.000 USD pro Kopf daraus. Vielleicht wäre es besser gewesen, wenn die vier das zumindest nicht gewusst hätten.

Das Buch hat mich von der ersten Seite an gefesselt, weil ich als Leserin immer mehr wusste, als die Beteiligten. Wer alles wen hinters Licht führt, wer welche Leichen im Keller hat und wie die Köpfe aus den Schlingen gezogen werden sollen, wird garstig und fantasievoll erzählt. Für mich blieb der Roman bis zur letzten Seite spannend und hat mich bestens unterhalten.

Unter Freunden hat von mir auch schon 5 Sterne bekommen, Das Nest gefällt mir allerdings noch besser, weil es mehr Hauptdarsteller hat, mit denen ich mitfühlen konnte.

Unabhängig von der Story gefällt mir folgendes Zitat

„“Äußerlichkeiten sind wichtig“, erklärte sie ihren Kindern. „Wenn die Leute euch nach eurem Inneren bewerten sollen, lenkt sie nicht mit eurem Äußeren ab.““

Seite 154

Man muss sich mit seinem Äußeren beschäftigen, damit das Innere gesehen werden kann. Das ist mein Job.

Ist das eine Familiengeschichte für Dich?


Kategorien
Lesetipps

Lesetipp **** für Thriller-Fans

Werbung – Rezensionsexemplar

Todesschmerz von Andreas Gruber

Todesschmerz
Maarten S. Sneijder und Sabine Nemez 6
von Andreas Gruber

Originalausgabe
Taschenbuch, Klappenbroschur, 592 Seiten
ISBN 978-3-442-49109-4
Erschienen am 13. September 2021 im Goldmann Verlag (Werbung)
Bestellmöglichkeiten bei diversen Händlern findest Du auf der Verlagswebsite.

„Mitten in den brisanten Ermittlungen um einen Verräter in den eigenen Reihen werden BKA-Profiler Maarten S. Sneijder und sein Team abgezogen und nach Norwegen geschickt, um den Mord an der deutschen Botschafterin aufzuklären. Doch das Motiv bleibt rätselhaft, und die norwegische Polizei verweigert die Zusammenarbeit. Sneijder muss kreativ werden – und macht damit einen besonders mächtigen Gegner auf sich aufmerksam. Als dann noch ein erstes Mitglied von Sneijders Team einem kaltblütigen Killer zum Opfer fällt, steht Sneijder vor seiner bisher größten Herausforderung …“

Klappentext

Kennst Du die Serie mit Maarten S. Sneijder und Sabine Nemez?

Falls nicht, fang bitte mit einem der früheren Bände an zu lesen, am besten mit dem ersten, der heißt Todesfrist. Du kannst sie in einem Schung verschlingen – vorausgesetzt, Du hast kein Problem mit extrem brutalen Morden und Selbstgerechtigkeit eines Ermittlers (in Büchern natürlich nur, nicht im wahren Leben), der vieles recht ungerührt betrachtet:

„Ja, die Sterberate um ihn herum war in den letzten Jahren tatsächlich bedenklich gestiegen – wobei sie eigentlich immer schon hoch gewesen war, wenn er sich das recht überlegte.“

Sneijder, Seite 579

Die Thriller sind extrem spannend. Zum Inhalt dieses Bandes möchte ich hier gar nicht mehr sagen, als im Klappentext steht, weil ich dabei schnell zu viel verraten würde.

Es bietet sich an, die Bücher in der Reihenfolge der Veröffentlichung zu lesen, weil die persönlichen Geschichten der Teammitglieder darauf aufbauen. Ich jedenfalls fände es doof, in Band 6 zu lesen, wer vorher bereits im Einsatz gestorben ist oder auf welchem Weg auf seinen Posten gelangt ist, weil das in den vorherigen Bänden die Spannung darum nimmt.

Außerdem ist Herr Sneijder ein ziemlich spezieller Kerl, dessen Eigenarten nicht in jedem Band von neuem erklärt werden. Wobei dazu sogar ein bisschen im Einband des Taschenbuchs steht. Schön finde ich den Dialog zwischen Nemez und Sneijder zur Sichtweise auf Normalität:

„“Das ist doch nicht normal, was wir hier tun, oder?“, fragte sie.
Sneijder rührte gedankenverloren in seinem Kakao. „Was ist denn schon normal, Nemez?“
„Normal ist, was die Menschheit tut.“
Er nahm den Löffel aus der Tasse, lies in abtropfen und zeigte dann damit auf sie, als hätte er genau diese Antwort von ihr erwartet. „Das würde bedeuten, dass die Mehrheit der Menschen normal ist. Sehen Sie, und genau das bezweifle ich. Zum Glück sind wir beide nicht so – und genau da deshalb sind hier.““

Seite 259

Fazit

Warum bekommt das Buch von mir nur vier von fünf Sternen, obwohl es mir gefallen hat? Die Geschichte war mir im Verlauf um eine Schlinge zu verworren. Es waren dermaßen viele Fälle ineinander verwickelt, so dass es für mich auch einer weniger getan hätte. Außerdem dauert der Showdown am Ende gute 100 Seiten. Das fand ich ein bisschen arg lang. Super gewählt finde ich das Titelbild. Wofür es steht, erfährst Du beim Lesen. Ich freue mich auf Band 7, der im September 2022 erscheinen soll.

