
Ohne Worte #11

Lifestyle-Blog „meyrose – fashion, beauty & me“ von Imageberaterin Ines Meyrose aus Hamburg
Herzlichen Dank an Leser_innen, die mir mit einem Beitrag in die Kaffeekasse von PayPal bis Dauerauftrag per Banküberweisung, per Post oder vor der Tür im Mai eine Freude gemacht haben. Ich habe mir Bücher, Blumen und diverse Eiskugeln davon gegönnt, der Zausel hat eine Tüte Leckerlis bekommen.
„Wie kommt es zum Gap zwischen realem und gefühltem Alter? Warum ändert sich das Gap im Lauf der Zeit – mal mehr, mal weniger – mal nach oben, mal nach unten?“
fragte Kristin
Aus diesen Fragen zum Thema Älterwerden ist nach der Veröffentlichung meines Beitrags Gefühltes Alter versus Geburtsurkunde eine Blogparade entstanden. Ich freue mich über die Vielfalt der Betrachtungen und darüber, dass die Blogparade so weite Kreise gezogen hat, dass sogar ein Blog dabei ist, den ich nicht kannte.
Du hast auch Lust, zu dem Thema etwas zu veröffentlichen? Dann verlinke bitte auf meinen Ursprungsbeitrag und lass mir den Link zu Deinem Blogbeitrag zukommen, damit ich ihn hier in der Zusammenfassung nachtragen kann.
Letzte Woche habe ich gesehen, dass sich zwei Menschen mit Handschlag begrüßt haben, was mich hat zusammenzucken lassen. Ich habe nach März 2020 genau zweimal jemandem aus Versehen die Hand gegeben, im Affekt sozusagen, weil sie mir entgegengestreckt wurde. Es war ein Automatismus wie das Öffnen einer Tür, auf eine entgegen gestreckte Hand mit einem Handschlag zu reagieren.
Nach dem zweiten Versehen hatte ich mir diesen Automatismus erfolgreich abtrainiert, so dass ich inzwischen einen Meter zurückweiche, wenn mir jemand die Hand geben möchte. Das kommt leider immer noch vor. Dabei gebe ich gesunden Menschen zum Kennenlernen unter normalen Umständen tatsächlich gerne die Hand. Ein Händedruck sagt immens viel über die Person aus.
Ich habe keine Ahnung, wie lange es noch dauert, bis wieder ein normaler gesellschaftlicher Umgang mit körperlichen Begrüßungsformen üblich ist. Und was wird dann das neue Normal?
In sozialen Netzwerken habe ich im letzten Jahr gefragt, welche Begrüßungsformen gemocht werden. Auf Wangenküsschen steht demnach kaum jemand. Ich auch nicht. Weiß jeder, der mich kennt. Traut sich keiner mehr. Gut so. Aber was ist mit Umarmungen, einem Handschlag oder lieber nur einem Winken?
Im Januar war ich auf einer Trauerfeier. Wir standen vor der Kirche, langsam bildetet sich eine kleine Traube – mit Abstand natürlich – der sich kennenden Trauergäste. Wir sind alle zusammen zur Schule gegangen bzw. kennen uns seit etwa 30 Jahren. Es war interessant zu sehen, wie unterschiedlich sich Menschen derzeit begrüßen, die sich länger nicht gesehen haben.
Mein Eindruck ist, dass Männer deutlich mehr das Bedürfnis nach irgendeiner Form von körperlicher Begrüßung haben als Frauen. Die kamen alle mit einem Corona-Ellenbogen-Check an. Ich will aber nicht mal das. Ist mir zu dicht dran. Ich winke a la Queen Elisabeth hoheitsvoll halbkreisförmig mit dem Arm und sage dabei Grußworte. Eine Art Regenbogengruß. Das Bild dazu mag ich.
Lustig war, wer meine körperlich distanzierte Begrüßung akzeptiert und sich sogar schützend mit einem sie macht so vor mich gestellt hat, als jemand mit seinem Ellenbogen zu mir wollte, und wer seinen Ellenbogen quasi gegen meinen gerammt hat, bevor ich wegtreten konnte …
Das Erlebnis führte zu der Erkenntnis, dass ein körperliches Begrüßungsritual offenbar für männliches Gockelgehabe wichtiger ist als für Frauen, die wissen, wo sie stehen.
Auf ZEIT ONLINE habe ich einen interessanten Beitrag mit Autor Jochen Hörisch im Interview bei Wenke Husmann zum Thema Hände gelesen: „Wir entwickeln ein gestörtes Verhältnis zur Körperlichkeit“ (Werbung). Ich habe keine Ahnung, wie die Spätschäden der Corona-Pandemie sich in der Hinsicht auswirken werden.