Ist das ein Thriller für Dich?


Kategorien
Lesetipps

Lesetipp ***** Eine lebenslange Freundschaft mit Hindernissen

Werbung – Rezensionsexemplar

Der Weg nach Hause von Sofia Lundberg

Der Weg nach Hause
von Sofia Lundberg

Deutsche Erstausgabe
Aus dem Schwedischen von Kerstin Schöps
Originaltitel Som en fjäder i vinden, Originalverlag Forum
Hardcover mit Schutzumschlag, 368 Seiten
ISBN 978-3-442-31643-4
Erschienen am 30. August 2021 im Goldmann Verlag (Werbung)
Bestellmöglichkeiten bei diversen Händlern und eine Leseprobe findest Du auf der Verlagswebsite.

„Es ist Sommer auf Gotland. Viola, die seit jeher auf der Insel lebt, verbringt glückliche Tage umgeben von ihren Töchtern, Enkeln und Urenkeln. Doch ein Anruf aus Paris stellt ihr Leben auf den Kopf. Jahrzehntelang hat sie die Stimme ihrer besten Freundin nicht gehört und jetzt teilt Lilly ihr mit, dass sie sterben wird. Viola steht unter Schock. Denn mit einem Mal sind sie wieder da – die längst verdrängten Erinnerungen an die Vertraute aus Kindertagen. Kurzerhand beschließt Viola nach Paris zu reisen, um Lilly zu suchen. Denn sie weiß, dass sie keinen Frieden finden wird, ehe sie nicht erfährt, warum Lilly damals ohne ein Wort verschwand …“

Klappentext

Das ist der Beginn des Romans, viel spannender jedoch ist der Aufbau der Geschichte. Das ganze Buch spielt immer am 12. August eines Jahres – und zwar abwechselnd in 2019 im Jetzt und vom 12. August 1948 an, als Lillys Mutter bei der Geburt ihres neunten Kindes stirbt, jährlich aufsteigend bis 1968.

Lilly und Viola begehen diesen Tag, während sie noch in Häusern nebeneinander wohnen, als Kinder und Jugendliche immer gemeinsam und gedenken der verstorbenen Mutter. Lilly ist hin und her gerissen zwischen der Liebe zu ihrem jüngsten Bruder Sture und unbändigem Zorn auf ihn, weil ihr durch seine Geburt die Mutter genommen wurde.

Dass Viola als Einzelkind aus finanziell deutlich entspannteren Verhältnissen kommt als Lilly, schaffen die beiden immer wieder, durch ihre tiefe Verbundenheit zu überbrücken.

Viola versteht bis 2019 nicht, warum Lilly nie wieder nach Hause zurückgekehrt ist und in den ganzen Jahren nur zwei Briefe geschrieben hat. Beim Lesen erfährst Du schrittweise, wie und warum Lilly ihren Weg gegangen ist. Das Ende hat mich sehr berührt. Ich habe es zwar beim Lesen irgendwann geahnt, aber ahnen ist etwas anderes, als dann zu lesen, was passiert ist.

Bereits den ersten Roman der Autorin Das rote Adressbuch (Rezensionsexemplar) habe ich verschlungen und mehrfach nachgekauft zum Verschenken. Das zweite Buch Ein halbes Herz, habe ich nicht als Rezensionsexemplar erhalten und wollte es dann nicht kaufen, weil die Rezensionen im Internet mich nicht überzeugt haben. Kennst Du eins der beiden? Sollte ich das Lesen von Ein halbes Herz nachholen?

Ist Der Weg nach Hause ein Roman für Dich?


Kategorien
Lesetipps

Lesetipp ***** Wenn man die Jugendliebe im Internet wiederfindet …

Werbung – Rezensionsexemplar

Alles wird gut von Nina Lykke

Alles wird gut
von Nina Lykke

Deutsche Erstausgabe
Aus dem Norwegischen von Sylvia Kall und Ina Kronenberger
Originaltitel Full spredning, Originalverlag Forlaget
Hardcover mit Schutzumschlag, 352 Seiten
ISBN 978-3-442-75934-7
Erschienen am 16. August 2021 im btb Verlag (Werbung)
Bestellmöglichkeiten bei diversen Händlern findest Du auf der Verlagswebsite.

„Wie konnte es so weit kommen? Elin – Mitte 50, Allgemeinärztin seit 20 Jahren und genauso lange verheiratet mit Aksel – ist kurzerhand in ihre Praxis gezogen. Während Aksel jede freie Minute mit Skilanglauf verbringt, schickt Elin eines Abends schon leicht angeschickert eine Nachricht an ihren Jugendfreund Bjørn – der antwortet prompt. Elin fühlt sich das erste Mal seit Langem wieder richtig lebendig. Aus Alltagsresignation wird erwartungsvolle Aufbruchsstimmung. Doch eine langjährige Ehe und das gutsituierte Leben im Reihenhaus lassen sich nicht so leicht abschütteln. Das ist die Ausgangssituation des vielfach ausgezeichneten Romans, der mit entlarvender Ehrlichkeit das Beziehungsleben der modernen Großstädter in mittleren Jahren unter die Lupe nimmt.“

Klappentext

Bis zu Zeiten des Internets war es unwahrscheinlich, alten Liebschaften nach vielen Jahren wieder über den Weg zu laufen. Ein Schultreffen war noch die eheste Möglichkeit. Aber wer schaut im Netz nicht ab und an mal, ob der eine oder andere Verflossene dort zu finden ist, was aus ihm wurde und wie er (oder sie) jetzt aussieht? Von nur mal online gucken bis sich in eine Affäre sondergleichen zu stürzen ist da alles drin …

Der Roman hat mich von der ersten Seite an in seinen Bann gezogen. Die Geschichte liest sich wie ein ergreifender Monolog. Das Spannende dabei ist, dass die Leserin weiß, dass Elin während des Monologs in der Praxis lebt, aber eben nicht, wie es dazu kam und wie es enden wird. Stückweise setzt sich die Geschichte zusammen.

Etwas lerne ich bei der Lektüre von Elin, was mir selbst ungemein schwer fällt: Dinge auszusitzen, die man eh nicht will. Man muss nicht immer sofort antworten, sich nicht um alles kümmern. Man kann sich einfach mal zurücklehnen und sehen, was ohne das eigene Zutun passiert.

„Mit jeder Minute, die verstrich, ohne dass ich antwortete, wurde ich ruhiger, und jetzt ärgerte es mich, dass ich mehr als ein halbes Jahrhundert auf dieser Welt zubringen musste, um es zu begreifen, dass es am besten und am effektivsten ist, wenn ich gar nichts sage oder mache.“

Seite 16

Schön sind auch die Szenen, nachdem es Elin nicht gelungen ist, sich zusammenzureißen. Als Ärztin muss es definitiv eine Herausforderung sein, einige Patienten zu ertragen und ihnen nicht ungeschminkt die Meinung zu ihrem gesundheitlichen Lebensstil an den Kopf zu werfen.

„Der Deckel meines inneren Dampfkochtopfs ist wieder fest verschraubt, denn ich habe heute schon mein Kontingent an tolerierten Entgleisungen für das ganze Jahr, vielleicht für mein ganzes Berufsleben ausgeschöpft.“

Seite 201

Und letztlich kann es einem genauso ergehen wie Elin.

„In jeder einzelnen Minute und Sekunde kann alles zusammenbrechen, niemand ist sicher in diesem sogenannten Alltag, den wir für in Stein gemeißelt halten, der aber in Wirklichkeit in Sand geschrieben ist, und bald kommt der Tsunami. Aus der Entfernung wirkt die Welle sie kraftlos und ungefährlich. Erst wenn sie sich über dich erhebt, erkennst du, wie riesig sie ist, aber dann ist es zu spät.“

Seite 210

Nichts im Leben ist sicher, alles kann von heute auf morgen einstürzen – physisch im Umfeld oder Körper, psychisch in Beziehungen. Ich mag Beständigkeit und deshalb gehört zu meine größten Ängsten, dass das passieren kann. Das Einzige, was relativ sicher ist: Für die meisten Menschen geht es irgendwie dann am Ende doch gut weiter, auch wenn sie unfreiwilligen Veränderungen ausgesetzt sind.

Den Spruch alles wird gut kann ich dennoch nicht leiden. Warum? Er wird meistens in Momenten verwendet, wo der Betroffene gar keine Ahnung hat, wie etwas wieder gut werden soll. Es wird anders fände ich viel passender. Ob es für Elin am Ende des Buchs gut wird, findest Du am besten selbst heraus, indem Du den Roman liest.

Hast Du Erfahrung damit, alte Liebhaber nach vielen Jahren wieder zu treffen?